Am 9. und am 10. Februar 2019 fand in der Hamburger Uni-Mensa die CoAket statt, eine noch junge Manga-Convention, die sich auf den Dialog zwischen den Zeichnern, den Fans und den Verlagen fokussiert. Als japanischen Ehrengast konnte man in diesem Jahr die Manga-ka Imomushi Narita gewinnen, die den meisten deutschen Lesern bisher zwar noch eher unbekannt sein dürfte, doch schon im kommenden August mit ihrer Fantasy-Slice-of-Life-Comedy-Reihe „It’s My Life“ dank des Verlags Manga Cult ihre Deutschlandpremiere feiern wird. Vorab hatten wir nun Gelegenheit, ein Interview mit der bekennenden Metal-Liebhaberin Narita-sensei zu führen, in dem sie sich unseren Fragen zu ihrer Arbeit, ihrem Werdegang und ihrer Freizeitgestaltung gestellt hat.
An dieser Stelle möchten wir auch noch einmal ganz besonders dem Team der CoAket danken, das diesen Interview-Termin für uns so kurzfristig und problemlos organisiert hat. Unser Dank gebührt aber natürlich auch dem japanischen Verlag Shogakukan und dem deutschen Verlag Manga Cult.
Anmerkung: Nachfolgend werden wir der Einfachheit halber AnimeNachrichten mit AN abkürzen, während Imomushi Narita einfach mit Narita betitelt wird. Alle Fragen und Antworten wurden von einer Übersetzerin vor Ort ins Japanische bzw. Deutsche übersetzt. Wir haben die Antworten in die Ich-Form übertragen und ggf. den Wortlaut leicht abgewandelt, ohne jedoch inhaltlich Änderungen vorzunehmen.
AN: Herzlich willkommen in Deutschland und hier auf der CoAket. Wie gefällt es Ihnen denn bisher auf der Veranstaltung, die ja leider heute schon zu Ende geht?
Narita: Ich habe bisher schon sehr viel Spaß auf dem Event gehabt, weshalb es mich natürlich traurig stimmt, dass die Veranstaltung heute schon zu Ende geht. Ich konnte auf dem Event aber auch schon viel von den anderen Künstlern lernen, die hier ausgestellt haben, und fand es auch sehr interessant zu sehen, wie unter anderem auch deutsche Manga-Zeichner ihre Arbeit umsetzen.
AN: Können Sie kurz zusammenfassen, warum Sie gerne Manga-ka werden wollten und wie Sie das Zeichnen gelernt haben?
Narita: Schon als Kind habe ich Videospiele gemocht und versucht, deren Illustrationen abzuzeichnen oder auch eigene Zeichnungen zu Spielen, die ich mochte, zu entwickeln. Das Gleiche gilt auch für Geschichten, an denen ich Gefallen gefunden hatte. Auch zu diesen habe ich damals immer versucht, Zeichnungen anzufertigen. Ich habe also generell als Kind schon immer gerne gezeichnet und wollte ursprünglich Illustratorin werden. Tatsächlich habe ich bereits als Illustratorin gearbeitet, doch in Japan ist dieser Beruf nicht besonders gut bezahlt, weshalb ich mich daran versucht habe, als Manga-ka zu arbeiten, wodurch man ein wenig mehr Geld verdient.
AN: Zeichnen Sie persönlich lieber analog oder digital?
Narita: Ich bevorzuge es digital zu zeichnen, da analoges Zeichnen im Vergleich recht kostspielig ist (lacht).
AN: Welche Reihen aus dem Manga- und Animebereich sind momentan Ihre persönlichen Favoriten?
Narita: Diese Frage ist für mich recht schwierig zu beantworten, da ich ja selber in diesem Bereich arbeite und dementsprechend, wenn ich andere Werke sehe, diese immer eher als Vorlage betrachte, um selbst daraus zu lernen und vielleicht auch Dinge, die mir gut gefallen, in meine eigenen Werke einfließen zu lassen. Im Animebereich schaue ich allerdings aktuell sehr gerne Kemurikusa.
AN: Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit, wenn Sie gerade einmal nicht an einem Manga arbeiten?
Narita: Wenn ich freie Zeit habe, schlafe ich zunächst einmal zwölf Stunden (lacht). Ich höre aber auch sehr gerne Musik, vor allem Metal, gehe gerne auf Konzerte, schaue mir Filme an oder gehe in ein Onsen.
AN: Wo genau holen Sie sich die Inspiration für Ihre Werke?
Narita: Ich ziehe meine Inspiration beispielsweise aus Filmen, die mir gut gefallen, oder auch aus den Lyrics von Metal-Bands.
AN: Wenn Sie mit der Arbeit an einem Manga beginnen, steht für Sie dann zunächst die Story im Vordergrund oder haben Sie zunächst einen Charakter im Kopf, um den Sie dann eine passende Geschichte herumbauen?
Narita: Ich beginne immer mit den Charakteren, die ich zunächst einmal so entwerfe, wie sie mir gefallen. Erst dann überlege ich mir, welche Geschichte wohl um diese Charaktere herum passen würde und passe die Story den Charakteren an.
AN: Gibt es etwas, worauf Sie bei der Arbeit an einem Manga besonderen Wert legen?
Narita: Ich lege besonderen Wert darauf, dass die Charaktere wirklich mit Leben gefüllt werden und glaubwürdig erscheinen. Das bedeutet auch, dass selbst wenn ich eine Story-Idee habe, die aber nicht perfekt zu einem Charakter passt, soll heißen, dass dieser beispielsweise etwas machen oder sagen würde, was nicht zu ihm passt, dann würde ich diese Idee verwerfen und stattdessen versuchen, die Geschichte an den Charakter anzupassen.
AN: Ihre Reihe „It’s My Life” startet im August 2019 auch endlich bei uns in Deutschland. Wie ist es für Sie zu wissen, dass auch Fans außerhalb Japans Ihre Arbeit verfolgen?
Narita: Das freut mich natürlich sehr! Ich kann immer noch kaum glauben, dass sich auch im Ausland so viele Fans finden lassen, obwohl ich im Grunde ja nur das mache, was ich gerne mag.
AN: Gibt es in Ihrer Geschichte einen Charakter, in dem Sie sich in Teilen wiedererkennen?
Narita: Ich habe ja alle Charaktere selbst erdacht, weshalb sich natürlich in jedem Charakter auch einige meiner Charakterzüge widerspiegeln. Besonders trifft das in „It’s My Life“ aber vielleicht auf Kyuss oder auch auf Liff zu. (Anmerkung: beide Charakterschreibweisen sind so noch nicht offiziell)
AN: Bei Ihrem Manga „It’s My Life“ stechen besonders die Farbseiten durch ihren ganz eigenen tollen Stil hervor, der auch oft ein wenig an Wasserfarben erinnert. Welche Zeichen-Utensilien verwenden Sie für diese?
Narita: Da ich ja hauptsächlich digital zeichne nutze ich beispielsweise Photo Brush, mit dessen Hilfe ich für Hintergründe echte Fotos als Vorlage verwenden kann und für das Coloring nutze ich oft heruntergeladene Brushes, die ich dann anpassen und zum Zeichnen verwenden kann. Was den Stil angeht, so habe ich früher sehr viel mit Aquarell- und Wasserfarben gearbeitet, weshalb ich natürlich versucht habe, das was ich analog gelernt habe auch digital umzusetzen.
AN: Wussten Sie bereits zu Beginn Ihrer Arbeit an „It’s My Life“, wie die Geschichte enden soll oder hat sich das erst mit der Zeit ergeben?
Narita: Natürlich habe ich bereits, bevor ich mit der Arbeit an der Reihe begonnen habe, sehr viel darüber nachgedacht, wie ich die Geschichte entwickeln und wie ein entsprechendes Ende aussehen könnte. Ich habe dann versucht, die Story so aufzubauen, dass es weder auf ein Happy End noch auf ein Bad End hinausläuft, und habe mich dann an den Reaktionen der Leser orientiert, um herauszufinden, welches Ending für die Leserschaft wohl das Beste wäre. Anschließend habe ich versucht, die Geschichte entsprechend anzupassen.
AN: Wenn Sie an zukünftige Werke denken, gibt es ein Genre, mit dem Sie bisher noch wenig Berührung hatten und das Sie gerne ausprobieren würden?
Narita: Bisher habe ich natürlich hauptsächlich an Fantasy-Mangas gearbeitet, was ich auch in Zukunft weiterhin gerne machen möchte. Ich könnte mir aber auch gut vorstellen an einem Manga zu arbeiten, der in der realen Welt angesiedelt ist und von einer Band handelt.
AN: Gibt es abschließend vielleicht noch etwas, das Sie Ihren deutschen Fans mitteilen möchten?
Narita: Ich bin sehr glücklich darüber, dass Manga und Anime in Deutschland so gut angenommen werden und dass es so eine große Fangemeinde gibt, die sich auch mit der japanischen Kultur auseinandersetzt. Natürlich hoffe ich, dass sich die Manga- und Animekultur noch weiter in Deutschland verbreitet, so dass ich vielleicht wieder einmal die Möglichkeit habe, zu einem solchen Event eingeladen zu werden.
AN: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben!
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