Zehn Jahre, nachdem Valkyria Chronicles für Playstation 3 herauskam, befindet sich nun schon der vierte Teil in den Startlöchern. Am 25. September 2018 geht es los. Wir haben im Vorfeld bereits die Nintendo Switch Version getestet und wie uns das Spiel gefallen hat, könnt ihr hier in unserer Review lesen.
Handlung
Die Ereignisse von Valkyria Chronicles 4 spielen zur gleichen Zeit wie der erste Teil. Man kämpft nur mit einer anderen Einheit gegen die imperialen Truppen, mit denen sich die eigene Heimat im Krieg befindet. Hauptcharakter ist dabei Commander Claude Wallace, der mit Ingenieur Riley Miller, Darcsen Raz, der Sniperin Kai Schulen und vielen weiteren Charakteren gegen das Imperium in einem fiktiven Europa kämpft. Dieser Krieg wurde aufgrund eines sehr seltenen Rohstoffes geführt: Ragnit. Beide Seiten benötigen dieses Mineral und so griff das Imperium, welches sich im Osten von Europa befindet, die westlichen Länder an und überrannte sie mit seiner großen militärischen Stärke. Diese schlossen sich zur Atlantischen Föderation zusammen und versuchten, das Imperium aufzuhalten. Wie dieser Kampf ausging, erfährt man hauptsächlich im ersten Teil, da dort die Hauptkämpfe gegen die imperialen Truppen an deren Angriffsfront dargestellt werden. Wer diesen verpasst hat, kann ihn auch bald als Remastered Edition erwerben, nähere Informationen findet ihr dazu hier. Doch auch die Schlachten, die Claude Wallace führt, sind von entscheidender Bedeutung für den Krieg, da es um eine Gegenoffensive auf die Hauptstadt des Imperiums geht. Und natürlich spielen auch wieder die titelgebenden Valkyria mit, eine Rasse mit unvorstellbar mächtigen und mystischen Kräften.
Wie ein Buch
Der Aufbau des Spiels ist schon wie in Teil 1 im Buchstil gehalten. Storygespräche und Missionen sind in einem Fotobuch als Fotos vorhanden und beim Auswählen startet dann die Sequenz beziehungsweise die Mission. Dabei werden nach und nach immer mehr Fotos hinzugefügt und man taucht als Spieler immer tiefer in die Welt von Valkyria Chronicles 4 ein. Die einzelnen Abschnitte im Buch sind in Kapitel unterteilt und es beginnt mit dem Prolog. Insgesamt ist das Spiel sehr leselastig, da zwischen den einzelnen Schlachten durchaus mehr als zehn Storysequenzen liegen können.
Strategische Kämpfe
Das Kampfsystem orientiert sich sehr stark am ersten Teil, was aber nicht als negativ anzusehen ist, da es bereits dort einwandfrei funktioniert hat und viel Spaß machte. Die rundenbasierten Kämpfe gliedern sich in zwei Kampfphasen: Spielerphase und Feindphase. In der Spielerphase startet man zunächst im Kommandomodus. Dort sieht man auf einer Karte alle verbündeten und feindlichen Einheiten und wo diese positioniert sind. Um die eigenen Einheiten zu steuern, stehen einem sogenannte Kommandopunkte zur Verfügung. Dabei verbrauchen alle Einheiten jeweils einen Punkt. Einige Kampfbefehle zur Stärkung oder Heilung der Einheiten können aber auch bis zu drei Punkte kosten. Hat man sich eine Einheit ausgesucht und klickt auf diese, startet man mit dieser Einheit im Aktionsmodus auf dem Schlachtfeld. Dort kann man sich dann solange frei bewegen, bis die AP (Aktionspunkte) aufgebraucht sind, die als Leiste unten im Bildschirm angezeigt werden. Während dieses Zeitraumes kann man laufen, Waffen wechseln, sich hinter Barrikaden wie z.B. Sandsäcken ducken und natürlich angreifen. Es steht einem aber auch frei, seinen Zug ohne Handlungen zu beenden. Kommandopunkte, die in der Spielerphase nicht verbraucht werden, stehen einem dann zusätzlich in der nächsten zur Verfügung. Hat man alle Handlungen ausgeführt, die man wollte, beginnt die Feindphase, in der dieser seine Einheiten bewegt und man nur passiv zuschauen kann. Daher ist es umso wichtiger, seine eigenen Charaktere in der Spielerphase gut zu positionieren, sodass sie kein zu einfaches Ziel abgeben. Im weiteren Verlauf des Spiels stehen einem auch noch andere Möglichkeiten im Kampf zur Verfügung, die aus Spoiler Gründen aber noch nicht offenbart werden sollen.
Die Qual der Wahl
Essentiell für den Erfolg einer Mission ist dabei die Wahl der richtigen Einheiten, da jeder Typ (Grenadier, Sniper, Aufklärer, Stoßtrupp, Raketenwerfer, Pionier) seine individuellen Stärken und Schwächen hat, die es geschickt einzusetzen gilt. Während Scharfschützen bevorzugt im Hintergrund gehalten werden und mit gezielten Schüssen einzelne feindliche Truppen ausschalten, kann ein Aufklärer lange Distanzen laufen, bevor seine AP verbraucht sind. Dafür hat er nur eine leichte Bewaffnung und macht dementsprechend nur bedingt großen Schaden. Stoßtrupps sind im Nahkampf sehr stark aufgrund ihrer schweren Bewaffnung, haben allerdings wenig AP und können somit nur kleine Distanzen pro Zug überwinden. Lancier können mit ihren Raketenwerfern Panzer vernichten und Pioniere können Einheiten heilen und beschädigte Panzer reparieren, sowie Minen entschärfen und kaputte Leitern und Barrikaden neu errichten. Die Einheit, die neu eingeführt wurde, ist der Grenadier, der mit seiner Waffe eine große Distanz überbrücken kann und auch Gegner in höher gelegenen Positionen mit seinen mörserartigen Granaten trifft. Jede Einheit kann pro Spielerphase zwar mehrfach gewählt werde, mit jedem Zug verringern sich jedoch die maximalen AP und jede Einheit hat auch nur begrenzte Munition dabei. Vor Beginn einer Schlacht muss man seine Einheiten aber zunächst auswählen und klug auf dem Schlachtfeld verteilen. Die Anzahl der Mitglieder ist dabei limitiert, sodass man taktisch vorgehen muss, um seine Ressourcen optimal zu nutzen. Wichtig ist dabei, besondere Charaktere der Story, die Anführer, mit ins Team zu nehmen, da diese mehr Kommandopunkte gewähren. Man sollte ebenfalls darauf achten, dass die Einheiten Sympathie für einander empfinden, dann nur dann sind Komboangriffe möglich, bei denen bis zu drei Soldaten gleichzeitig den Gegner angreifen, sofern sie nahe beieinander stehen.
Ein Hauch von RPG
Auch wenn das Kampfsystem eher ein strategischer Shooter ist, gibt es Rollenspielelemente, die hervorragend zum Spiel passen. So erhält man nach jedem Kampf Erfahrungspunkte (EP) und kann diese dann in die Stärkung seiner Einheiten stecken. Für besondere Leistungen in der Schlacht, wie dem Besiegen besonders starker Gegner, gibt es auch Bonus-EP. Level-Ups betreffen in diesem Spiel immer die gesamte Einheit (z,B. alle Aufklärer) und nicht einzelne Personen, was aufgrund der Vielzahl von spielbaren Figuren auch schlicht unpraktikabel wäre. Ab bestimmten Levels erhalten die Einheiten auch besondere Ränge z.B. den Elite-Status und mit einhergehend sind dadurch erhöhte Statuswerte sowie teilweise die Nutzung neuer Waffentechnologien.
Jeder einzelne Charakter besitzt Potenziale, besondere Fähigkeiten, die im Kampf aktiviert werden können. Mit jedem Levelaufstieg können neue Potenziale hinzukommen. Einige von denen sind positiv z.B. Auffüllen von Munition und andere negativ z.B. geringere Trefferquote. Meist müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein, damit sich diese Fähigkeiten einschalten, beispielsweise räumliche Nähe zu verbündeten Einheiten oder verfehlte Angriffe auf Gegner.
Zudem lassen sich auch neue Waffen entwickeln und verbessern, sowie Panzer, sodass man seine Einheiten Stück für Stück verbessern kann. Diese Verbesserungen kosten aber Geld. Um EP und Geld zu bekommen, muss man Missionen erfolgreich beenden. Da das ständige Wiederholen von Storymissionen auf Dauer langweilig werden würde, gibt es noch sogenannte Scharmützel. Das sind Schlachten auf bereits bekannten Maps, die dazu dienen, Geld und EP zu verdienen.
Zudem lassen sich gegen EP auch Befehle erlernen, die man als Kommandant im Kampf einsetzen kann und die oft aus brenzligen Situationen retten wie beispielsweise Sanitäter anfordern, um verletzte Kameraden zu evakuieren. Denn wird ein Charakter besiegt, kann der Gegner ihm den Todesstoß geben und er bleibt für immer tot. Fortan müsste man dann ohne ihn weitermachen. Weiterhin bleibt ein Charakter auch ohne Zutun des Gegners tot, wenn man ihn nicht innerhalb von drei Runden versorgt, nachdem er besiegt wurde. Das geht, indem man ihn mit einem eigenen Charakter berührt oder durch erlernte Befehle, wenn sich gerade kein Verbündeter in Reichweite befindet.
Umfang und Vielfalt
Bei Valkyria Chronicles 4 gibt es allerhand zu tun. Neben den Storymissionen und den Scharmützeln kann man Truppengeschichten freischalten, wenn bestimmte Charaktere zusammen Missionen durchführen. In diesen Truppengeschichten werden dann Nebenstorys der einzelnen Figuren erzählt und man versteht so einige Hintergründe, warum sich die Personen so verhalten, wie sie es tun. Als Belohnung können für die Charaktere, um die es in den jeweiligen Episoden geht, neue Potenziale freischaltet werden.
Natürlich gibt es auch herausfordernde Endgegner, meist in Gestalt von Offizieren des Imperiums, die besonders mächtige Panzer und Technologien zur Verfügung stehen haben. Doch auch in den einzelnen Levels wird reichlich Abwechslung geboten. So muss man des öfteren Gegebenheiten des Terrains nutzen, um sich Vorteile zu verschaffen. In den schneebedeckten Bergen kann man beispielsweise Lawinen auslösen, die gegnerische Panzer und Geschütze unter sich begraben und in einem Vorratslager des Imperiums muss man Weichen umstellen, damit die Züge der Feinde keine Verstärkung mehr bringen können.
Die Aufgaben in den einzelnen Missionen zeigen dabei wenig Variabilität. Meist geht es darum, die gegnerische Hauptbasis einzunehmen, mit seinen Figuren zu einem bestimmten Ort zu gelangen oder seine eigene Basis für eine bestimmte Anzahl an Runden zu verteidigen. Dieses repetitive Element kann nach längerem Spielen etwas ermüdend wirken, durch die Variabilität innerhalb der Levels wird es jedoch meist wieder gut ausgeglichen.
Das Ende ist erst der Anfang
Wer absolut nicht gespoilert werden möchte, was das Spiel nach dem Beenden der Story noch zu bieten hat, der sollte zum nächsten Abschnitt “Grafik” springen.
Denn neben den bereits angekündigten DLCs im Laufe des Jahres, bietet das Spiel auch direkt noch einige Neuerungen, wenn man alle Kapitel erfolgreich absolviert hat. So kann man verstorbene Charaktere wiederbeleben, neue und besonders schwere Scharmützel spielen, noch mehr Waffen und Panzerverbesserungen entwickeln und in der neuen Krankenstation besondere Boni freischalten wie z.B. eine Anhebung des Maximallevels der Einheiten, neue Minigeschichten zum Spielen oder auch Art Musikbox, um die Soundtracks des Spiels jederzeit anhören zu können. Doch dazu muss man besonders gute Bewertungen in den Schlachten bekommen, denn dadurch erhält man Punkte für Ansehen, die man dort dann ausgeben kann. So lohnt es sich, Schlachten mit niedriger Bewertung erneut zu spielen und diese dann schneller zu beenden. Denn je schneller man eine Mission erledigt, desto besser ist der Rang dafür und je mehr Ansehen gibt es.
Grafik
Die Grafik des Spiels ist wie bei den Vorgängern im Anime-Stil gehalten. Es ist kein Grafikfeuerwerk zu sehen und es wäre sicherlich mehr drin gewesen, aber nichtsdestotrotz passt der Grafikstil sehr gut zu diesem Spiel. Bei Storysequenzen ist der Rand des Bildschirms oft weiß und ausgefranzt, sodass es wie eine bilderbuchhafte Erzählung vergangener Ereignisse wirkt und damit eine angenehme Atmosphäre schafft. Während den Gefechten sind ab und an Grafikfehler zu beobachten, wie Gegner die durch Wände fallen. Das kommt glücklicherweise aber nicht am laufenden Band vor und lässt sich durchaus verschmerzen. Die Grafik der Sequenzen unterscheidet sich im Spiel nicht von der Spielegrafik während der Schlachten. Auch gibt es nur geringe Unterschiede zwischen dem TV-Modus und dem Handheld-Modus der Switch.
Ton
Das gesamte Spiel wurde in Englisch vertont und mit deutschen Untertiteln versehen. Die Untertitel sind leider nicht immer gut gelungen und man findet des öfteren Rechtschreibfehler. Die englischen Synchronsprecher hingegen wurden sehr gut gewählt und die Stimmen passen optimal zu den jeweiligen Charakteren.
Die Musik hält sich dezent im Hintergrund, schafft es aber hervorragend das Spielgeschehen stets gut zu untermalen. Mal ruhig, mal dramatisch. Es ist eine Vielzahl von passenden Melodien vorhanden, die situationsbedingt zum Spielspaß mit beitragen.
Fazit
Wer den ersten Teil von Valkyria Chronicles bereits mochte, wird sich bei Teil 4 schnell zurecht finden und auch diesen Teil ins Herz schließen. Das Spielgeschehen ist ein Mix aus Action und Taktik. Ohne eine geschickte Strategie sind vor allem spätere Missionen im Storyverlauf kaum zu schaffen. Wer also blinde Action möchte ohne viel nachzudenken, ist hier an der falschen Stelle. Taktik, Action und auch ein wenig Glück sind nötig, um in diesem Spiel voran zu kommen und genau das macht den Reiz von Valkyria Chronicles 4 aus. Mitunter ist das Spiel etwas sehr story-und textlastig, aber vor allem in der zweiten Hälfte, in der die Geschichte richtig Fahrt aufnimmt, möchte man kaum aufhören weiter zu spielen, um zu wissen, wie es ausgeht. Zart besaitet sollte man dabei nicht sein, da trotz der Animegrafik eine oft ernste und verzweifelte Atmosphäre herrscht und die Grausamkeiten eines Krieges im Ansatz sehr schonungslos dargestellt werden. Letztendlich kombiniert Valkyria Chronicles 4 eine spannende Geschichte im Animestil mit herausfordernden rundenbasierten Schlachten und haucht dem Ganzen noch eine Brise Rollenspiel ein.
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