©2006 Kadokawa Shoten / Welcome to the N-H-K Partners

Ängste, Depressionen und Einsamkeit. Die Gefühle, die Tatsuhiro Sato fühlt sind so aktuell wie noch nie. Er ist ein Hikikomori, also jemand der sich aus den verschiedensten Gründen zu Hause einsperrt und so selten wie möglich vor die Tür geht. „Welcome to the N.H.K.“ gilt nicht ohne Grund als einer der Klassiker der mid 2000er im Anime-Bereich. Von Studio Gonzo im Jahre 2006 produziert fühlten sich viele Anime-Fans von Tasuhiros Problemen angesprochen und konnten sich dadurch sehr gut mit ihm identifizieren. Nun hat der Klassiker, dank AniMoon Publishing, endlich auch den Weg nach Deutschland geschafft. Was wir von dem ungewöhnlichen Kult-Klassiker halten erfahrt ihr in dieser Review.

Achtung, ab dieser Stelle wie gewohnt: Spoiler voraus!!!

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Ein Engel steht vor meiner Tür
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Tatsuhiro Sato ist 22 Jahre alt und ein Hikikomori. Seit einigen Jahren schließt er sich in seinem kleinen Apartment in Tokyo ein und trinkt und raucht den ganzen Tag. Seine sozialen Ängste sind so stark, dass er nicht einmal zu seinem Nachbar gehen kann und ihm seine Meinung geigen kann, obwohl der den ganzen Tag auf voller Lautstärke Anime-Openings hört. Eines Tages, als er sich in seinem Elend suhlt, fangen seine Haushaltgeräte an mit ihm zu reden und bestätigen seine These, dass die Welt sich gegen ihn verschworen hat. Natürlich halluziniert er nur. Aus dieser Halluzination wird er jedoch von seiner Haustür gerüttelt. Was auf der anderen Seite auf ihn wartet soll sein Leben komplett verändern. Ein Mädchen mit einem Sonnenschirm steht engelsgleich vor seiner Tür. Doch warum? Das stellt sich heraus, als er die Tür öffnet und eine mittelalte Dame, die das Mädchen begleitet, ihm einen Flyer andrehen möchte, in dem es um das „Problem der Hikikomori“ geht. Tatsuhiro ist sich sicher, dass es sich um irgendeine religiöse Sekte handeln muss und wimmelt die beiden ab. Allerdings gibt ihm diese Begegnung doch zu denken und er beschließt sein Leben umzukrempeln und versucht einen kleinen Nebenjob zu finden. Er versucht es bei einem kleinen, lokalen Manga Café. Zu seinem Schock arbeitet dort jedoch das Mädchen, welches am Vortag noch vor seiner Tür stand. In Panik flüchtet er, lässt jedoch seinen Lebenslauf fallen, den das Mädchen findet. Misaki Nakahara, so heißt das Mädchen, beschließt Tatsuhiro helfen zu wollen und schreibt eine förmliche Einladung auf die Rückseite des Umschlags, in dem sein Lebenslauf steckte. Er soll sie um 9 Uhr in einem lokalen Park treffen. Was hat sie nur vor?

Du bist doch kein Entwickler

Tatsuhiro folgt Misakis Einladung und trifft sie im Park. Dort bietet Misaki ihm an, Teil ihres eigenen Projektes zu werden. Sie möchte ihm helfen, aus dem Hikikomori-Dasein auszubrechen. Dazu müsse er nur einen Vertrag unterschreiben, um die Rahmenbedingungen festzulegen. Der Clou: Bei Vertragsbruch muss Tatsuhiro eine Millionen Yen Strafe zahlen. Absolut verrückt, findet er und lehnt ab mit der Begründung, er sei Spieleentwickler. Er werde ihr sein neuestes Spiel ebenfalls in einem Monat präsentieren. Das einzige Problem: Das war natürlich eine Notlüge. Wie soll er nur da rauskommen? Plötzlich fällt ihm die Lösung praktisch vor die Füße: Sein Nachbar, der laut Anime-Openings hört, ist in Wahrheit sein alter Schulkamerad Kaouru Yamazaki, der sich zu einem totalen Otaku entwickelt hat. Aber nicht nur das: Er ist außerdem ein angehender Videospiel-Entwickler und besucht auch eine Schule, um alles über die Videospielentwicklung zu lernen. Glück im Unglück also für unseren Helden. Ein Problem gibt es jedoch noch: selbst Kaouru kann nicht allein ein Spiel in 4 Wochen entwickeln. Also einigen sich die beiden auf das am schnellsten zu produzierende Genre: Sie werden ein Hentai-Game entwickeln!

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Leider gibt es auch hier noch ein kleines Problem: Tatsuhiro hat gar keine Ahnung von so genannten „Gal Games“, obwohl er das Skript für das Spiel entwickeln muss. Kaouru, der absolut in seinem Metier ist, gibt unserem Helden seine Lieblingsgames als Referenzmaterial mit. Zuerst skeptisch, wird Tatsuhiro schnell süchtig von der Suche nach Höschen und Hentai-Szenen, sodass er sich für eine Woche einschließt. Die Zeit, die er eigentlich dem Projekt hätte widmen sollen. Da wird es Kaouru genug und er beschließt Tatsuhiro in das „geweihte Land“ mitzunehmen: Akihabara, ein Paradies für jeden Otaku. Sie gehen Figuren einkaufen, schauen sich verschiedenste Doujins an und verbringen einen wundervollen Tag als Freunde. Dabei lernt Tatsuhiro auch immer mehr was es heißt ein Otaku zu sein. Dieser Ausflug wird jedoch jäh unterbrochen, als Tatsuhiro plötzlich jemanden erblickt, mit dem er niemals gerechnet hatte: Seine einzige Schulfreundin Hitomi Kashiwa.

Wie ist es dir so ergangen?

Plötzlich sitzt Tatsuhiro in einem Café in Akihabara mit seiner Schulfreundin Hitomi und unterhält sich mit ihr. Eine nostalgische Situation, die Tatsuhiro gleichzeitig sehr fremd geworden ist. Mit ihrer ruhigen und melancholischen Stimme fragt Hitomi ihren ehemaligen Kouhai was er denn heutzutage so mache. Da Tatsuhiro erst einmal zurückhaltend reagiert erzählt sie von ihrer Arbeit im öffentlichen Dienst und wie sehr sie ihre Arbeit stresst. Sie erzählt, dass sie mittlerweile zu drei Therapeuten geht, aber selbst das nicht helfe. Mithilfe von Microdosing macht sie sich die Welt durch Drogenkonsum irgendwie ertragbar. Tatsuhiro, der seine Senpai nicht anlügen möchte, beichtet ihr, dass er zum Hikikomori geworden ist. Sie entgegnet ihm, dass sie nicht davon überrascht ist und beginnt, in der Vergangenheit zu schwelgen. Was wäre gewesen, wenn die beiden ein Paar geworden wären? Wäre Tatsuhiro ein Hikikomori geworden? Eine Frage, die niemals beantwortet werden kann. Nachdem die beiden Handynummern austauschen, fragt Hitomi ihren Kouhai, ob sie sich wiedersehen können. Er antwortet: „Ja, ich möchte dich gerne wiedersehen“, worauf sie nur erwidert: „Vergiss nicht, du bist ein Hikikomori“. Was wird Tatsuhiro als nächstes tun? Wird er die Hilfe von Misaki annehmen oder immer weiter im Strudel des Hikikomori-Daseins versinken?

Bild und Animation

Volume 1 von „Welcome to the N.H.K.“ wurde in 1080p und 16:9 gemastert. Das sorgt für ein überwiegend klares Bild. Da der Anime bereits 15 Jahre alt ist, wirkt er selbst auf Blu-Ray in manchen Szenen etwas unscharf. Da es sich jedoch um einen solch alten Anime handelt, war das zu erwarten. Wir waren eher positiv davon überrascht, wie klar das Bild in einigen Szenen ist.

„Welcome to the N.H.K.“ ist visuell sehr interessant. Das ist schon eine Überraschung, wenn man bedenkt, dass der Anime an normalen Orten wie einer Wohnung, einem Park oder einem Café spielt. Jedoch haben sich die Mitarbeiter bei Studio Gonzo beste Mühe gegeben, diese Orte je nach Stimmung visuell interessant zu gestalten. Ein gutes Beispiel ist das Zimmer von Tatsuhiro. Wenn er sich einsam und eingesperrt fühlt, wirkt das Zimmer winzig, fast klaustrophobisch. Wenn er jedoch Hoffnung schöpft und es ihm besser geht, wirkt der Raum hell und geräumig. Das schafft man unter anderem auch mit verschiedenen Kamera-Perspektiven, aber auch mit Licht und Schattenspielen. In vielen anderen Szenen, wie der Café-Szene mit Hitomi, wird das Licht und Schattenspiel auch clever genutzt, um depressive Stimmungen zu vermitteln. Das hat uns sehr beeindruckt und auch gefallen.

Ton und Synchronisation

Erst einmal die technischen Daten: Der Anime ist auf der Disc mit japanischem und deutschem Ton verfügbar, ersteres natürlich mit deutschen Untertiteln und beides im Format DTS-HD 2.0. Insgesamt ist der Ton sehr klar und man kann deutlich das Gesprochene von Hintergrundgeräuschen und der Musik unterscheiden. Das sorgt für ein sehr angenehmes Hörerlebnis, welches nicht durch zu laute oder leise Segmente gestört wird.

Die deutsche Synchronisation von „Welcome to the N.H.K.“ ist sehr gut gelungen. Nicht nur sind die Stimmen gut gewählt worden, auch die Übersetzung und die Regie sind wirklich phänomenal. Da die Charaktere in „Welcome to the N.H.K.“ oftmals verschiedenste mentale Probleme wie Ängste und Depressionen haben, ist es wirklich beeindruckend, wenn man diese durch die Performance wahr nehmen kann. Das ist bei dieser deutschen Synchronisation absolut der Fall. Vor diesem Hintergrund möchten wir insbesondere Markus J. Bachmann als Tatsuhiro Satou und Lea Fleck als Hitomi Kashiwa loben. Bachmann ist es gelungen die plötzlichen Stimmungsschwankungen und Ausraster von Tatsuhiro mit seinen depressiven Phasen in Einklang zu bringen. Auch in der Interaktion mit anderen Charakteren schafft es Bachmann mit Leichtigkeit die sozialisierungs-Probleme von Tatsuhiro abzubilden. Doch ist es Flecks Interpretation von Hitomi die uns wirklich aus den Socken gehauen hat. Zwar ist Hitomi nur ein Nebencharakter und taucht in den ersten sechs Folgen von „Welcome to the N.H.K.“ nur selten auf, aber in diesen Szenen hat uns Fleck absolut überzeugt. Mit ihrer ruhigen, fast schon sedierten Stimme schafft es Fleck die immer depressive und oft unter Drogen stehende Hitomi so gut abzubilden, dass wir bei jedem ihrer gesprochenen Worte selbst Schmerz im Herzen gefühlt haben. Auch ihre Reue über das Vergangene und den Schmerz der Gegenwart hört man in dieser Performance ganz klar heraus.

Physische Umsetzung

Wie ihr es von uns schon kennt, hat die physische Umsetzung des Produkts keinen Einfluss auf die Gesamtwertung des Reviews. Dieser Abschnitt dient mehr dazu, euch ein Bild von dem zu vermitteln, was euch als Käufer erwartet. Dabei beziehen sich alle Beschreibungen auf die Blu-Ray-Fassung des ersten Volumes von „Welcome to the N.H.K.“.

„Welcome to the N.H.K.“ kommt in der Mediabook-Version namensgebend in einem schicken Mediabook daher. Dieses zeigt auf der einen Seite Tatsuhiro und Misaki, und auf der anderen Seite Hitomi und Misaki gemeinsam. Auf dem Rücken ist der Titel des Animes, sowie die Volume-Nummer geschrieben. Das Mediabook ist sehr stabil und von hoher Qualität. Sehr erfreulich ist auch, dass auf diesem kein FSK-Logo aufgedruckt ist. Auf dem Schuber sieht man auf der Vorderseite wie Rückseite den Hauptcast von „Welcome to the N.H.K.“. Auf der Vorderseite sind außerdem die verschiedenen Elektrogeräte, die mit Tatsuhiro sprechen, zu sehen. Als Extra zu Volume 1 gibt es ein 192-teiliges Puzzle, sowie einen kurzen Character-Guide.

Fazit

„Welcome to the N.H.K.“ hat uns sehr überrascht. Überrascht mit dem Fakt wie präsent und topaktuell die Thematiken der Serie auch heute noch sind. Einsamkeit, sich eingeschlossen fühlen, soziale Ängste, Depressionen: Das sind alles Dinge, mit denen mehr und mehr Menschen heute zu kämpfen haben. Dabei schafft es „Welcome to the N.H.K.“ das Thema mit etwas Humor anzugehen und somit verdaulicher zu machen. Insbesondere die Szene mit Hitomi im Café hat uns persönlich besonders gut gefallen, weil sie gut demonstriert, wie schmerzhaft es sein kann, wenn man nicht in die Gesellschaft passt.

Abseits dieser ernsten Themen ist „Welcome to the N.H.K.“ tatsächlich auch ein sehr lustiger Anime mit vielen kleinen, aber cleveren, Witzen. Insbesondere die Otaku-Kultur Japans wird in konstant auf die Schippe genommen. Das Ganze wirkt aber nicht wie Schmähkritik, sondern wie eine Art „über sich Selbst lachen“ von Seiten der Macher. Des Weiteren hat uns die deutsche Synchronisation sehr gut gefallen, sodass wir „Welcome to the N.H.K.“ insbesondere jedem Fan von Anime-Klassikern, aber auch allen anderen Anime-Fans wärmstens empfehlen können und möchten.

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Allgemeine Daten

Veröffentlichung: 1. Oktober 2021

Publisher: AniMoon Publishing

Genre: Comedy, Romance, Psychological

Laufzeit: 144 Minuten

FSK: 16

Bild: 1080p

Ton/Sprache: DTS 2.0 (Deutsch und Japanisch)

Untertitel: Deutsch

Bei Amazon.de bestellen:

Handlung:

„Das ist eine Verschwörung!“ Tatsuhiro Sato hat es erkannt: Er steht einer großen Verschwörung gegenüber. Sein Kühlschrank gratuliert ihm zu dieser Erkenntnis. Sein Stuhl hingegen schaut besorgt als sein Fernseher die feindlichen Verschwörungswellen empfängt und seine Lüftung den Verdacht konkretisiert: Es ist die NHK! Sie ist schuld daran, dass Tatsuhiro aus Angst seit fast vier Jahren keinen Fuß vor die Tür gesetzt hat. Doch sein bisheriges Leben wird komplett auf den Kopf gestellt, als plötzlich ein engelsgleiches, wunderschönes Mädchen vor seiner Tür steht, das kurzerhand beschließt, ihn aus seinem Hikikomori-Dasein herauszuholen…


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Noé
Hi, ich bin Noé und seit 2018 bei Animenachrichten.de. Ich bin ein typischer Anime-Fan aus der Generation RTL 2 und mit Card Captor Sakura und Detektiv Conan großgeworden. 2019 hab ich ein halbes Jahr aus Kyoto berichtet. Bei AN schreibe ich vorrangig Anime- und Gaming-News, bin aber auch dafür bekannt ab und zu etwas kreativ zu werden. ^^
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