Wir schreiben das Jahr 2002 und auf RTL II laufen sehr viele Animes – Deutschland ist im Animefieber. Die Jugend will aber natürlich immer wieder etwas Neues sehen, also holte man eine Serie, die schon seit 1992 im japanischen TV läuft. Die Rede ist von Shin Chan. Zum damaligen Zeitpunkt hat man die erste Synchronisation noch der englischen Vertonung angepasst und war so weiter weg von der Original-Version. Das besserte sich aber mit der Zeit, doch nach knapp 130 Folgen war Schluss. Fans warteten Jahre auf neue Folgen oder auch die Kinofilme. Im Jahr 2017 ging eine neue Synchronisation an den Start. Doch es sollte noch bis 2019 dauern bis wir diese endlich sehen durften. So geht es dank Polyband Anime nun endlich weiter. Man startet diesmal bei Folge 689 und liefert mit „SHIN CHAN – Die neuen Folgen“ Vol. 1 zunächst 21 neue Kurz-Episoden ab, welche immer ungefähr acht Minuten lang sind.
Da man bei Shin Chan immer nur kurze Episoden hat und diese uns einen längeren Sketch zeigen, ist die Thematik einer fortlaufenden Handlung etwas schwer. Wir befinden uns in diesem großen Kosmos, der sich seit den Anfängen weiterentwickelt hat. Viele der Charaktere tauchen dabei immer wieder auf und wir erleben kurze Abenteuer mit ihnen. Im Fokus ist dabei aber natürlich stets der fünfjährige Junge Shin Chan, der immer wieder Unsinn im Kopf hat und seine Umwelt in den Wahnsinn treibt. Dabei kann von der Parodie eines gesamten Genres bis hin zu einem typischen japanischen Witz alles dabei sein. Da wir uns als Zuschauer nun mitten in der Serie befinden und der Anime nun schon einmal so lange läuft, muss man sich daran gewöhnen, dass einem einige Charaktere natürlich nicht mehr erklärt werden.
„SHIN CHAN – Die neuen Folgen“ Vol. 1 macht es dem Zuschauer an manchen Stellen nicht leicht, obwohl der Anime nicht viel Hintergrundwissen verlangt. So wird man immer wieder mit Charakteren konfrontiert, die Probleme mit Shin Chan bekommen. Diese sind oft völlig unterschiedlicher Art. Der Spaß steht aber immer im Vordergrund und man wird unterhalten. Dabei sollte man aber auf viele Po-Witze stehen, denn diese sind bekanntermaßen die Superwaffe von Shin Chan. 😉
„SHIN CHAN – Die neuen Folgen“ Vol. 1 und die Frage: Kann der Zuschauer noch einsteigen?
Wie schon erwähnt, wird man als deutscher Zuschauer mit den neuen Episoden einfach in Folge 689 der Serie hineingeworfen. Es hat sich aber natürlich viel getan seit 1992: Der Mangaka verstarb und seit 2010 schlagen die Folgen des Anime auch einen leicht anderen Weg ein. Genau mit diesen Episoden von 2010 geht es bei „SHIN CHAN – Die neuen Folgen“ Vol. 1 los. Als Zuschauer ist man also wieder mittendrin, über 500 Folgen fehlen aber seit der letzten deutschen Episode. Das merkt man auch! Einiges ist nicht mehr so, wie es einmal war. Der Po Boogie Woogie fehlt – das kann vielleicht auch an der britischen Version gelegen haben. Es fehlen aber auch zuvor bekannte Charaktere, wie beispielsweise die Damen aus der Buchhandlung. Dafür gibt es aber die Kindergärtnerinnen von Shin Chan und diese tauchen immer wieder auf. Ansonsten existieren immer noch seine Freunde und natürlich die Familie. Sein Vater kommt dabei weniger vor, seine Mutter ist immer wieder präsent – auch etwas, auf das wir gleich noch kommen. Seine kleine Schwester ist natürlich ebenfalls wieder mit von der Partie. Als Shin Chan Fan der ersten Stunde hat man also auch in den neuen Episoden durchaus noch einige bekannte Bezugspunkte.
Das betrifft aber nicht nur Charaktere. Shin Chan war auch schon immer eine Parodie auf das typische Familienleben der japanischen Familie und diese scheint sich offenbar nie gänzlich zu verändern. Man sagt auch: In Japan steht bei bestimmten Punkten die Zeit still. Das merkt man auch dem Anime an. Der Vater ist immer nur am arbeiten und selten daheim. Die Mutter ist dafür immer zu Hause und sorgt für den Haushalt. Es sind klassische konservative Bilder, die man hier sieht. Diese werden durch den Humor von Shin Chan aber immer wieder zerstört. Als Beispiel kann man die Episode anführen, in der Vater und Sohn angeln gehen und man die typische Einsamkeit Japans zeigt. Dabei werden die beiden von einem Fremden gestört, der wie ein Samurai aussieht und beim Fischen deutlich besser ist. Hier zeigt man dann, wie schwach der Vater ist, der am Ende aber dennoch die Situation rettet und sich bessert. Alles ist mit diesen satirischen Momenten versehen.
An anderen Stellen legt man den Fokus aber komplett auf den Humor. So erleben wir als Zuschauer immer noch das, was wir von früher kennen. Die Momente, in denen der kleine Junge einfach seinen inneren Lustmolch raushängen lässt und hübsche Frauen anbaggert. Das ist immer noch so untypisch und funktioniert deswegen auch so gut. Wir erleben etwas, was man von so einem Kind nicht erwarten würde. Es ist die Anarchie, die einen dann wieder mitzieht und dazu führt, dass man dranbleibt – auch wenn man immer wieder das Gefühl hat, etwas verpasst zu haben.
Humor und Highlights
Als Highlight dieses Volumes kann man die Folgen „Shin Chan vor, noch ein Tor!“ Teil 1 und 2 nennen. Diese beiden Episoden haben es in sich, denn sie parodieren das Genre der Sportanime perfekt, vor allem aber natürlich „Captain Tsubasa“ oder die „Kickers“. Das wird vor allem im zweiten Teil sehr deutlich. Hier kommt auch der typische Shin Chan Humor zur Geltung. Doch noch etwas hat man hier eingebaut: zwei Parodien auf Ronaldo und Neymar. Auch wenn man als Zuschauer eigentlich keine Ahnung von Fußball hat, sollte man diese zwei Personen kennen. So nimmt man das Genre auch sehr gut auf die Schippe. Man spielt mit den Elementen – vor allem bei den Schüssen, wirkt das alles viel epischer und größer als im echten Leben.
Kennt man die alten Folgen von Shin Chan, wird man viele Witze wiedererkennen. Es gibt einige Running-Gags, die immer noch wiederholt werden, sowie bekannte Charaktere. Ein gutes Beispiel ist hier auch der Leiter des Kindergartens, der immer noch für einen Yakuza gehalten wird. Das kommt in einer der neuen Folgen sehr gut zur Geltung. Hier zeigt sich dann auch, dass die Episoden nie wirklich zusammenhängen. Auch spielt der Anime mit dem Sexismus von Shin Chan und wie er in Japan vorherrscht. Man bekommt immer wieder vor Augen geführt, wie sich dieser fünfjährige Junge benimmt und wie er mit den Frauen umgeht. Das alles wird sehr humorvoll ausgespielt und man merkt sehr deutlich, was man damit zeigen möchte. Die Episode, in der die drei Kindergärtnerinnen Bikinis kaufen gehen und Shin Chan auftaucht, ist hier ein passendes Beispiel.
Optik
Man sieht „Shin Chan – Die neuen Folgen“ Vol. 1 an, dass der Anime schon acht Jahre auf dem Buckel hat. Zwar ist das Bild in 16:9 und die Farben sind kräftig, aber an manchen Stellen wird deutlich, dass man es hier noch mit einem Anime zu tun hat, der primär fürs TV produziert wurde. Ansonsten hat sich nicht viel geändert, vor allem bei den Figuren. Diese sehen immer noch so aus wie damals. Auch sonst erkennt man den Stil sehr schnell wieder. Das gilt auch für die Umgebung, in der die Serie spielt.
Ansonsten merkt man auch, dass es sich um einen Gag-Anime handelt – der Humor wird nämlich auch optisch gezeigt. Vor allem in einer Episode, in der es um einen Streit geht und Nene immer „oder“ und Bo immer „nein“ sagen. In dieser fliegen die Schriftzeichen der beiden Wörter gegeneinander und es mündet am Ende in einer Explosion. Das sieht optisch gut aus.
Synchronisation
Die Geschichte der Synchronisation von Shin Chan sollte jedem Fan bekannt sein, ansonsten hier noch eine kleine Auffrischung: Als der Anime damals bei RTL II im deutschen TV gezeigt wurde, übernahm man in Sachen Synchronisation die britische Version, welche aber obszöner war als die japanische Vorlage. Fans beschwerten sich und so wurde an der Übersetzung gearbeitet und diese war später näher am Original. Auch bei „Shin Chan – Die neuen Folgen“ Vol. 1 ist man nun wieder sehr nah am Original.
Die neuen Stimmen sind am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig – nicht etwa, weil sie schlecht sind, sondern weil man die alten Stimmen einfach immer noch im Kopf hat. Doch alle Sprecher machen einen sehr guten Job und spielen ihre Figuren sehr überzeugend. Vor allem Arlette Stanschus als Shin Chan ist sehr überzeugend und man vergisst schnell, wie die alte Stimme des Charakters klang.
Über die DVD
Die DVD ist prinzipiell gut gelungen. Der Zuschauer bekommt hier ein gutes SD-Bild geboten. Man kann sich dabei entscheiden, ob man alle Folgen an einem Stück sehen möchte oder diese lieber einzeln anwählt. Dabei lässt man aber immer den Vor- und Abspann weg. Das würde sonst auch den Sehfluss stören. So bekommt man die kurzen Folgen sehr gut präsentiert und kann wahlweise natürlich auch zum O-Ton mit deutschen Untertiteln wechseln.
Fazit
„Shin Chan – Die neuen Folgen“ Vol.1 ist Unterhaltung pur. Die knapp drei Stunden Laufzeit mit 21 Kurz-Episoden vergehen wie im Flug und man will einfach mehr. Auch die neuen Synchronsprecher machen ihren Job gut. So bekommt man als Fan endlich neue Episoden und es hätte kaum besser sein können. Einziger Wermutstropfen: Gerne hätte man auch die über 500 auf Deutsch fehlenden Episoden hierzulande gesehen.
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Handlung:
Shin Chan ist ein 5-jähriger Junge, der seine Mitmenschen, insbesondere seine Eltern Harry und Mitsy Nohara durch seine vorlaute Art in den Wahnsinn treibt. Zusammen mit seinen Freunden Nini, Kosmo, Max und Bo erlebt er die verrücktesten Dinge und mit seinem unkonventionellen Verhalten, seinen offenherzigen Witzen und seinem gerne mal entblößten Hinterteil sorgt Shin Chan für derbe Lacher in diesem Anarcho-Comedy-Anime, der auch außerhalb von Japan bereits Kultstatus erlangt hat.
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