“Anime heutzutage fühlen sich nicht mehr so an wie früher.” Dass sich Anime mit der Zeit verändert und wandelt, so wie alles andere um uns herum, ist keine Überraschung. Ob das nun gut oder schlecht ist, sei jedem selbst überlassen, aber Fakt ist, dass sich Anime drastisch gewandelt hat. Und so gut Anime heutzutage ist, wünscht man sich doch manchmal das Gefühl zurück, das man bei den Anime der 70er, 80er und 90er hatte. Der Anime den wir euch heute präsentieren hat es tatsächlich geschafft dieses Gefühl wieder in uns aufleben zu lassen, ohne dabei einzig und allein auf Nostalgie zu setzen.
Dabei war die Neuverfilmung der Mangas von 1975 nicht unriskant. Nippon Animation, die schon 1978 eine Anime-Version des Mangas produziert haben, sind im heutigen Anime-Markt kein großer Name mehr, anders als anno dato. Ob es ihnen auch wirklich gelungen ist einen Platz für die nunmehr 43 Jahre alte Geschichte im heutigen Markt zu finden, erfahrt ihr nun von uns.
Achtung, ab dieser Stelle wie gewohnt: Spoiler voraus!!!
Handlung
Das 17-jährige Mädchen, Benio Hanamura, lebt im Tokio des frühen 20. Jahrhundert, rund um 1920. Zwar geht sie wie die anderen Mädchen ihres Standes und Alters auch zur Schule, um dort zu lernen wie sie später einmal eine gute Hausfrau und Mutter werden kann, jedoch ist Benio ohne Mutter aufgewachsen und so zu einem Tomboy geworden, was gegen die traditionellen japanischen Vorstellungen von Weiblichkeit geht. Sie liebt es sich im Kendo zu duellieren, trägt Schnürstiefel, trinkt Sake und spielt im Freien mit ihrem Sandkastenfreund Ranmaru, einem angehenden Kabuki-Schauspieler für weibliche Rollen, weshalb er selbst auch sehr weiblich ist. Sie spricht davon wie sie nicht verheiratet werden möchte, sondern sich selbst einen Mann aussuchen und aus Liebe heiraten möchte. Dieses Ideal teilt sie mit ihrer besten Freundin Tamaki, die ebenfalls um einiges weiblicher ist als Benio.
Eines Tages jedoch trifft sie auf den gut aussehenden halb deutsch halb japanischen Soldaten Shinobu Ijuin, der sich später als ihr von ihren Familien ausgewählter Verlobter entpuppt. Dies ist der Fall dank einem Pakt den beide Familien noch vor Benios Geburt geschlossen haben. Benio soll nun in das Haus der Familie Ijuin ziehen um die Pflichten einer Hausfrau zu erlernen, brennt jedoch stattdessen mit Ranmaru durch, der ihr seine Liebe gesteht. Sie werden jedoch kurz darauf in einer Bar von Shinobu gefunden und zurück nach Tokio gebracht.
Ein weiterer Grund für Benio um die Verlobung nichtig zu machen ergibt sich als sie erfährt, dass Tamaki schon seit langem in Shinobu verliebt ist, und so setzt Benio alles dran, um bei ihrer Hausfrauen-Ausbildung so schlecht wie möglich abzuschneiden, um wieder nach Hause geschickt zu werden. Über die Zeit beginnt sie jedoch Gefühle für Shinobu zu entwickeln, welcher leider an die Front des russischen Bürgerkriegs versetzt wird und dort angeblich ums Leben kommt. Um den Mann und dessen Familie, die sie beide lieb gewonnen hat, zu Ehren, schneidet sie sich die Haare ab und schmeißt fortan den Haushalt. Sie beginnt außerdem in einer Redaktion zu arbeiten, um Geld nach Hause zu bringen. Eines Tages erfährt sie dank ihres Job von einer Bande japanischer Ex-Soldaten in Russland, die angeblich Dörfer plündern und reist darauf hin nach Russland, um dem ganzen auf die Spur zu gehen und herauszufinden, ob Shinobu möglicherweise noch lebt.
Man kann definitiv anhand der Story sehen, aus welcher Zeit der Manga ursprünglich stammt. In den 70ern wurden Shoujo-Mangas immer beliebter und erfreuten sich bei vielen Frauen, als auch bei den jungen Männern der Zeit die sich gegen die sehr festgefahrenen Geschlechterrollen in Japan auflehnten großer Beliebtheit. Ein anderes auch bei uns sehr bekanntes Werk aus dieser Zeit ist “Die Rosen von Versailles”. Ein Manga, der auch versuchte mit den typischen Geschlechterrollen zu brechen. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass Benio ein sehr feministischer Hauptcharakter ist, der gegen die sich festgelegten Geschlechterrollen in den 1920ern auflehnt. Der Film schafft es den Charme alter Anime aufzufangen und doch modern und zeitlos zu wirken. Ein Balanceakt, welcher Nippon Animation sehr gut gelungen ist und den Film in Zeiten von Me-Too und dem immernoch anhaltenden Kampf gegen die typischen Geschlechterrollen hoch relevant macht.
Bild und Animation
Mademoiselle Hanamura wurde vom renommierten Studio Nippon Animation produziert und animiert. Wem der Name nicht sofort ein Begriff ist, dem sei verziehen, da das Studio seinen Höhepunkt in den 70er und 80er Jahren feierte. Uns in Deutschland ist zwar der Name recht unbekannt, nicht jedoch ihre Werke: Wiki und die starken Männer, Das Dschungelbuch-Die Serie, Alice im Wunderland, Sindbad und die Biene Maja sind alles Animes, die im Studio Nippon Animation entstanden. Selbst der Original-Anime zu Mademoiselle Hanamura mit dem Titel Haikara-san ga Tōru wurde von dem Studio produziert. Und so ist es auch kein Wunder, dass trotz moderner Animation die im heutigen Standard zwar als sauber, aber nicht herausragend bewertet werden müsste, der Charme dieser Serien die unsere Kindheit und die vorheriger Generationen prägten unterschwellig mitschwang. Wir konnten beim ersten Anschauen des Films ein gewisses Zurückversetzen in unsere Kindheit nicht unterdrücken, und das ist auch gut so.
Jedoch ruht sich das Studio Nippon Animation bei dieser Filmadaption nicht auf reiner Nostalgie aus, sondern schafft es mit viel visuellem Humor und sauberer, wenn auch wie schon erwähnt nicht herausragender Animation zu überzeugen. Die Hintergründe sind wunderschön gezeichnet und bilden zusammen mit den restlichen Aspekten eine beeindruckende Mischung aus alt und neu, die in der modernen Shounen-dominierten Anime-Welt sehr erfrischend wirkt.
Ton und Synchronisation
Über die Synchro von Mademoiselle Hanamura lässt sich sicher vieles sagen, jedoch denken wir, dass es am einfachsten ist zu sagen: die Synchro trifft den Nagel auf den Kopf. Bei keinem der Charaktere kam je das Gefühl auf, dass die Synchronsprecher sich nicht in die Charaktere einfühlen konnten. Jeder Charakter wurde lebhaft gesprochen. Man merkt der Synchronisation an, dass sie mit viel Herzblut erstellt wurde.
Der Soundtrack des Films ist, ähnlich wie die Animation, sehr nostalgisch und fängt das Lebensgefühl vom Japan der 1920 gut ein. Besonders der Titelsong Yume no Hate made klingt wie ein Anime-Opening, was so auch hätte in den 70er Jahren produziert werden können. Ein sehr schöner Touch der den Soundtrack insgesamt sehr rund wirken lässt,
Physische Umsetzung
Wie ihr es von uns schon kennt hat die physische Umsetzung des Produkts keinen Einfluss auf die Gesamtwertung des Produkts. Dieser Abschnitt dient mehr dazu euch ein Bild von dem zu vermitteln, was euch als Käufer erwartet. Dabei beziehen sich alle Beschreibungen auf die Blu-Ray Fassung des Films.
Wie für Peppermint Anime nicht unüblich kommt Mademoiselle Hanamura in eine Standard Amaray-Hülle daher, die in einem nach oben und unten hin geöffneten Pappschuber, auch O-Card genannt, steckt. Leider ist dieser Schuber nicht besonders stabil, weshalb er sehr vorsichtig zu behandeln ist, um ihn nicht zu beschädigen. Positiv lässt sich jedoch anmerken, dass das USK-Logo auf dem Schuber nur aufgeklebt ist und sich mit wenig Mühe und ohne Rückstände entfernen lässt. Auf dem Schuber, wie auch der Amaray-Hülle, sind Illustrationen der Protagonistin Benio, Shinobu, Ranmaru, Tosei, dem Chef-Redakteur der Zeitung für die Shinobu später arbeitet, und Shingo, Shinobus Armee-Freund an der Front.
Auf große Extras wurde bis auf einige Trailer für zukünftige Peppermint-Releases verzichtet.
Fazit
Mademoiselle Hanamura #1 Aufbruch zu Modernen Zeiten hat uns sehr positiv überrascht, obwohl der erste Film einer geplanten Trilogie beim Akiba Pass Festival 2018 nur ein klein wenig Aufmerksamkeit erregt hat. Zu unrecht, wie wir finden, denn trotz der vielen nostalgischen Anspielungen und Momente, die sich durch den ganzen Film ziehen, handelt es sich um eine zeitlose Geschichte die heutzutage genauso relevant ist wie vor 43 Jahren. Hier wird für Langzeit-Animefans, aber auch für Anfänger eine Menge geboten. Die herzerwärmende Geschichte rund um die lebensfrohe Benio und ihren Weg, die wahre Liebe zu finden, sich dabei jedoch auch immer selbst treu zu bleiben, überzeugt restlos und sollte von jedem Fan von Anime Filmen gesehen werden.
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ALLGEMEINE DATEN
Veröffentlichung: 28. September 2018
Publisher: peppermint Anime
Genre: Romance, Comedy, Drama
Laufzeit: 98 Minuten
FSK: 0
Bild: 1080p
Ton/Sprache: Japanisch (PCM 5.1), Deutsch (PCM 5.1)
Untertitel: Deutsch
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Handlung nach Peppermint Anime
Die wilde Benio „Haikara-san“ Hanamura hat als junges Mädchen ihre Mutter verloren und wurde in der Folge alleine von ihrem Vater, einem hochrangigen Offiziellen in der japanischen Armee, erzogen. In diesem Umfeld hat sich Benio zu einem Tomboy entwickelt und ist immer an vorderster Front mit dabei, wenn es darum geht, mit den Traditionen der Gesellschaft im Japan des frühen 20. Jahrhunderts zu brechen. Egal ob als Frau beim Kendo, abends beim Sake trinken oder durch ihre auffallend westliche Kleidung, Benio sticht immer ins Auge. Als sie eines Tages den jungen Soldaten Shinobu trifft, verfällt dieser dem Mädchen sofort und beginnt seine langen und leidenschaftlichen Bemühungen um ihr Herz…
Mit Mademoiselle Hanamura liefert Regisseur Kazuhiro Furuhashi einen bezaubernden Film im klassischen Animationsstil ab, bei der sich nicht in zu vielen Details verloren wird, sondern der Fokus mehr auf der herzlichen Geschichte rund um Benio und Shinobu ruht. Diese außergewöhnliche Romanze mit komödiantischen Einlagen strahlt eine ganz eigene Anziehung aus!
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