YURAGISO NO YUUNA-SAN © 2016 by Tadahiro Miura/SHUEISHA Inc.

Tadahiro Miura, seines Zeichens erfolgreicher Schöpfer der Shonen JUMP-Hitserie „Yunas Geisterhaus“, die hierzulande durch KAZÉ Manga veröffentlicht wird, beehrte die AnimagiC 2019 in Mannheim mit seinem ersten europäischen Convention-Auftritt überhaupt. Wir haben diese einmalige Gelegenheit genutzt und konnten ein ausführliches Interview mit dem Zeichner führen, bei dem er uns Einblicke in seinen Werdegang, seine Zusammenarbeit mit „Food Wars“-Zeichner Shun Saeki, seine Arbeit an „Yunas Geisterhaus“ sowie seine Freizeitgestaltung gewährt hat.

An dieser Stelle gilt unser besonderer Dank KAZÉ Manga, dem japanischen Verlag Shueisha sowie dem Team der AnimagiC, ohne die dieses Interview nicht möglich gewesen wäre. Natürlich möchten wir uns aber auch insbesondere bei Tadahiro Miura selbst bedanken, der uns trotz seines sehr vollen Zeitplans einen Teil seiner kostbaren Zeit zur Verfügung gestellt hat.

Anmerkung: Nachfolgend werden wir der Einfachheit halber AnimeNachrichten mit AN abkürzen, während Tadahiro Miura einfach mit Miura betitelt wird. Alle Fragen und Antworten wurden von einer Übersetzerin vor Ort ins Japanische bzw. Deutsche übersetzt. Wir haben die Antworten in die Ich-Form übertragen und ggf. den Wortlaut leicht abgewandelt, ohne jedoch inhaltlich Änderungen vorzunehmen.

Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen!


AN: Zunächst einmal herzlich willkommen in Deutschland und hier auf der AnimagiC. Sie sind ja zum ersten Mal auf einer Convention in Europa. Wie gefällt es Ihnen denn bisher?

Miura: Im Vergleich zu Japan ist es hier tatsächlich schön kühl, was ich ganz gut finde. Ich hatte schon gehört, dass es im vergangenen Jahr teils bis zu 40 Grad heiß geworden ist, da hatte ich mir schon Sorgen gemacht. Aber jetzt ist es doch sehr angenehm kühl. Dafür sind die Besucher aber alle sehr leidenschaftlich und enthusiastisch bei der Sache, was mir sehr gut gefällt.

AN: Gibt es eigentlich etwas, worauf Sie sich bei Ihrem Deutschlandbesuch besonders gefreut haben? Vielleicht ein besonderes Gericht, das Sie unbedingt einmal probieren wollten?

Miura: Tatsächlich freue ich mich sehr darauf, die verschiedenen Arten von Würstchen zu probieren. Bisher habe ich nur die kleinen Nürnberger Würstchen gegessen und möchte jetzt gerne die Chance nutzen, um die ganze Palette durchzuprobieren.

AN: Kommen wir zu Ihrer Karriere als Zeichner. Können Sie uns kurz schildern, wie es dazu kam, dass sie Manga-ka geworden sind? War das schon immer ihr Traumberuf?

Miura: Also als es gegen Ende der Oberschule darum ging zu entscheiden, wie es nach der Schule weitergehen sollte, ist mir die Entscheidung für das Mangazeichnen eigentlich nicht besonders schwer gefallen. Ich habe schon immer gerne gezeichnet, seit ich überhaupt einen Stift halten konnte. Man könnte also schon sagen, dass Manga-ka schon immer mein Traumberuf war.

Dieses schicke sommerliche Motiv aus „Yunas Geisterhaus“ bekamen die Teilnehmer der Signierstunden im Rahmen der AnimagiC 2019 von Tadahiro Miura signiert.

YURAGISO NO YUUNA-SAN © 2016 by Tadahiro Miura/SHUEISHA Inc.

AN: 2012 haben Sie die Zeichnungen zum Manga „Koisome Momiji“, der es bisher leider noch nicht zu uns nach Deutschland geschafft hat, beigesteuert. Die Story hat damals Tsugirou Sakamoto-sensei geschrieben.

Was würden Sie aufgrund Ihrer persönlichen Erfahrung sagen: Ist es herausfordernder eine vorgegebene Geschichte möglichst gut zeichnerisch umzusetzen oder sich selbst immer wieder in den kreativen Prozess zu stürzen, sich eine Story auszudenken, dafür aber alle Freiheiten bei der zeichnerischen Gestaltung zu haben? Was sind die interessanten und was die schwierigen Seiten an beiden Varianten?

Miura: Das ist für mich ganz eindeutig! Die aktuelle Situation, bei der ich mehr Freiheiten habe, passt zu mir persönlich einfach viel besser und es fällt mir auch leichter. Natürlich gibt es auch Vorteile, wenn bereits eine fertige Story existiert. Das gibt einem natürlich mehr Zeit, sich mit den eigentlichen Zeichnungen zu beschäftigen. Das macht auch durchaus manchmal Spaß. Was für mich aber immer eher schwierig dabei ist, ist, dass ich mich bis zum Schluss an meinen Entwurf halten muss. Ich kann also kurz vor Abgabe des Kapitels nicht einfach etwas ändern, was mir nicht gefällt, sondern bin an die dann bestehende Version gebunden. Im Vergleich dazu macht es aber auch einfach sehr viel Spaß sich selbst eine Story auszudenken. Zudem hat man eben auch die Freiheit auch kurz vor Abgabe noch Änderungen an einzelnen Seiten oder Panels vorzunehmen, ohne dafür jemand anderen fragen zu müssen. Dafür ist der Arbeitsaufwand natürlich höher, wenn man Story und Zeichnungen alleine verantwortet und die Zeit für das reine Zeichnen ist deutlich geringer.

AN: Um noch bei „Koisome Momiji“ zu bleiben: Damals war Shun Saeki, der Zeichner von „Food Wars – Shokugeki no Soma“, einer Ihrer Assistenten. Dieser hat in der Vergangenheit auch erklärt, dass er Sie in Sachen Manga als Vorbild betrachtet. Erzählen Sie uns doch kurz wie ihre Zusammenarbeit damals ausgesehen hat und wie es für Sie ist zu wissen, dass Sie für andere Manga-ka auch eine Art Vorbildfunktion einnehmen.

Miura: Ich habe mir im Laufe der Zeit eine ganz eigene zeitsparende und effiziente Arbeitsweise angeeignet. Dazu gehört zum Beispiel auch, wie ich bestimmte Software verwende oder wie ich Anweisungen an meine Assistenten weitergebe. Dieses System habe ich Saeki-sensei vermittelt, der damit auch während seiner Arbeit an „Food Wars – Shokugeki no Soma“ weitergearbeitet hat. Ich denke, das ist im Grunde das, was ich Saeki-sensei aus unserer gemeinsamen Arbeit mitgeben konnte.

AN: In Kapitel 43 von „Yunas Geisterhaus“ kommen auch ganz kurz Soma und Megumi aus „Food Wars“ vor, oder?

Miura: Das stimmt. Chisaki ist dafür kurz in einem Kapitel von „Food Wars“ zu sehen. Das war eine kleine Kollaboration, die wir hatten.

Wer in Kapitel 43 von „Yunas Geisterhaus“ ganz genau hinschaut, kann dort nicht nur Soma und Megumi, sondern auch Erina und Hisako aus „Food Wars“ entdecken. Im Gegenzug hat Chisaki einen Gastauftritt im Kapitel 159 von „Food Wars – Shokugeki no Soma“.

AN: Um zu ihrer aktuellen Geschichte „Yunas Geisterhaus“ zu kommen: Wie sind Sie zu Beginn vorgegangen? Hatten Sie zunächst die Idee für einen oder mehrere der Charaktere und haben anschließend eine passende Story dazu erdacht oder hatten Sie erst die Geschichte des Mangas im Kopf?

Miura: Gerade als ich den Charakter Yuna entworfen hatte, kam mein damaliger Redakteur mit dem Vorschlag auf mich zu, bei der nächsten Konferenz ein Konzept für eine mögliche neue Mangareihe einzureichen. Als wir uns dann überlegt haben, in welchem Umfeld der Charakter Yuna gut funktionieren könnte, entstand dabei die Onsen-Pension Yuragi. Im Prinzip ging die ganze Reihe also von Yuna als Charakter aus.

AN: Hatten Sie bereits zu Beginn Ihrer Arbeit an „Yunas Geisterhaus“ das Gefühl, dass die Story so erfolgreich werden würde?

Miura: Natürlich habe ich das gehofft. Vor dem Hintergrund, dass die vorherige Reihe „Koisome Momiji“ eher kurz war, wollte ich mir diesmal umso mehr Mühe geben, damit „Yunas Geisterhaus“ möglichst lange in der „Weekly Shonen JUMP“ fortgesetzt werden kann.

AN: In „Yunas Geisterhaus“ kommen sehr viele unterschiedliche weibliche Charaktere vor. Wie gelingt es Ihnen hier die richtige Balance zu finden und keinen der Charaktere zu vernachlässigen?

Miura: Um die richtige Balance zu finden, achte ich im Prinzip auf zwei Dinge: Zum einen diskutiere ich in meiner wöchentlichen Besprechung mit meinem Redakteur, welcher Charakter in letzter Zeit weniger vorgekommen ist und daher nun vielleicht im Fokus stehen sollte, aber andersherum auch, welcher Charakter vielleicht sehr oft zu sehen war und aus diesem Grund vielleicht erst einmal wieder in den Hintergrund rücken sollte. Das wird von Kapitel zu Kapitel immer wieder neu diskutiert. Zum anderen spielt auch die Beliebtheit der Charaktere bei den Lesern eine entscheidende Rolle. Natürlich versuche ich die beliebteren Charaktere ein wenig öfter einzubauen.

Beim Live-Drawing zeichnete Miura-sensei seine Protagonistin Yuna im Yaya Cosplay!

YURAGISO NO YUUNA-SAN © 2016 by Tadahiro Miura/SHUEISHA Inc.

AN: Apropos viele weibliche Charaktere. Wie schaffen Sie es als Mann sich in diese vielen unterschiedlichen Frauen hineinzudenken und ihre Charaktere und Reaktionen so realistisch wirken zu lassen? Das muss doch recht schwierig sein?

Miura: Tatsächlich hilft mir dabei glaube ich eine Kombination aus verschiedenen Erfahrungen. Abgesehen von persönlichen Erfahrungen spielen hier auch Dinge eine Rolle, die ich aus Filmen oder Büchern mitgenommen habe. Das alles habe ich über die Zeit verinnerlicht und es hilft mir bei der Darstellung der weiblichen Charaktere.

AN: „Yunas Geisterhaus“ spielt in einer Onsen-Pension. Nutzen Sie Onsen auch privat für ihre Entspannung oder gibt es ganz andere Dinge, die Sie in ihrer Freizeit machen, um zu entspannen?

Miura: Ich würde tatsächlich sehr gerne in ein Onsen gehen, aber ich habe momentan einfach keine Zeit dafür. Es ist ja auch so, dass die Strecke von Tokio zu einem Onsen dann doch recht weit ist. Wenn ich denn doch einmal ein wenig freie Zeit finde, was sehr selten ist, dann gehe ich aber gerne ins Kino. Ich schaue sehr gerne Filme und für mich ist es immer ein besonderes Erlebnis, diese auf der großen Leinwand zu sehen.

AN: Ihr Manga wurde im vergangenen Jahr auch als Anime umgesetzt, der jetzt auch bei uns in Deutschland durch KAZÉ Anime veröffentlicht wird. Hatten Sie Gelegenheit an der Produktion der Serie mitzuwirken und wie hat Ihnen der fertige Anime gefallen?

Miura: Kurz bevor die Produktion des Anime begonnen hat, habe ich beispielsweise an Konferenzen mit dem Regisseur, dem Charakterdesigner und weiteren wichtigen Mitgliedern des Produktionsteams teilgenommen. Als die Charakterdesigns dann fertig waren, habe ich diese noch einmal gecheckt und hin und wieder kleinere Änderungswünsche abgegeben. Anschließend hatte der Regisseur aber mehr oder weniger freie Hand und ich bin sehr zufrieden damit, wie er das Ganze ausgelegt hat – vor allem auch, dass im Anime die Comedy-Elemente besonders gut zur Geltung kommen. Auch die Stimmen der einzelnen Synchronsprecher finde ich sehr passend. Das Endergebnis so zu sehen, hat mich sehr gefreut.

AN: Wer den Manga verfolgt, der weiß, dass nicht nur jede Menge Frauen um Kogarashis Gunst bemüht sind, sondern auch, dass noch nicht klar ist, ob Yuna am Ende erlöst wird. Das scheinen keine einfachen Voraussetzungen für ein mögliches Ende der Geschichte zu sein. Wissen Sie bereits, wie die Story einmal enden soll, oder ist das etwas, das sich mit fortlaufender Geschichte immer weiterentwickelt?

Miura: Schon in der Konzeptionsphase der Mangareihe habe ich festgelegt, was genau die ganzen Inhalte von Yunas Geschichte sein werden, beziehungsweise, wie diese Geschichte am Ende ausgehen soll. Der Weg hin zu diesem feststehenden Ende ist aber durchaus variabel und entwickelt sich immer weiter.

AN: Wir hoffen natürlich, dass wir noch möglichst lange die Geschichten von Kogarashi, Yuna und Co verfolgen dürfen. Doch weit in die Zukunft gedacht: Gibt es vielleicht ein Genre, mit dem Sie bisher noch weniger zu tun hatten und mit dem Sie sich im Zuge eines möglichen zukünftigen Mangas gerne beschäftigen würden? Oder möchten Sie gerne den romantischen Komödien im weiteren Sinne treu bleiben? Sie haben ja bereits bewiesen, dass Sie ein Experte auf diesem Gebiet sind.

Miura: Tatsächlich könnte ich mir gut vorstellen auch an einer Abenteuergeschichte mit Action und vielen Kämpfen zu arbeiten. Auf niedliche Mädchen als Teil des Mangas würde ich aber auch dann nicht verzichten.

Miura-sensei war nicht nur so nett uns noch ein Shikishi als Erinnerung zu signieren, sondern hat sich auch noch für ein gemeinsames Foto zur Verfügung gestellt!
YURAGISO NO YUUNA-SAN © 2016 by Tadahiro Miura/SHUEISHA Inc.
FOTO © AnimeNachrichten

AN: Es gibt sicherlich auch viele deutsche Fans von „Yunas Geisterhaus“, die es an diesem Wochenende nicht zur AnimagiC geschafft haben. Möchten Sie diesen Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?

Miura: Auch wenn Fans von „Yunas Geisterhaus“ vielleicht nicht zur AnimagiC kommen konnten, um mich hier zu treffen, so sind wir doch eigentlich bereits im Herzen verbunden, wenn sie die Mangas lesen oder den Anime schauen. Ich wünsche mir natürlich auch, dass alle weiterhin viel Spaß mit den ganzen Charakteren aus „Yunas Geisterhaus“ haben.

AN: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben!


YURAGISO NO YUUNA-SAN © 2016 by Tadahiro Miura/SHUEISHA Inc.

Über Yunas Geisterhaus:

Tadahiro Miura startete seine Reihe „Yunas Geisterhaus“ 2016 in Shueishas bekanntem „Weekly Shonen JUMP“-Magazin. Die romantische Komödie vereint Humor, Erotik, Romantik und klassische Shonen- bzw. Actionelemente miteinander. In Japan umfasst die noch laufende Mangareihe derzeit 17 Bände, von denen bisher 9 Stück in deutscher Sprache bei KAZÉ Manga erschienen sind. Band 10 wird zudem in Kürze am 05. Oktober 2019 in den Handel kommen. 2018 inspirierte der Manga außerdem eine Anime-Adaption, die hierzulande seit dem 19. August 2019 durch KAZÉ Anime auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht wird.

Darum geht es:

Außer der Begabung, Geister sehen zu können, hat Kogarashi nicht viel vorzuweisen. Vor allem sitzt er auf einem Berg Schulden und braucht dringend eine billige Unterkunft. Das ehemalige Badehaus, in dem es spuken soll, scheint genau das Richtige zu sein. Und wenn er die Geister dort vertreiben kann, bekommt er sogar lebenslanges Wohnrecht – gratis!!! Das Dumme ist nur, dass der Geist, der dort sein Unwesen treibt, unfassbar … niedlich ist?!

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Steffen
Ich bin Steffen, seit 2016 Teil des AnimeNachrichten-Teams und nur wenig kürzer auch als Chefredakteur tätig. Aus diesem Grund habe ich meine Finger eigentlich in allen Themengebieten im Spiel, kümmere mich jedoch inbesondere um Anime, Manga, Light Novels, Interviews sowie um die Kommunikation mit unseren Partnern aus der Branche.
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