Wir hatten auf der diesjährigen Anime Messe Babelsberg die Gelegenheit, drei Gäste, die am Anime „The Rising of the Shield Hero“ mitarbeiten, zu interviewen. Mit dabei waren die Chief Animation Directors und Charakterdesigner Masahiro Suwa und Franziska van Wulfen sowie der Anime Produzent Kosuke Arai.
Zur Vereinfachung werden wir uns als AN, Herrn Suwa als S, Frau van Wulfen als W und Herrn Arai als A abkürzen. Wir bedanken uns zudem recht herzlich bei Herrn Tobias Weyand für die Übersetzung vor Ort.
AN: Ich begrüße Sie erst einmal in Deutschland. Herr Suwa und Herr Arai, waren sie schon einmal in Deutschland und wie gefällt es Ihnen hier? Frau van Wulfen, Sie kommen ja ursprünglich aus Deutschland. Wie oft sind Sie noch in Deutschland, seit Sie in Japan leben und worauf freuen Sie sich besonders hier?
A: Es ist für mich das erste Mal hier, aber ich war schon einmal in Deutschland, um den Flug zu wechseln.
S: Noch nie. Das ist jetzt das erste Mal.
W: Ich war jetzt eigentlich gar nicht in mehr Deutschland, außerhalb von Events. Ich bin für die AnimagiC letztes Jahr nach Deutschland gekommen und jetzt halt zur Anime Messe. Worauf ich mich am meisten freue? Das Essen! Und vor allem, da ich im Sommer immer da war, auch der Hitze in Japan zu entfliehen. Das sind so die zwei Sachen, auf die ich mich am meisten freue.
AN: Was war ausschlaggebend für Sie, ihre berufliche Laufbahn in der Anime-Branche zu verbringen? Wie kamen Sie mit dem Thema Anime in Berührung?
A: Das ist jetzt über 10 Jahre her, aber ich habe früher bei einem Spielzeughersteller gearbeitet und wurde dort von meinem Chef gefragt, ob ich nicht in der „Anime-Abteilung“ aushelfen möchte. So bin ich mit Anime in Berührung gekommen.
S: Ich habe als Kind wirklich jeden Tag „Dragon Ball“ geguckt. In der Oberstufe habe ich dann auch „Evangelion“ und „Berserk“ geschaut und gedacht: „So etwas will ich auch mal erschaffen.“
AN:„The Rising of the Shield Hero“ ist eine sehr beliebte Animeserie, auch in Deutschland. Was zeichnet diesen Anime aus ihrer Sicht besonders aus?
A: Ich denke es ist eine für den Zuschauer sehr stressige Serie, da sich gefühlt alles gegen Naofumi stellt. Da gibt es zum Beispiel Mine (Anmerkung d. Übersetzers: der Name, unter dem wir Malty S. Melromarc erstmals kennenlernen), die ihm ständig in die Quere kommt, aber er bekommt zu einem späteren Zeitpunkt ja seine Genugtuung.
S: Für mich ist es die Tatsache, dass „The Rising of the Shield Hero“ nicht dem klassischen Verlauf einer Heldengeschichte folgt. (Anmerkung d. Übersetzers: Er bezieht sich auf Naofumis Rolle als verstoßener Held im Gegensatz zu den sonst gefeierten Helden in anderen Geschichten.)
W: Ich denke, es ist vor allem der Antiheldenfaktor von Naofumi. Es gibt ja sehr viele Isekai in den letzten 10 Jahren und Shield Hero sticht dann doch irgendwie damit heraus, dass der Held sehr Non-Nonsense ist und diese heldenhafte Figur nie wirklich darstellt, außer dass er halt seine Freunde beschützen möchte und außerhalb von seiner Persönlichkeit dann doch sehr anders ist als die anderen Isekai-Helden.
AN: Was ist das Herausforderndste, das ihre Arbeit an diesem Anime betrifft?
A: Während der Arbeit an Staffel 2 ging ja COVID um die ganze Welt und hatte uns bei der Animation und vor allem beim After-Recording (Anmerkung d. Übersetzers: After-Recording = Synchronisierung) stark eingeschränkt.
S: Das mag jetzt vielleicht langweilig klingen, aber als Animator die Qualität im Studio aufrechtzuerhalten ist sehr herausfordernd. Vor allem, wenn die Fristen sehr kurz gesetzt sind.
W: Mir geht es ganz ähnlich wie Suwa-san, dass es schwierig ist, vor allem wenn die Schedules sehr tight werden am Ende der Produktion. Vor allem, wenn die Serie dann schon im TV läuft und die Folgen dann wirklich Woche für Woche abgearbeitet werden sozusagen. So das man wirklich eigentlich gar keine Zeit hat, die gute Qualität hinzulegen, die man eigentlich kann.
AN: Es schaffen immer mehr Animes den Sprung gen Westen. Welche Bedeutung hat der Markt außerhalb Japans für Sie und hat es Einfluss auf ihre Arbeit?
A: Das Budget steigt und dadurch können wir, insbesondere auch bei „The Rising of the Shield Hero“, uns an einigem ausprobieren, wovon dann natürlich auch andere Werke profitieren. Deswegen schaut bitte auch weiterhin unsere Anime!
S: Das ist eine sehr schwere Frage. Natürlich ermöglichen uns Anime zu Events im Ausland, wie der Anime Messe, zu kommen, aber das ändert eigentlich nichts an dem, was wir können oder auch nicht können. Aber es gibt uns natürlich nochmal einiges an Motivation und bringt uns dazu, auch nochmal den Extra-Meter zu gehen, um den Fans das bestmögliche Ergebnis zu liefern.
W: Für mich persönlich – ich habe ein großes Interesse an der Fandom-Kultur, deswegen verfolge ich ganz gerne die Twitter Tags von Shield Hero – im Besonderen wie Fans auf bestimmte Entscheidungen von der Novel zur Anime-Adaption reagieren. Als Produktionsmitglied habe ich einen gewissen Einblick in bestimmte Sachen, deswegen interessiert mich immer, wenn etwas entschieden wurde in der Produktion, wie darauf reagiert wird.
AN: Sie kommen aus Deutschland, Frau van Wulfen, Herr Suwa und Herr Arai aus Japan. Gibt es besondere Herausforderungen, aber auch Vorteile und Chancen aus dieser internationalen Zusammenstellung bei der Arbeit an dem Projekt?
A: Ich finde es wundervoll, dass Franziska seit Staffel 2 von „The Rising of the Shield Hero“ mit dabei ist. Kulturunterschiede oder Sprachbarrieren mag es zwar geben, aber ich würde mich freuen, wenn wir mehr ausländische Mitarbeiter bekommen könnten. Ich denke, dass wir, nicht allein als Japaner, sondern auch mit deutschen Mitarbeitern oder Mitarbeitern aus aller Welt, noch bessere Anime produzieren können.
S: Seit einigen Jahren steigt die Zahl an ausländischen Animatoren und ich wünsche mir, dass immer mehr Fans sich Leute wie Franziska als Vorbild nehmen und den Schritt nach Japan machen. Ich denke, dass unsere Anime so noch besser werden können.
W: Wie Suwa-san schon sagte, es gibt jetzt in letzter Zeit immer mehr Überseeleute, die halt übers Internet für Animes freelancen. Und wie Arai-san auch schon sagte, sind Sprachbarrieren auf der einen Seite sehr schwierig, für mich zum Beispiel auch. Auch wenn ich im Großen und Ganzen alles verstehe in Meetings und so, ist da immer die Furcht, dass irgendwelche Nuancen irgendwie verloren gehen, weil ich die Sprache noch nicht so gut beherrsche, dass ich das verstehen könnte. Auf der anderen Seite ist es auch so, dass eine japanische Person, die in die Anime-Industrie eintritt, als Inbetweener anfängt und die Industrie von klein auf im Detail kennenlernt und wie alles funktioniert. Eine Überseeperson, die über Twitter zum Beispiel einen Job angeboten bekommt, fängt schon bei der Key Animation beispielsweise an und hat daher häufig nicht so ein gutes Verständnis davon, was die Schritte danach sind, wer die Leute sind, die an der Arbeit des Animators im Anschluss noch arbeiten und was die noch alles brauchen von dieser Position. Entsprechend ist es glaube ich ein bisschen schwierig, das alles rüberzubringen. Das ist eine relativ neue Challenge für die Industrie.
AN: Was sind Ihre ganz persönlichen Wünsche und Ziele für Ihre weitere Zukunft?
A: Ich denke, dass es bestimmt noch Leute gibt, die „The Rising of the Shield Hero“ noch nicht gesehen haben. Ich würde mir wünschen, dass noch mehr Leute die Serie schauen und auch die nächste Generation noch „The Rising of the Shield Hero“ schauen wird.
S: Vorerst würde ich gerne weiter im Charakter-Design und in der Animation tätig sein. Außerdem würde ich gerne die Qualität meiner Illustrationen verbessern und vielleicht auch meine eigenen Werke erstellen.
W: Ich bin ebenfalls erstmal sehr glücklich mit meiner Position als Charakter-Designerin und Animationsregisseurin. Ich möchte mich dabei auch darin verbessern. Für die Zukunft würde ich auf jeden Fall auch sehr gerne irgendwann Storyboard zeichnen. Meine Sprachkenntnisse sind dafür glaube ich noch ein bisschen zu niedrig, aber ich werde hart daran arbeiten, dass ich das dann auch irgendwann verwirklichen kann.
AN: Möchten Sie den deutschen Fans Ihrer Produktionen zum Abschluss noch etwas mit auf den Weg geben?
A: Wenn sich die Möglichkeit ergibt, würde ich gerne wieder nach Deutschland kommen und den deutschen Fans etwas Videomaterial zu Staffel 4 mitbringen. Ich würde mich freuen, wenn dann viele Leute vorbeischauen würden.
S: Ich bin noch nicht 100%-tig mit meinen Designs zufrieden, deswegen möchte ich mich für Staffel 4 nochmal richtig reinhängen. Ich würde mich freuen, wenn die Fans uns auch weiterhin unterstützen.
W: Meine Charakter-Design-Arbeit an Staffel 4 hat mir bisher unglaublich viel Freude bereitet mit den Tiermenschendesigns. Entsprechend hoffe ich, dass die Fans sich auf die neuen Abenteuer von Naofumi in neuen Landen mit all diesen interessanten neuen Charakteren freuen.
Wir von AnimeNachrichten.de bedanken uns noch einmal recht herzlich für das Interview bei allen Gästen und bei Tobias Weyand für die Übersetzung.
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