Am 17. Oktober 2022 erschien der Einzelband „Zuckerwasser“ von der deutschen Manga-ka Racami. Nach „Die innere Stimme – Briefe an Lille“ brachte altraverse somit ein weiteres zauberhaftes Werk der Zeichnerin in Eigenproduktion heraus. Nun haben wir die Gelegenheit bekommen ein Interview mit Racami zu halten und sie nach ihrer Arbeit und mehr zu fragen.
An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bei Racami bedanken, die sich für uns die Zeit genommen hat, obwohl sie während des Interviews noch mit ihrem Werk beschäftigt war.
Anmerkung: Nachfolgend bezeichnen wir AnimeNachrichten der Einfachheit halber als AN.
AN: Liebe Racami, vielen lieben Dank, dass du dir die Zeit für dieses
Interview nimmst! Ein paar unserer Leser*innen kennen dich vielleicht
sogar schon. Könntest du dich aber trotzdem einfach mal kurz vorstellen?
Racami: Hallo, ich bin Racami, die Zeichnerin von „Die innere Stimme – Briefe an Lille“ und „Zuckerwasser“, welche bei altraverse erschienen sind. Zudem betreibe ich mit meiner lieben Verlagskollegin Sozan Coskun den Podcast „IKIGAI – Der Mangakapodcast“ und bin seit 2014 Zeichnerin für die Connichi.
AN: Mit „Die innere Stimme – Briefe an Lille“ hast du eine kurze, aber
schöne und emotionale Geschichte erschaffen. Nun verlegt altraverse mit
„Zuckerwasser“ einen weiteren Band von dir. Wie fühlt sich das für dich
an?
Racami: Es macht mich einfach sehr, sehr glücklich. Im Allgemeinen freue ich mich wirklich sehr, dass altraverse und da natürlich insbesondere mein Redakteur und ich weiterhin zusammenarbeiten. Im Speziellen bin ich einfach super glücklich, dass „Zuckerwasser“ den Weg zu altraverse gefunden hat, weil „Zuckerwasser“ selbst mir so viel bedeutet und mich über so viele Jahre begleitet hat. Und insbesondere in der Version, in der „Zuckerwasser“ nun bei altraverse erscheint, nämlich komplett überarbeitet und aufpoliert, ist das etwas, was mich wirklich sehr glücklich macht, da ich „Zuckerwasser“ nun in seiner besten Version einem weit größeren Publikum nahebringen kann.
AN: Bei „Zuckerwasser“ handelt es sich eigentlich um eine ehemals im
Eigenverlag herausgebrachte Story von dir. Wie kam es dazu, dass
altraverse und du nun dieses bei einem etablierten Verlag herausbringen?
Was sind deiner Meinung nach für dich die hauptsächlichen Unterschiede
zwischen Selbstpublikation und Verlag?
Racami: Tatsächlich hatte mein Redakteur nicht nur bereits vor unserer Zusammenarbeit zwei Bände von „Zuckerwasser“ in der Eigenverlagsversion gekauft, sondern auch während der Entstehung des dritten Bandes schon vorab einige Seiten gesehen. Auf der Suche nach Feedback und um mich zu verbessern, bin ich mit diesen bei einer Mappensichtung gewesen. Es gab damals zwar schon Interesse, aber da ich zu der Zeit schon zwei Teile der Geschichte im Eigenverlag herausgebracht hatte und gerade im Begriff war den dritten und letzten Band vorzubereiten, wollte ich mich lieber mit etwas anderem bei altraverse bewerben. Dies war dann „Die innere Stimme – Briefe an Lille“. Als dieses Projekt dann abgeschlossen war, sprach mein Redakteur mich nochmals auf „Zuckerwasser“ an und wir entwickelten gemeinsam die Idee es erneut und als Einzelband zu altraverse zu bringen. Da ich über die Arbeit an „Die Innere Stimme – Briefe an Lille“ doch etwas dazu gelernt hatte, juckte es mich in den Fingern das, was ich damals bei der Eigenverlagsversion vielleicht noch nicht so konnte, nun entsprechend meinen Wünschen und Vorstellungen nach tatsächlich umzusetzen. So entstanden die Idee, die Geschichte und die Zeichnungen auf einen aktuelleren Stand zu bringen.
Der wohl größte Unterschied ist für mich persönlich die Zusammenarbeit mit meinem Redakteur, als auch die Unterstützung des wundervollen altraverse-Teams. Als ich noch im Eigenverlag veröffentlicht habe, habe ich alle Inhalte mit mir allein ausgemacht und war gleichermaßen Autorin, Marketingabteilung, die Person, die sich mit der Produktion auseinandersetzen musste und auch die Person, die die Bücher dann noch unter die Menschen brachte. Hier den Rückhalt der tollen Leute bei altraverse zu haben, die sich natürlich auf ihren jeweiligen Gebieten viel besser auskennen als ich es damals tat, führt einfach zu viel tolleren Ergebnissen. Zudem ist auch die Motivation, die ich daraus gezogen habe und auch weiterhin ziehe, dass da einfach so viele Leute für das Gleiche brennen wie ich und ebenso wie ich bemüht sind das Beste aus „Zuckerwasser“ und allem was dazu gehört herauszuholen, nicht zu unterschätzen. Gleiches gilt natürlich auch insbesondere für die Zusammenarbeit mit meinem Redakteur. Und auch wenn hier im Vergleich zu „Die innere Stimme – Briefe an Lille“ die Anmerkungen natürlich insofern anders waren, da eine gewisse Struktur der Geschichte einfach schon vorhanden war, bin ich sehr froh, dass wir mit der Überarbeitung „Zuckerwasser“ nochmal aufpolieren konnten.
AN: Einige Fans werden sicherlich schon mitbekommen haben, dass du so einige
Panel und Seiten neu überarbeitest. Hand aufs Herz: Wie viel Arbeit hast
du noch hineingesteckt? Wie ist es so, sich seine zumindest etwas
älteren Zeichnungen anzusehen?
Racami: Ich habe jede einzelne Seite nochmals angefasst *lach*
Die ersten drei Kapitel habe ich komplett neu gezeichnet und hierbei neben den Zeichnungen auch einige erzählerische Aspekte etwas aktualisiert, gekürzt, verlängert oder umgeschrieben. Es war ein schönes Gefühl Dinge, die damals eben so waren, weil ich es zu der Zeit nicht anders konnte, nun so umzusetzen, wie ich es mir eigentlich gewünscht hatte. Der Teil, der ehemals dem zweiten Band entsprach, wurde von mir strukturell nicht mehr geändert, da ich hier immer noch recht zufrieden war, jedoch habe ich hier die Zeichnungen massiv überarbeitet, um sie visuell an die ersten Kapitel und den Schluss anzupassen. Wirklich jedes Gesicht und die meisten Körperhaltungen wurden von mir korrigiert.
Der Teil, der ehemals den dritten Band ausgemacht hatte, war dadurch, dass er der jüngste Part war, der Part wo ich ‚nur‘ komplett neu rastern und einige Fehler, die mich sehr gestört haben, ausbügeln musste. Das mit dem Komplett-Neu-Rastern ergab sich vor allen Dingen dadurch, dass wir „Zuckerwasser“ für altraverse in einem größeren Format rausbringen wollten, um den Zeichnungen mehr Raum zu bieten.
Bei manchen der alten Zeichnungen musste ich wirklich etwas schmunzeln. Gleichzeitig konnte ich sie aber auch irgendwie wohlwollend betrachten, da ich noch gut im Gedächtnis hatte zwar an der ein oder anderen Stelle ‚geschummelt‘, aber in 99% der Zeit wirklich mein Bestes gegeben zu haben. Und wenn ich an der einen Stelle eine bestimmte Perspektive versuchte, die ich heute beherrsche, aber damals noch etwas schief aussah, dann ist das eben das Abbild meines Prozesses als Zeichnerin und irgendwie gehört das ja dazu, weil noch niemand als Meister vom Himmel gefallen ist.
Wobei ich aber zugeben muss: Gerade in Kapitel vier und fünf hatte ich in der alten Version sehr stark mit der Form der Nasen experimentiert. Das sah an einigen Stellen schon sehr erheiternd aus, aber zum Glück konnte ich da ja nochmal korrigieren.
AN: Für diejenigen, die deine Geschichte „Zuckerwasser“ noch nicht kennen:
Wem würdest du dein Werk empfehlen?
Racami: Ehrlich gesagt, allen ab 14 oder 15 Jahren. XD
„Zuckerwasser“ sowie auch „Die Innere Stimme – Briefe an Lille“ sind Geschichten, deren Leserschaft sich nicht wirklich an Alter oder Geschlecht festmachen lässt bzw. das möchte ich auch gar nicht. Man kann beide Geschichten auf verschiedenen Ebenen lesen und auch wenn sie vermeintlich erst als ‚Standard Romance‘ oder ‚Standard Slice of Life‘ anfangen, ich verspreche: Das bleibt nicht so 😀
Ein Blick lohnt sich also allemal. Zudem haben beide Geschichten auch Fragen und Rätsel, die aufgeworfen werden und damit (zumindest für mich) auch leichte bis stärkere Mystery-Elemente je nach Geschichte haben.
AN: Sowohl ohne als auch mit Verlag warst du nun auf schon so einigen
Conventions unterwegs. Was war bisher eines der nettesten Dinge, die dir
mal jemand an deinem Stand oder bei deinen Signierstunden gesagt hat?
Racami: Das wohl Schönste, was mir schon gesagt wurde, war, dass meine Geschichten die Menschen bewegen, zum Nachdenken oder gar zum Überdenken der eigenen Sichtweise anregen oder sie einfach tief bewegt haben. Gerade Letzteres ist einfach das Schönste, was ich mir als Reaktion wünschen kann: Wenn meine Geschichte im Kopf nachklingt. Das ist einfach wundervoll und wenn der Mensch, bei dem das so ist, dann noch zu mir kommt, um mir das zu sagen, macht mich das einfach sehr, sehr glücklich. Ansonsten freue ich mich ehrlich gesagt auch immer wirklich sehr, wenn den Leuten mein Stil so gefällt, dass sie es anmerken. Das ist wohl noch von früher so, mein Stil stand nämlich an der ein oder anderen Stelle schon mal sehr in der Kritik und da dann die Gegenstimmen zu hören, die ihn genau so gut finden, freut mich auch wirklich immer ungemein.
AN: Gibt es eigentlich schon Pläne für zukünftige Geschichten, sei es im
Eigenverlag oder weiterhin bei altraverse?
Racami: Ich arbeite schon seit einiger Zeit an etwas Neuem und wo „Die innere Stimme – Briefe an Lille“ und „Zuckerwasser“ noch Einzelbände waren, wird dies nun meine erste Serie bei altraverse, was mich wirklich sehr(!) freut.
AN: Mit deiner Kollegin Sozan Coskun hast du vor einiger Zeit den
Manga-Podcast „IKIGAI – Der Mangakapodcast“ gestartet. Magst du uns ein
wenig darüber erzählen?
Racami: „IKIGAI – Der Mangakapodcast“ ist der Podcast, in dem Sozan und ich über unser Dasein als Mangaka und alles was dazu gehört, sprechen. Dies reicht von Self-care-Tipps (z. B. wie man dafür sorgt, dass man das möglichst lange machen kann) über Fragen zu „Wie bewerbe ich mich beim Verlag“ bis hin zu „So sieht der Tag oder die Aufgabenliste eines Mangaka aus“. Zudem präsentieren wir inzwischen auch die Zeichner*innen des Monats, um so auch anderen eine Plattform zu bieten und haben auch immer mal ganz wundervolle Gäste. Momentan erscheinen unsere Folgen jeweils am 1. des Monats, manchmal gibt es aber auch zwei Folgen in einem Monat. Mit inzwischen über 40 Folgen gibt es also viel zu hören für diejenigen, die IKIGAI noch nicht kennen. Ihr findet „IKIGAI – Der Mangakapodcast“ auf Spotify oder Apple Music, neuere Folgen sogar mit Bewegtbild auf YouTube.
AN: Gibt es sonst noch etwas, was du unseren Leser*innen gerne mitteilen
möchtest?
Racami: Wenn ihr das hier lest: Danke, dass ihr bis hier hin durchgehalten habt und ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen 😀
Und natürlich: Wenn euch „Zuckerwasser“ oder „Die innere Stimme – Briefe an Lille“ im Laden begegnen und das oben für euch interessant klang, lest doch mal rein!^^
Über „Zuckerwasser“:
Auch wenn die neu aufgelegte Einzelband-Version von „Zuckerwasser“ erst letztens am 17. Oktober 2022 in den Handel erschien, startete der Dojinshi bereits im Oktober 2010 auf der deutschen Anime- und Manga-Community-Website Animexx. Im März 2015 erschien dann der erste Band im Eigenverlag. Die Reihe ist in der eigenen Produktion mit drei Bänden abgeschlossen. Auf Conventions konnte man sich auch verschiedenes Merchandise zur Reihe, wie beispielsweise Postkarten, Notizblöcke, Schlüsselanhänger oder Tassen kaufen. Doch auch beim Verlag altraverse kann man sich Notizblöcke und Aufsteller zum Manga kaufen.
Im Handel bestellen:
- Die innere Stimme – Briefe an Lille (altraverse/Amazon/Thalia)
- Zuckerwasser (altraverse/Amazon/Thalia)
Handlung:
Er hat Angst vor Wasser jeglicher Art. Sie befürchtet stets, sie könnte austrocknen. Trotzdem finden sie zueinander und könnten nicht perfekter für den je anderen sein. Doch lassen sich am Ende alle Gegensätze gefahrlos überwinden …?
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