Wir waren auf der diesjährigen Anime Messe Babelsberg, wo MAHO Film die Weltpremiere ihres neuesten Werks mit dem Titel “A Playthrough of a Certain Dude’s VRMMO Life” vorgestellt hat. Wir bekamen die Möglichkeit, vor der Premiere mit dem Regisseur des Films, Yuichi Nakazawa, und dem Anime-Producer, Yuki Mukai, zu sprechen. Was die beiden zu erzählen hatten, das erfahrt ihr in diesem Interview. Weiterhin wollen wir uns recht herzlich bei Herrn Yoichi Sakai bedanken, der geholfen hat, das Treffen zu organisieren und die simultane Übersetzung vor Ort bewerkstelligt hat.
AnimeNachrichten: Ist dies Ihr erster Besuch in Deutschland? Und wie ist Ihr erster Eindruck?
Herr Nakazawa: Die Stadt Potsdam und Deutschland sind sehr angenehm, vor allem vom Klima. Ich komme eigentlich aus der Stadt Suwa, die für ihr Uhrenhandwerk bekannt ist. Und in Suwa herrscht ein ähnliches Klima wie hier. Etwas kühl und angenehm. Und diesen Eindruck habe ich gerade hier. Darüber hinaus finde ich die Stadt und die Gebäude sehr schön und historisch. Das hat mich an eine Anime-Szene erinnert, an der ich gerade arbeite. Ich fühle mich so, als ob ich in einen Isekai gekommen wäre.
Herr Mukai: Ich bin eigentlich, als ich klein war, schon einmal in Europa gewesen. Geschäftlich bin ich aber zum ersten Mal nach Deutschland gekommen. Ich habe den Eindruck, dass das Klima hier sehr angenehm ist. In Japan ist es sehr heiß, aber hier ist es sehr angenehm.
AnimeNachrichten: Im Oktober erscheint die neueste Serie von MAHO FILM mit dem Titel “A Playthrough of a Certain Dude’s VRMMO Life”, von der die ersten beiden Episoden exklusiv hier auf der Messe gezeigt werden. Was ist das Besondere an diesem Anime?
Herr Nakazawa: Das Ganze ist zwar im Isekai-Genre angesiedelt, aber es ist keine Abenteuergeschichte, sondern eine Alltagsgeschichte. Und zwar geht es um ein Videospiel, aber was der Protagonist dort macht, ist Alltagsleben. Das ist der Inhalt des Anime.
Herr Mukai: Auf den ersten Blick ist es ein Isekai-Anime, aber in der Tat sind es eher Szenen aus seinem Leben und es ist wie eine Lehre, dass die Videospieler dort mit anderen Gamern zusammenspielen. Und dieses Spiel ist damit auch an die reale Welt gebunden und nicht komplett aufs Isekai-Genre fixiert.
AnimeNachrichten: Der Anime basiert auf einer Novel-Reihe, die 2014 erschien. Wie ist der Ablauf, wenn die Idee gekommen ist, einen Manga oder eine Novel als Anime umzusetzen? Was für Herausforderungen muss man dazu meistern?
Herr Nakazawa: Zuerst wird das gesammelte Historienkonzept erstellt und das ist für den gesamten Anime konzipiert. Es ist mitunter schwer, das anhand der Light-Novel umzusetzen und es ist für die Zukunft eine große Aufgabe für mich.
Herr Mukai: Die Vorlage der Light-Novel existiert seit 2014, es ist also schon sehr viel Story da. Das zeigt auch, dass die Leser so lange schon dieses Werk mitgelesen haben. Und deswegen achte ich darauf, wie man das am besten als Anime umsetzt. Der Grund, warum diese Light-Novel Serie schon so lange erfolgreich bleibt, ist, denke ich, dass bei dieser Serie keine so großen Ereignisse passieren, sondern Alltagserlebnisse gezeigt werden. Aus diesem Blickwinkel habe ich versucht, den Anime zu produzieren.
AnimeNachrichten: Da Sie beide in der Anime-Branche tätig sind, sind Sie selbst bestimmt auch interessiert bei dem Thema. Mit welchem Anime fing Ihre Leidenschaft an? Haben Sie Favoriten, die Sie bis heute begleiten?
Herr Nakazawa: Es ist sehr schwer einzelne Anime-Titel zu nennen. Aber grundsätzlich, in meiner Kindheit in den 70er und 80er Jahren, habe ich sehr viele Animes und Genres gesehen. Sportanime, Shojo-Anime und auch Roboteranime und weitere habe ich in meiner Kindheit gerne geschaut. Als Filmemacher schaue ich schon viele Filme, aber auch Anime.
Herr Mukai: In meiner Kindheit habe ich nicht so viele Anime-Serien geguckt. Der entscheidende Anime war Pretty Cure. Die Serie davon. Dabei geht es um den Kampf von Mädchen in einem unrealistischen Setting. Deswegen habe ich in diesem Anime viel Energie und Leidenschaft für mich entdeckt. Aus diesem Grund habe ich angefangen, weitere Shounen-Anime zu gucken.
AnimeNachrichten: Im Gegensatz zu früher schaffen es immer mehr Animes heute auf den europäischen Markt, oft sogar zeitgleich als Simulcast. Hat der europäische Markt auch eine Bedeutung für Sie und wird Ihre Arbeit irgendwie dadurch beeinflusst?
Herr Mukai: Der europäische Markt ist schon wichtig. Und es gibt auch Einflüsse auf die Arbeit. Die Anzahl der Animezuschauer in Europa ist enorm. Anime ist zwar weltweit sehr bekannt, aber mittlerweile ist Europa ein großer Markt. Ich bin auch bewusst bei der Produktion auf die Zuschauer in Europa und weltweit bezogen.
AnimeNachrichten: Herr Nakazawa, Sie haben bereits langjährige Erfahrung in der Anime-Branche und waren an vielen Produktionen beteiligt. Mit „A Playthrough of a Certain Dude’s VRMMO Life” geben Sie nun ihr Debüt als Regisseur. Wie gefällt Ihnen diese Rolle und was ist das Interessanteste an diesem Job?
Herr Nakazawa: Meine Karriere habe ich als Anime-Zeichner angefangen. Anime-Zeichner heißt, die Bilder zu interpretieren, um sie animieren zu können. Die Rolle als Regisseur ist schon etwas anderes. Ich muss mit vielen Abteilungen kommunizieren, die ich bis dahin noch nicht kannte. Und ich muss auch viele Anweisungen geben und bekomme viele Anforderungen von verschiedenen Leuten. Deswegen habe ich jetzt schon eine andere Einstellung und ein anderes Verhältnis zu Anime-Zeichnern bekommen. Ich zeichne selber heute noch, aber ich zeichne so, dass ich dabei viel bewegen lasse. Ich kann jetzt aus einem anderen Blickwinkel Anime zeichnen. So konnte ich meine Zeichenfähigkeit vertiefen.
AnimeNachrichten: Herr Mukai. Sie sind Animation-Producer bei MAHO FILM. Welche Aufgaben haben Sie in dieser Position inne und was ist das für Sie Spannendste an ihrem Job?
Herr Mukai: Es gibt ungefähr vier Aufgaben. Zeitrahmen-Management, Budget-Management, Mitarbeiter-Management und Daten-Management. Die wichtigste Arbeit besteht darin, wie ich aus begrenztem Budget den besten Anime produzieren kann. Das ist eine wichtige Rolle als Animations-Producer. Und was spannende Momente angeht, die gibt es eigentlich nicht. Aber eigentlich ist jetzt gerade der spannendste Moment, denn im Anschluss an das Interview wird die neue Anime-Serie als Weltpremiere vorgestellt und ich bin sehr gespannt auf das Feedback.
AnimeNachrichten: Gibt es schon weitere Projekte, die MAHO FILM in Zukunft plant und von denen Sie uns erzählen können?
Herr Mukai: Also konkret kann man noch nichts sagen, aber MAHO FILM wurde 2018 gegründet und existiert erst seit fünf Jahren. Zum Glück haben wir Serien und Arbeit und versuchen, unsere Geschäfte weiter auszuweiten, um uns so nicht nur auf bestimmte Genres zu fokussieren, sondern aus verschiedenen Genres Anime zu produzieren.
AnimeNachrichten: Was sind Ihre ganz persönlichen Wünsche und Ziele für Ihre weitere Zukunft?
Herr Nakazawa: Ich bin schon froh, dass ich bis jetzt bei zahlreichen Anime-Serien mitwirken konnte und so würde ich in der Zukunft gerne weiterarbeiten. Wichtig ist, dass die Anime gesehen werden. Und damit die Anime viel gesehen werden können, versuche ich meine Technik weiter zu entwickeln und viel zu unternehmen.
Herr Mukai: Anime wird heutzutage digital produziert, das heißt, unabhängig vom Ort, egal, ob man in Japan oder im Ausland wohnt. Die Leute außerhalb von Japan haben neue und eigene Meinungen und Ideen und ich möchte nicht nur mit Leuten aus Japan, sondern auch im Ausland zusammen arbeiten, um noch bessere Anime zu produzieren.
AnimeNachrichten: Möchten Sie den deutschen Fans Ihrer Produktionen zum Abschluss noch etwas mit auf den Weg geben?
Herr Nakazawa: Die Animefans in Deutschland sehen heute meine erste Regie und ich bin sehr gespannt auf das Feedback von der Aufführung. Ich würde mich sehr freuen, wenn die heutige Aufführung der ersten Episode weiteres Interesse wecken kann, mehr Episoden zu gucken. Das wäre schon eine Ehre für mich. Und es wäre schön, wenn die guten Erfahrungen von heute in Erinnerung bleiben würden. Dann bin ich sehr froh.
Herr Mukai: Bitte unterstützt MAHO FILM!
Wir bedanken uns für das angenehme und schöne Interview bei den beiden Ehrengästen und Herrn Sakai für die Übersetzung und Organisation und allen Verantwortlichen der Anime Messe Babelsberg, die uns diesen interessanten Einblick ermöglicht haben.
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