Das erste Volume zu KanColle erschien hierzulande am 14. Juli 2017 bei KAZÉ – wir haben uns (spät aber doch) die ersten vier Folgen der Serie für Euch angesehen:

Der Anime basiert auf dem strategischen Online-Sammelkartenspiel Kantai Collection von Kadokawa Games, welches 2013 in Japan erschien und in dem der Spieler mit seinen Schiffen gegen Kontrahenten antritt. Die Schiffe – allesamt Kriegsschiffe aus dem 2. Weltkrieg – sind dabei als Flotten-Mädchen (jap. kanmusu) dargestellt. Nachdem das Spiel zuvor bereits mehrfach als Manga adaptiert wurde, erschien 2015 in Japan eine Umsetzung als 12-teilige Anime-Serie.

Wenn kleine Mädchen in den Krieg ziehen

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die Flottenmädchen – im Anime kanmusu genannt, welche als einzige die Kraft haben, gegen eine dunkle Seemacht mit dem Namen Abyssal-Flotte zu kämpfen, die die Menschheit bedroht. Wie sie das können? Na, schließlich sind diese gewöhnlichen Mädchen alles andere als gewöhnlich: Immerhin sind sie die Wiedergeburten von alten Kriegsschiffen! Sobald die Schlacht beginnt werden diese tapferen Mädchen mit einer Kampfrüstung und dazugehörigen Waffen ausgestattet, welche stark an Teile eines Kriegsschiffes erinnern und ab geht die Post!

Die ersten vier Folgen, welche das erste Volume enthält, drehen sich um das Flottenmädchen Fubuki, die neu zur Marinebasis der kanmusu stößt und zukünftig das dritte Torpedo-Korps bei dessen Schlacht gegen die feindliche Bedrohung unterstützen soll. Doch Fubuki, welche als vielversprechende Newcomerin gehandelt wird, entpuppt sich als absoluter Newbie in Sachen Seeschlacht. Ihre Unerfahrenheit kostet die Truppe in deren erstem gemeinsamen Kampf beinahe den Sieg, und ihre Tollpatschigkeit hilft dabei kräftig mit. Ein Glück, dass Akagi und ihre Flotte rasch zur Stelle sind und Fubuki aus ihrer misslichen Lage befreien können. Akagi ist Fubukis großes Vorbild, und genauso wie Akagi möchte sie irgendwann einmal zu den besten kanmusu gehören.

Doch bis dahin scheint es ein weiter Weg für Fubuki – denn für sie heißt es ab sofort Training, Training und nochmal Training. Die anderen Flottenmädchen aus der Flotte unterstützen den tollpatschigen Neuling dabei mit all ihrer Kraft – schließlich ist jeder Korps nur so stark, wie sein schwächstes Glied…

Hintergrund? Fehlanzeige…

Was an der Serie wohl etwas irritiert ist die Tatsache, dass man als Zuschauer in die Geschichte geworfen wird, ohne essentielle Informationen zu erhalten, die für so eine ausgefallene Story eigentlich wichtig wären. Wie und warum haben die Flottenmädchen eigentlich als einzige die Kraft, gegen die Abyssal-Flotte zu kämpfen? Da die Rüstungsteile eigentlich alle angelegt werden, was zeichnet genau diese Mädchen dann dazu aus, die Welt zu retten? Wäre es da nicht viel sinnvoller, stärkere erfahrenere Kriegsveteranen an deren Stelle einzusetzen? Und überhaupt: Warum gibt es in der Welt von KanColle keine Männer? Fragen über Fragen, und keine davon wird in den ersten paar Folgen im Anime jemals auch nur ansatzweise beantwortet.

Auch über die Gegner ist so gut wie nichts bekannt. Dabei fängt die erste Episode so gut an! Denn beachtlich sehen die Feinde schon aus, das muss man ihnen lassen. Am Design gibt es nichts zu Meckern. Allerdings ist dem Zusehenden nicht wirklich klar, worin die Gefahr besteht, die die Abyssal-Flotte so betont für die Welt darstellt. Ja gut, sie sind bis an die Zähne bewaffnet, aber es wirkt eher so, als wollten sie nicht wirklich die Welt erobern, sondern als wollten sie vielmehr in ihren Meeresterritorien einfach in Frieden gelassen werden. Wer würde da nicht zurückschlagen, wenn er von kleinen Mädchen in Kampfausrüstung angegriffen und in seiner Ruhe gestört wird?

Pluspunkt:  Fan-Service

Sich die unzähligen Charaktere, von denen (gefühlt) in jeder Episode neu hinzukommen, zu merken, ist schier unmöglich. Alle sind jung, hübsch und großteils hauptsächlich durch ihre verschiedenen Uniformen und Körbchengrößen zu unterscheiden. Dass alle süß gezeichnet sind, lässt sich allerdings nicht leugnen.

Bild und Animation

Bei KanColle sind die zahlreichen Charaktere im Anime etwas fürs Auge, da sie allesamt liebevoll gezeichnet sind. Da im Anime allerdings sowohl mit herkömmlicher 2D-, als auch mit 3D-Animation gearbeitet wurde und die Kampfszenen fast ausschließlich in 3D-Grafik daherkommen, ist der Unterschied zwischen 2D- und 3D-Szenen sehr auffallend. Der Szenenwechsel zwischen beiden kann auf Dauer etwas störend aufs Auge wirken, da dieser nicht sehr flüssig vonstatten geht. In verlangsamten Schlacht-Szenen passiert es zudem, dass die gebrochenen Umrisse und zackigen Kanten der 3D-animierten Charaktere zu sehen sind; der Abfall der Bildrate führt weiterhin dazu, dass die Bewegungen zu leichtem Stottern neigen.

Ton und Synchronisation

Der Anime bietet sowohl die Möglichkeit, sich die deutsche Fassung zu Gemüte zu führen, als auch die Serie im Originalton zu genießen. Die deutsche Synchronisation ist dabei gar nicht mal schlecht geraten, obwohl die Japanische oftmals trotz alledem einfach die bessere Wahl ist, da die Gefühlsregungen der Charaktere auf Deutsch einfach oft nicht so gut und realistisch rüberkommen, wie im Originalton.

Physische Umsetzung

Die physische Umsetzung fließt wie immer natürlich nicht in die Gesamtwertung mit ein, aber bietet euch als potenziellen Käufern ein gutes Bild davon, was euch beim Kauf alles erwartet.

Die erste Box von KanColle wird in einem recht ansehnlichen Sammelschuber aus Karton geliefert, der Platz für die weiteren beiden Volumes bietet. Rückliegend befindet sich ein Beipackzettel, der die Geschichte kurz erläutert. Im Inneren des erste Volumes befindet sich eine einzelne Disc, die mit allen vier enthaltenen Folgen bespielt ist. Wenn man das Überzieh-Cover entfernt, auf dem übrigens Fubuki und ihre Mitstreiterinnen Mutsuki und Yusachi aus dem dritten Torpedo-Korps abgebildet sind, ist auf der eigentlichen Verpackung der Disk ein FSK 12-Logo aufgedruckt, welches man leider nicht entfernen kann, ganz im Gegensatz zu dem Sticker auf der Außenseite des Sammelschubers. Das Cover dieser ist auch relativ schlicht gehalten, mit etwas Wasser auf der Vorderseite und das in eher dezentem Design.

Als Extra enthält die Disk das Clean Opening sowie Ending, dem Sammelschuber beiliegend sind zudem 48 A5-große Karten in Glanzpapieroptik, welche Skizzen diverser Charaktere zeigen. Außerdem ist ein Begleitheft inkludiert, in welchem neben Zeichnungen der Hauptcharaktere auch noch Inhaltsangaben zu den vier Folgen der Disk enthalten sind.

Fazit

Die Idee der Vermenschlichung ist in der Welt von Anime und Manga kein Neues  – ob es nun Tiere betrifft, wie zuletzt in der Serie “Kemono Friends” oder Maschinen, wie in “Henkei Shoujo” – die Japaner bringen das Konzept von “Moe” wie es scheint auf das nächste Level. Schade nur, dass man bei der Produktion so wenig Hintergrundinformationen in die Story eingefügt hat. Die erste Episode wirkt weniger wie eine Einstiegsfolge, sondern eher wie eine Episode, welche aus der Mitte herausgerissen wurde – man hat das Gefühl, irgendwie etwas verpasst zu haben. Die Einleitung fehlt gänzlich, alles was wir erfahren ist, dass die kanmusu gegen die Abyssal-Flotte kämpfen müssen. Leider hatten wir auch nach den ersten vier Folgen nicht wirklich das Gefühl, dass sich Spannung aufgebaut hätte und die Handlung wird etwas langweilig, allerdings wissen wir nicht, ob sich das in den kommenden Episoden nicht vielleicht sogar drastisch ändert. Für Fans von kleinen Mädchen mit kurzen Röckchen in Kampfrüstung bietet der Anime genau das, was man von ihm erwartet. Wer mit großer Storyline gerechnet hat, wird allerdings wahrscheinlich eher etwas enttäuscht sein.

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