Mit dem 3D-Plattformer Yooka-Laylee versuchen Entwickler Playtonic Games und Publisher Team17 ein Genre wiederzubeleben, das gerade in den letzten Jahren nahezu ausgestorben war. Dabei erinnern sich viele Fans gerne an die glorreichen Zeiten der Nintendo 64- und PlayStation 1-Ära zurück, in der beispielsweise Super Mario 64, Crash Bandicoot, Spyro oder Banjo-Kazooie Meilensteine des Genres waren. Einige Entwickler des Letzteren waren nun auch an der Produktion von Yooka-Laylee beteiligt. Ob es der neue Titel mit seinen geistigen Vorgängern aufnehmen kann, das erfahrt ihr in unserer Review.
Echse und Fledermaus – Ein ungleiches Paar
Dass einige Entwickler von Banjo-Kazooie bei Yooka-Laylee mit von der Partie waren, das verrät nicht nur der ähnlich aufgebaute Name des Spiels. Direkt nach dem Starten des Titels begrüßen einen nämlich eine gewohnt bunte Umgebung und ein etwas ungleiches Heldenpaar, das diesmal nicht aus einem Bären und einem Vogel, sondern aus einem Chamäleon namens Yooka und einer kleinen Fledermaus namens Laylee.
Während die beiden am faulenzen sind, hecken der gewiefte Capital B und sein Scherge Dr. Quack einen perfiden Plan aus, die Welt um all ihre Bücher zu erleichtern, wodurch sie sich enorme Profite erhoffen. Unter den gestohlenen Büchern befindet sich auch ein besonderes Buch, das sich im Besitz von Yooka und Laylee befand. Auf Grund der Annahme, dass dieses Buch wertvoll sein muss, wenn sich jemand die Mühe macht, es zu stehlen, machen sich die beiden auf, den Wälzer zurückzuholen. Dabei betreten sie die Hivory Towers, das Hauptquartier von Capital B. Dort angekommen findet der Spieler fünf große Bücher, die ihn in die einzelnen Spielwelten entführen, in denen es primär darum geht, die Umgebung zu erkunden sowie in den Besitz von Sammelobjekten zu gelangen.
Neben Federn, den sogenannten Ghostwritern und weitern Gegenständen, liegt der Fokus dabei vor allem auf dem Sammeln von Pagies. Dabei handelt es sich um sprechende Buchseiten, die es euch – sofern ihr genug gesammelt habt – erlauben, neue Welten freizuschalten oder wahlweise bereits betretene Welten zu erweitern. So kommt es, dass euch nicht gleich von Anfang an alle Spielwelten offenstehen, sondern ihr euch den Zugang erst einmal nach und nach erarbeiten müsst. Während Federn generell leicht zu finden und zu erreichen sind, steht dem Sammeln eines Pagies häufig das Erfüllen einer bestimmten Aufgabe voran. Dabei kann es sich beispielsweise um Puzzles oder spezielle Plattforming-Abschnitte handeln. Übrigens sind auch die Federn für etwas gut, denn mit diesen könnt ihr euer Repertoire an Fähigkeiten nach und nach erweitern, um so an Pagies zu kommen, die euch zuvor nicht zugänglich waren.
Entscheidungsfreiheit als modernes Element
Auch wenn Yooka-Laylee natürlich in keinster Weise ein Open-World-Game ist, so gelingt es dem Spiel doch einen wichtigen Punkt dieses Spielkonzepts zu adaptieren: Entscheidungsfreiheit. Dabei sticht vor allem hervor, dass ihr die verschiedenen Welten im Grunde nicht in einer vorgegebenen Reihenfolge besuchen müsst, sondern hier nach eigenen Präferenzen vorgehen könnt. Zudem gibt euch das Leveldesign die Möglichkeit, euch nicht unnötig lange mit besonders schwierigen Puzzles oder Abschnitten aufzuhalten, sondern euch zunächst einmal an anderer Stelle zu probieren.
Die Welten selbst haben dabei alle ein eigenes Oberthema und unterschieden sich so optisch deutlich voneinander. Das Leveldesign ist dabei vom Grundsatz her (wie bereits erwähnt) zwar gut gelungen – die Plattforming-Passagen sind größtenteils gut abgestimmt und die Sammelobjekte gefällig verteilt – weist dabei aber dennoch einige deutliche Schwächen auf. Dazu gehört beispielsweise, dass es nicht immer ganz einfach ist, sich in einer Welt zu orientieren und zurechtzufinden. Das führt unter anderem auch dazu, dass nach dem Erweitern einer Welt nicht immer sofort klar wird, welche Bereiche nun neu hinzugekommen sind und wo genau sich diese befinden. Hier hätte man eventuell gut daran getan, die Welten nicht an verschiedenen Orten zu erweitern, sondern einfach einen gänzlich neuen Bereich anzufügen, den man ab einer bestimmten Stelle betritt.
Solide, aber nicht ohne Schwächen
Ansonsten lässt sich festhalten, dass es dem Game gut gelingt, das für einen Sammel-Plattformer so wichtige Erfolgsgefühl zu vermitteln, dass der Spieler verspürt, sobald er alle Sammelobjekte einer bestimmten Art in einem bestimmten Abschnitt gefunden hat. Dieses Element ist besonders wichtig, um den Spielspaß aufrecht zu erhalten. Dennoch hat der Spieler auch mit weiteren Schwächen zu kämpfen. Hierzu zählt auch die teils unschöne Kameraführung, die auch durch manuelles nachkorrigieren nicht immer komplett kompensiert werden kann und somit die ein oder andere schwierigere Plattforming-Passage schon einmal zur Hölle macht. Das wirkt sich natürlich wiederum eher negativ auf den Spielspaß aus und kann hin und wieder eher zu einem Frustgefühl führen. Da hilft es dann auch nicht, die entsprechende Stelle zunächst einmal zu ignorieren, denn irgendwann kommt ihr ja unweigerlich dorthin zurück.
Ein positiver Aspekt von Yooka-Laylee ist wiederum der Humor. Davon gibt es in den Dialogen des Spiels reichlich und man ist dabei auch nicht davor zurückgescheut, das Spiel selbst immer wieder auf die Schippe zu nehmen. In diesem Zusammenhang wird auch immer wieder die Anlehnung an die eingangs erwähnten Retroplattformer thematisiert.
Dabei ist es zwar einerseits sehr löblich, dass sich der Titel an dem Konzept dieser Klassiker orientiert, andererseits kommt es dem Spieler aber auch immer wieder so vor, als hat man sich beim Entwickeln von dieser Prämisse einengen lassen. Neben den bereits erwähnten Schwächen im Leveldesign sticht dabei auch die Vertonung hervor. Während man die Hintergrundmusik nicht bemängeln kann, da diese tatsächlich einen gewissen Nostalgiecharme versprüht, sieht das bei der Charaktervertonung schon anders aus. Wie zu N64-Zeiten üblich hat man sich hier auf Geräusche und Laute beschränkt, die aber gerade bei längeren Gesprächspassagen auf Dauer eher nerven, als an die gute alte Zeit zu erinnern. Eine Stimmsynchronisation hätte den Charakteren trotz ihres kunterbunten Settings und Erscheinungsbild sicherlich gutgetan.
Grafisch hingegen präsentiert sich Yooka-Laylee übrigens sehr ansprechend. Wie man es von dem Titel erwartet hat, kommt das Spiel äußerst Farbenfroh daher. Diese Farben wirken dabei außerdem immer satt und kräftig. Auch die Details sind an den Stellen gelungen, wo es drauf ankommt.
Fazit:
Yooka-Laylee präsentiert sich durchaus als das, was man sich mindestens erhofft hatte: Ein solider Plattformer, der mehrere Stunden Spielspaß garantiert und einen in der guten alten Zeit schwelgen lässt. Dabei helfen auch die netten kleinen Retro-Minispiele, die in den Welten von Yooka-Laylee zu finden sind. Das Spiel kommt außerdem in einer schönen, kunterbunten Darstellung und mit einem angenehm verrückten Story-Setting daher. Die Sammelobjekte sind gut verteilt und lassen nach dem erfolgreichen Einsammeln auch das erhoffte Erfolgsgefühl aufkommen. Auch die Plattforming-Abschnitte sind vom Design her zumeist gut gelungen, können jedoch schon einmal anspruchsvoller werden, als nötig, was vor allem eine Folge der teils ungeschickten Kameraführung ist.
Auch einige weitere Schwächen weißt der Titel durchaus auf. So sieht sich der Spieler mit kleineren Mängeln im Leveldesign konfrontiert, was beispielsweise die Orientierung erschwert. Zudem scheint sich Yooka-Laylee durch den eigenen Anspruch, das Feeling der großen Retroklassiker des Genres einzufangen, teils selber einzuengen. Auch wenn es löblich ist, sich an den bekannten Klassikern der Vergangenheit zu orientieren, so hätte dem Spiel das ein oder andere moderne Element an mancher Stelle nicht geschadet. Vielleicht wäre daraus auch eine ganz neue und innovative Art von Plattformer entstanden, doch Innovation ist etwas, das das Spiel aktuell leider vermissen lässt.
Dennoch kann man sagen, dass der Titel zum fairen Preis als solider Vertreter seines heutzutage so unterbesetzten Genres präsentiert. Wer also schon lange wieder einen 3D-Plattformer im Stil der aus diesem Genre bekannten Retro-Klassiker spielen wollte, der kommt sicherlich auf seine kosten. Dabei haben Interessierte momentan die Möglichkeit, zwischen einer Version für PC, PS4 und XBox One zu wählen. Wer eine Nintendo Switch besitzt und noch ein wenig warten kann, der darf sich natürlich auch darauf freuen, Yooka-Laylee unterwegs zu genießen. Diese Version soll noch im laufenden Jahr erscheinen. Ein genauer Termin steht allerdings noch nicht fest.
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