Das Spiel “Ys Origin” gibt es schon ziemlich lange. 2006 erschien die erste Version für den PC in Japan, 2012 auch im Westen. Vor 2 bzw. 3 Jahren kamen dann auch Versionen für Playstation 4, Playstation Vita und Xbox One heraus. Im Oktober erfolgte schließlich auch der Release für Nintendo Switch. Wie uns das Rollenspiel, das 700 Jahre vor den ersten beiden Ys Spielen spielt, gefallen hat, das erfahrt ihr in unserer Rezension.
Achtung, ab dieser Stelle wie gewohnt: Spoiler voraus!!!
Handlung
Das Land Ys war einst fruchtbar und schön, doch das änderte sich eines Tages, als die Dämonen die Welt angriffen. Die Göttinnen und ihre sechs Hohepriester konnten gerade so entkommen, indem sie das Land in den Himmel hoben, wo es als fliegende Insel weiter besteht. Doch das Böse gab sich damit nicht zufrieden. Die Dämonen bauten einen riesigen Turm, um Ys zu erreichen. Die Handlung von “Ys Origin” beginnt, als die beiden Göttinnen spurlos verschwinden. Nach der Wahl der Charaktere erfährt man dann von einem alten Baum, dass er die Präsenz der Göttinnen noch spürt und zwar im Dämonenturm. So macht sich der Held bzw. die Heldin auf, den Turm zu durchsuchen und die Göttinnen zurück nach Ys zu holen. Später kann man das Abenteuer auch noch aus der Perspektive einer dritten Person erleben.
Gängiges Spielprinzip
Die Grundmechaniken des Spiels sind relativ simpel gehalten. Man kann laufen, springen und angreifen. Im Laufe des Spiels lernt man dann ein paar Spezialaktionen, die per einfachem Knopfdruck aktiviert werden können und MP verbrauchen. Diese unterscheiden sich, je nachdem, welchen Startcharakter man auswählt. Die MP füllen sich jedoch von alleine wieder auf. Die Kämpfe finden dabei in Echtzeit statt und erinnern an Hack’n’Slay Rollenspiele. Neben den Kämpfen kommt man im Turm oft nicht weiter und muss erst Artefakte finden, die einem helfen, weiterspielen zu können, da z.B. eine Etage überflutet ist und man nur mit einem Item weiterkommt, mit dessen Hilfe man länger unter Wasser bleiben kann. Oder man benötigt die Fähigkeit schneller zu laufen, damit man per Sprung weitere Abgründe überqueren kann. Diese Items findet man oft in Truhen oder man muss Nahrung für ein Tier finden, das an einigen Stellen im Turm wartet und einem dann mit Items hilft, wenn man es füttert, vorausgesetzt, man hat die Nahrung zuvor gefunden.
Ein typisches RPG
Natürlich weist Ys Origin auch typische RPG Elemente auf. So erhält man beim Besiegen von Gegnern Erfahrungspunkte, die für automatische Levelaufstiege sorgen. Dadurch erhöhen sich dann die eigenen Werte, wie beispielsweise die Lebenspunkte. An Speicherstatuen, die auch als Teleportationspunkte dienen, kann man zudem seine Fähigkeiten oder Ausrüstung verbessern. Dazu muss man SP ausgeben, die besiegte Gegner fallen lassen. Das Verbessern der Ausrüstung ist dabei mit jedem neuen Ausrüstungsgegenstand möglich. Außer mit seiner Waffe, die kann man nämlich im Erdgeschoss bei einem NPC verstärken, sofern man Erze im Dungeon findet, die recht selten sind. Seine Spezialfähigkeiten werden hingegen automatisch verbessert, sobald man einen entsprechenden Edelstein für das Element der Fähigkeit gefunden hat, die meist in Schatztruhen versteckt sind. Das Level- und Verbesserungssystem ist damit sehr eingängig und verständlich, aber bietet wenig Tiefe und Individualisierungsmöglichkeiten.
Einige Schwachstellen
Auch wenn das Spielprinzip schnell verstanden und eingängig ist, weist das Spiel auch ein paar Schwächen auf. So muss man viele Dinge selbst herausfinden, was Zeit kostet und mit einer kurzen Erklärung nicht nötig wäre. Es ist auch ungünstig, dass der Knopf für Spezialattacken der gleiche Knopf ist, mit dem man Truhen öffnet. So kann es passieren, dass man eine Truhe öffnen möchte, aber ausversehen eine Spezialattacke startet und ungewollt MP verbraucht. Der Schwierigkeitsgrad ist nach dem ersten Auswählen nicht mehr abänderbar und auch insgesamt im Spiel unausgewogen. So gibt es einige Endbosse, für die man viele Anläufe benötigt und andere sind viel zu einfach, sodass man sie problemlos beim ersten Mal schafft. Eine Kartenfunktion wäre auch noch wünschenswert gewesen, um eine bessere Orientierung im Turm zu bekommen. Für die Nintendo Switch Version wäre auch eine Touchscreenunterstützung schön gewesen, damit die Menüführung beschleunigt wird. Leider fehlt diese komplett.
Grafik
Die Grafik ist nicht auf höchstem Niveau der aktuellen Konsolengeneration. Sie ist bewusst einfacher gehalten und erinnert beim ersten Blick an einige SNES-RPGs, weist jedoch ein schärferes Bild und mehr Details auf. Da das Originalspiel von 2006 ist, ist das natürlich auch nicht verwunderlich. Die Farben sind für den Turmdungeon eher düster und matt gehalten, beim Anwenden von Spezialattacken wurden dazu im Kontrast grelle Töne gewählt. Die Charakterbilder in Gesprächen sind detailliert gezeichnete Animecharaktere und hübsch anzusehen. Ein guter Gegensatz zur Spielegrafik. Insgesamt hat man ein schönes Nostalgiegefühl beim Erkunden des Turms.
Ton und Musik
Das Spiel ist zum Großteil unvertont, jedoch gibt es in einigen Schlüsselszenen englische Sprachausgabe, die gut gelungen ist, jedoch nicht nötig gewesen wäre, da der Großteil nur untertitelt ist und es keinen großen Mehrwert bringt. Die Untertitel sind aber immerhin auf Deutsch, was beim letzten Ys Teil (Ys 8, ein Review dazu findet ihr hier) nicht der Fall war und bis auf einige kleine Patzer gut gelungen ist. Die Musik ist dezent und begleitet den Spieler angenehm beim Durchqueren des Turms.
Fazit
“Ys Origin” ist ein RPG mit Nostalgiefaktor. Es spielt sich gut und flüssig. Die Kämpfe sind fordernd, auch wenn der Schwierigkeitsgrad nicht immer konsistent ist und schwankt. Die musikalische Begleitung ist passend und die deutsche Übersetzung der Untertitel insgesamt gut gelungen. In Sachen Spielkomfort wäre allerdings noch Luft nach oben gewesen, z.B. durch Einfügen einer Karte oder Touchscreen-Support. Insgesamt macht Ys Origin aber Spaß und die Geschichte aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu spielen, bietet den Spielern einen guten Grund, es mehrfach durchzuspielen. Alle Rollenspielfans sollten durchaus einen Blick riskieren, wenn ihnen die nostalgische Grafik nichts ausmacht und sie kein tiefgründiges Levelsystem wollen.
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