Emotional, ästhetisch, wunderschön, atemberaubend. Es gibt viele Worte mit denen man „Violet Evergarden”, Kyoto Animations Hit-Anime aus dem Jahre 2018, beschreiben kann. Die Reise der jungen Violet, die von einem Krieg gezeichnet versucht, sich wieder aufzuraffen, und dabei die Bedeutung des Wortes „Liebe“ zu erfahren, ist wie eine Hommage an das Leben mit der Message niemals aufzugeben. Jedoch wirkte Violets Geschichte, trotz 13 Anime-Episoden, einer OVA und einem Film nicht ganz abgeschlossen. Genau deshalb brachte Kyoto Animation, mit etwas Verspätung, im Herbst 2020 „Violet Evergarden: Der Film“ in die japanischen Kinos. Anderthalb Jahre später ist es den deutschen Fans, dank Leonine Anime, auch vergönnt, das Ende dieser Geschichte mitzuerleben. Was wir von dem krönenden Abschluss von Violets Reise halten, erfahrt ihr in der nachfolgenden Rezension.
Achtung, ab dieser Stelle wie gewohnt: Spoiler voraus!!!
Die berühmteste Akora
Daisy ist die Enkelin von Anne Magnolia, einem Mädchen, das seine Mutter schon in jungen Jahren verlor. Da ihre Großmutter vor Kurzem verstorben ist, besucht sie nach der Beerdigung mit ihren Eltern das Haus, in dem Anne groß geworden ist. Dort entdeckt Daisy eine Kiste voller alter, vergilbter Briefe, die alle an ihre Großmutter adressiert sind. Ihre Eltern erklären ihr, dass es sich um 50 Briefe handelt, die Anne jedes Jahr zum Geburtstag von ihrer verstorbenen Mutter erhalten hat. Diese Briefe wurden vor über einem halben Jahrhundert von einer berühmten Akora verfasst. Akoras, das waren einmal Frauen, die lesen und schreiben konnten und ihre Dienste denjenigen zur Verfügung stellten, die einen Brief verfassen wollten, aber das Lesen und Schreiben nie selbst gelernt hatten. Bei dieser Akora handelt es sich um Violet Evergarden, die sich in ihren Jahren als Briefeschreiberin in ganz Leidenschaftlich einen Namen als die „beste Akora“ gemacht hat. Ihre Dienste sind so gefragt, dass sie teilweise bis zu drei Monate am Stück ausgebucht ist. Dank ihrer hervorragenden Arbeit wird Violet die Ehre zuteil, die „Hymne des Meeres“ für das große Festival des Meeres der Stadt Leiden zu verfassen. Auch verbringt Violet gerne Zeit mit ihren Kolleg:innen und Freund:innen. Doch nicht alles in Violets Leben ist so schön.
Als Kind wurde sie von Gilbert Bougainvillea, einem Major der Armee von Leidenschaftlich, zum Kriegs-Werkzeug ausgebildet und auch benutzt. Doch Major Gilbert hat gut für sie gesorgt, ihr das Lesen und Schreiben beigebracht und sie einiges gelehrt. Doch als der Krieg vor dem Ende stand, verunglückte der Major tragischerweise bei einer Mission. Bei jener Mission verlor Violet beide Arme. Doch der Verlust ihres geliebten Majors ist es, der sie bis heute verfolgt. Nach dem Tod von Gilberts Mutter entschied sich Violet dazu, regelmäßig Blumen an ihr Grab zu bringen und für sie zu beten. Bei einem dieser Besuche trifft sie auf Dietfried Bougainvillea, den Bruder von Gilbert. Er ist derjenige, der sie als Waise entführte und Gilbert als Kriegswaffe „schenkte“. In ihren folgenden Begegnungen behandelte Dietfried sie, als wäre sie nichts anderes als eine gefühllose Waffe. Mit der Zeit hat er jedoch gelernt, dass Violet so viel mehr als das ist, und versucht sein voriges Verhalten wieder gut zu machen. Doch Violet blockt seine Avancen ab und verlässt den Friedhof. Dabei verliert sie ihr Haarband, welches Dietfried ihr unter allen Umständen zurückbringen möchte.
Tod und Leben gehen Hand in Hand
Eines Tages ist Violet allein im Postgebäude, als plötzlich ein Anruf eintrifft. Ein junger Kunde möchte unbedingt, dass Violet ihn im Krankenhaus besucht, um ein paar Briefe zu schreiben. Zwar ist Ruhetag bei der Post, doch die pflichtbewusste Violet würde natürlich niemals ein solches Gesuch ablehnen. Also macht sie sich auf den Weg zum Krankenhaus, wo sie den jungen Jules trifft. Dieser leidet an einer unheilbaren Krankheit und wird, voraussichtlich recht bald, daran sterben. Bevor das jedoch passiert, möchte er unbedingt Briefe an seine Familie verfassen, damit diese nach seinem Tod nicht so traurig ist. Leider kann er sich die normalen Preise nicht leisten. Doch Violet möchte Jules unbedingt helfen und nutzt das Recht, das ihr die Möglichkeit gibt, im Notfall Rabatte für ihre Dienste anzubieten. So verbringt Violet ihre Nachmittage mit dem kränkelnden Jules, um die Briefe vor seinem Tod in jedem Falle fertigzustellen. Als der letzte Brief geschrieben ist, bittet Jules Violet, die Briefe erst dann zu verschicken, wenn er gestorben ist, und drängt sie zu einem Fingerschwur. Doch die Dinge kommen ganz anders, als die beiden es zu diesem Zeitpunkt erwarten.
Claudia Hodgins, der Besitzer des Postunternehmens und Violets Chef, fällt eines Tages etwas Komisches an einem Brief auf. Bei einem Besuch bei Dietfried erkennen beide, dass die Handschrift des Absenders unverwechselbar der des Majors Gilbert ähnelt. Der Brief wurde von einer einsamen Insel namens „Ekarte“ versendet, sodass Claudia beschließt, dorthin zu reisen und zu schauen, ob es sich bei dem Absender wirklich um den verschollenen Major handelt. Doch bevor er aufbricht, berichtet Claudia Violet von seiner Entdeckung und bietet ihr an, ihn zu begleiten. Ob Major Gilbert doch noch lebt und was mit Jules geschieht, müsst ihr jedoch selbst herausfinden.
„Violet Evergarden: Der Film“ bindet, unserer Meinung nach, die perfekte Schleife um das Gesamtpaket „Violet Evergarden“. Nicht nur hat der Film ein überraschend konstantes, aber gutes Pacing, er schafft es auch den Zuschauer auf mehreren Ebenen an Violets Leid, aber auch an ihrem Glück emotional teilnehmen zu lassen. Der zusätzliche Plot rund um den sterbenden Jules hätte in einem anderen Film etwas „out of place“ oder wie zu viel wirken können, doch Kyoto Animation schaffte es uns in 2:20 Stunden an einer emotionalen Achterbahnfahrt teilnehmen zu lassen, die wir von Anfang bis Ende genossen haben.
Bild und Animation
„Violet Evergarden: Der Film“ wurde auf Blu-Ray in 1080p und 16:9 bzw. 2,40:1, auf 4K Blu-Ray sogar in 4K und Breitbild gemastert. Da wir zu Rezensionszwecken allerdings lediglich einen Presse-Screener zu Verfügung gestellt bekommen haben, können wir das Bild der Blu-Ray-Fassungen nicht bewerten und keine Details dazu nennen.
„Violet Evergarden: Der Film“ ist ein Film von Kyoto Animation. Das bedeutet, dass wir vorab bereits sehr hohe Erwartungen an die Animationen des Films hatten. Dass der Film diese jedoch nicht nur erfüllt hat, sondern tatsächlich noch einmal deutlich übertrumpfen konnte, damit war nicht zwingend zu rechnen. „Violet Evergarden: Der Film“ ist in Sachen Animation vielleicht sogar einer der beeindruckendsten Anime aller Zeiten. Wie viel Liebe in jedes einzelne Detail geflossen ist, ist umwerfend. Von Kleidern, die mit dem Wind wehen, bis zu einzelnen Ziegelsteinen, die man an jedem Gebäude noch erkennen kann: Der Film steckt voller winziger Details. Doch am Ende sind es die Gesichter und deren Mimik, insbesondere die von Protagonistin Violet, die uns gepackt haben. Bei der kleinsten Änderung ihrer Stimmungslage, dem kleinsten bisschen Ärger oder Verletztheit, kann man es Violet an der Mimik ablesen, ohne, dass diese Emotionen karikiert werden müssen. Insbesondere eine tränenreiche Wein-Szene von Violet später im Film ist so detailliert gestaltet, dass man schon allein dadurch als Zuschauer mitgerissen wird und schnell selbst die ein oder andere Träne vergießt.
Ton und Synchronisation
Erst einmal die technischen Daten: Der Film ist auf der Disc mit japanischem und deutschem Ton verfügbar, ersteres natürlich mit deutschen Untertiteln, und beides im Format DTS-HD Master Audio 5.1. Da wir allerdings lediglich einen Presse-Screener zur Verfügung gestellt bekommen haben, können wir diese technischen Details nicht selbst bewerten.
Die deutsche Synchronisation von „Violet Evergarden: der Film“ ist gut. Gut, aber nicht fantastisch gut, was schade ist, da die Synchronsprecher wirklich sehr gut gewählt wurden und alle offensichtlich ihr Bestes gegeben haben. Insbesondere in den emotionalen Szenen kann die deutsche Synchronisation jedoch punkten. Da möchten wir insbesondere auf diverse Szenen in der Storyline rund um den jungen Jules hinweisen, wozu beispielsweise auch die Szene gehört, in der Jules Eltern ihre Briefe lesen. Diese ist auf jeden Fall ein emotionales Highlight. Dementsprechend ist der Gesamteindruck der Synchro insgesamt trotz allem positiv.
Physische Umsetzung
Eine Bewertung bzw. eine Beschreibung der physischen Aufmachung des Produkts, die wir normal an dieser Stelle vornehmen, entfällt, da wir zu Rezensionszwecken einen digitalen Presse-Screener zur Verfügung gestellt bekommen haben.
Autoren-Statement
Der Autor dieser Review, Noé, hat darum gebeten ein kurzes persönliches Statement zu seinen Erlebnissen rund um den Brand-Angriff auf Kyoto-Animation und die Veröffentlichung dieses Films der Review hinzuzufügen. Das Statement hat jedoch natürlich keinen Einfluss auf die Bewertung des Filmes.
Als der Brandanschlag auf Studio 1 von Kyoto Animation am 18. Juli 2019 geschah, studierte ich gerade in Kyoto. Der Anschlag damals hat mich schockiert und zutiefst verletzt. Zu diesem Zeitpunkt war „Violet Evergarden: Der Film“ noch in Produktion, sollte jedoch eigentlich noch 2019 in den japanischen Kinos starten. Bevor ich am 20. Juli den Ort des Attentats besuchen konnte, ging ich am Vorabend ins Kino, um die Premiere von „Weathering with You“ mitzuerleben. Als dann vor dem Film der Trailer zu „Violet Evergarden: Der Film“ lief, flossen meine Tränen stärker als fast je zuvor, da noch nicht klar war, ob der Film jemals erscheinen wird. Dass „Violet Evergarden: Der Film“ doch noch erschienen ist, ist keine Selbstverständlichkeit. Das sollten wir uns bewusst machen.
Allgemeine Daten
Veröffentlichung: 25. März 2022
Publisher: Leonine Anime
Genre: Drama, Romance
Laufzeit: 140 Minuten
FSK: 12
Bild: 1080p, 16:9 Format bzw. 4K, Breitbild
Ton/Sprache: Japanisch, Deutsch, DTS-HD Master-Audio 5.1
Untertitel: Deutsch
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Handlung:
Einige Jahre sind vergangen, seit der Krieg Verwüstung angerichtet und Narben in den Herzen der Menschen hinterlassen hat. Auch die ehemalige Soldatin Violet Evergarden trägt noch schwer an ihren Erinnerungen. Während in der Gesellschaft neue technologische Entwicklungen Einzug halten, findet Violet Arbeit bei einem Postunternehmen. Ihre Anstellung als “Autonome Korrespondenz-Assistentin” hilft ihr, die traumatischen Erlebnisse der Vergangenheit zu verarbeiten und sie hofft, die wahre Bedeutung der Liebe zu ergründen. Doch innerlich verspürt sie noch immer eine Lücke in ihrem Herzen. Als unerwartet ein Brief auftaucht, schöpft sie wieder Hoffnung…
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