Kürzlich startete bei uns in Deutschland mit „Spy x Family“ die Veröffentlichung einer Mangareihe, die in Japan mit mehr als 6 Millionen in Umlauf befindlichen Exemplaren bei erst fünf erschienenen Bänden bereits extrem erfolgreich ist. Wir haben es uns nicht nehmen lassen, Tatsuya Endo, dem Schöpfer der Story rund um den genialen Spion Twilight aka Loid Forger und seine sehr spezielle Patchwork-Familie, einige Fragen zu seiner Person, seiner Arbeit und seinem aktuellen Werk zu stellen.
An dieser Stelle gilt unser besonderer Dank den Verlagen KAZÉ Manga und Shueisha, ohne die dieses Interview nicht möglich gewesen wäre und die so freundlich waren, das Ganze für uns zu organisieren. Gleichzeitig möchten wir uns insbesondere auch bei Tatsuya Endo selbst bedanken, der sich trotz seines enormen Arbeitspensums die Zeit für unsere Fragen genommen hat.
Anmerkung: Nachfolgend werden wir der Einfachheit halber AnimeNachrichten mit AN abkürzen, während Tatsuya Endo einfach mit Endo betitelt wird. Alle Fragen und Antworten wurden von Übersetzern ins Japanische bzw. Deutsche übersetzt. Wir haben den Wortlaut ggf. leicht abgewandelt, ohne jedoch inhaltlich Änderungen vorzunehmen.
Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen!
AN: Erzählen Sie uns doch kurz, wieso Sie Manga-ka werden wollten und wie Sie das Zeichnen gelernt haben.
Endo: Ich kann mich daran gar nicht mehr genau erinnern, aber mein älterer Bruder hat gerne die Manga-Zeitschrift „JUMP“ gelesen, also habe ich natürlich schon als Kind mitgelesen. Als ein Freund meines Bruders dann plötzlich anfing einen Manga zu zeichnen, hat sich mein Bruder auch daran versucht. Daraufhin habe ich selbst auch damit begonnen. Als ich dann im 3. und 4. Schuljahr war, habe ich mich oft daran versucht „Dragon Ball“ abzuzeichnen. Auch in der Anthology-Reihe „Dragon Quest: 4-koma Manga Gekijou“ hatte ich Lieblingszeichner, deren Werke ich gerne abgezeichnet habe. In meiner Grundschulzeit habe ich mich dort sogar mit meinem ersten Manga beworben. Daraus wurde aber nichts. (lacht)
In der Textsammlung zu unserem Grundschulabschluss habe ich dann über meinen Traum geschrieben, dass ich gerne bei einem Videospielunternehmen arbeiten möchte. Da ich „Dragon Quest“ und „Dragon Ball“ so sehr geliebt habe, wollte ich wahrscheinlich wie Akira Toriyama 1 werden.
Das Zeichnen habe ich nicht auf besondere Weise gelernt. Ich habe in der Schule nur Kunst als Wahlfach ausgewählt und Manga nachgezeichnet. Ich habe mich zur Erinnerung auch an der Aufnahmeprüfung an einer Kunsthochschule versucht 2, wofür ich zuvor zwei Wochen im Winter eine vorbereitende Kunstschule besucht habe. Meine Grundlage besteht aber aus dem Nachzeichnen von Mangas. Ich habe mir also alles selbst beigebracht.
AN: Können Sie uns verraten, ob und inwiefern sich Ihre Arbeit als Zeichner durch die aktuelle Krise rund um das Coronavirus verändert hat?
Endo: Es hat sich eigentlich fast nichts geändert. Die einzige Veränderung wäre wohl, dass meine Assistenten für ihre Arbeit ins Homeoffice gewechselt haben. Daher habe ich weniger Gelegenheit mit anderen zu sprechen. Ich zeichne also nur noch Mangas und quatsche nicht mehr. (lacht)
AN: Ihr aktuelles Werk „Spy x Family“ ist in Japan bereits ein riesiger Erfolg. Nun erscheint die Geschichte auch international. Unter anderem veröffentlicht KAZÉ Manga „Spy x Family“ ab Oktober 2020 auch in deutscher Sprache. Wie fühlt sich dieser Erfolg für Sie an?
Endo: Das freut mich sehr! Ich wünsche mir auch, dass mein Manga in Deutschland oft gelesen wird. Dafür werde ich mir noch mehr Mühe geben.
AN: Wie sind Sie auf die Idee für „Spy x Family“ gekommen?
Endo: Die Idee habe ich aus meinen alten One-Shots weiterentwickelt. Nach der Mangareihe „Gekka Bijin“ habe ich insgesamt drei solche One-Shots 3 veröffentlicht. Daraus habe ich dann das Design, die Charaktere und das Konzept ausgearbeitet.
AN: „Spy x Family“ spielt in einer fiktiven Welt, bei der man schnell merkt, dass die wichtigsten beiden Länder offenbar stark durch das frühere in Ost und West geteilte Deutschland inspiriert wurden, auch wenn das nie explizit erwähnt wird. Wie kam es dazu?
Endo: Wenn es um Spionage geht, dann denkt man an die Ära des kalten Krieges! Mit real existierenden Ländern wäre die Story aber eingeschränkt gewesen. Daher orientiert sich der Manga zwar daran, nutzt das aber nur als Modell und das eigentliche Setting ist fiktiv. Ich bin der Meinung, dass man die Geschichte und das Setting des Mangas so interessanter gestalten kann.
AN: Die Patchwork-Familie im Zentrum der Geschichte Ihres Mangas besteht aus einem hervorragenden Spion, einer geschickten Auftragskillerin, einem Mädchen, das Gedanken lesen kann und einem Hund, der Teile der Zukunft sieht. Wenn Sie selbst eine dieser Fähigkeiten besitzen könnten, welche wäre das und warum?
Endo: Ich hätte gerne die Fähigkeiten von Loid! Er ist extrem vielseitig und großartig. Zudem besitzt er ein umfangreiches Wissen und ein hervorragendes Urteilsvermögen. Mit seiner Fähigkeit würde ich wohl auch mit dem Zeichnen schneller besser werden. Parallel zum Zeichnen könnte ich mir sogar schon das Storyboard erarbeiten. (lacht)
Als Auftragskiller würde ich wohl einfach schnell festgenommen und das war’s. (lacht) Und mit Anyas Fähigkeit könnte ich meistens nichts anfangen, denn es würde mich wohl krank machen, die Gedanken anderer lesen zu können. (lacht)
AN: Bisher umfasst „Spy x Family“ fünf Bände. Haben Sie bereits zum jetzigen Zeitpunkt einen Plan, wie lange Sie die Geschichte fortführen möchten und wie viele Bände diese am Ende umfassen soll?
Endo: Die genaue Zahl der Bände und der Umfang der Story sind noch nicht geplant. Ich denke aber, dass die Geschichte lang wird.
AN: Haben Sie zum Schluss vielleicht noch eine Mitteilung an Ihre deutschsprachigen Fans?
Endo: „Dankeschön“ 4 für’s Lesen und das Interesse! Obwohl dieses Werk zur Zeit des Kalten Krieges spielt, handelt es vielmehr von einem Spion, der für den Frieden und seine Familie kämpft, die in dieser Zeit ein starkes und glückliches Leben führt. Ich hoffe, dass die deutschen Leser mit dem Manga viel Spaß haben werden.
1 Anmerkung der Redaktion: Schöpfer von „Dragon Ball“ und Charakterdesigner von „Dragon Quest“
2 Anmerkung der Redaktion: In Japan versuchen sich einige Schulabgänger an Aufnahmeprüfungen, obwohl es unter Umständen keine große Chance auf das Bestehen gibt, nur um den Versuch als gute Erinnerung für die Zukunft mitzunehmen.
3 Anmerkung der Redaktion: Bei den drei erwähnten One-Shots handelt es sich um „Rengoku no Ashe“ (2014), „Ishi ni Usubeni, Tetsu ni Hoshi“ (2017) und „ISpy“ (2018)
4 Anmerkung der Redaktion: Das Wort steht in Anführungszeichen, da Endo-sensei es in seiner japanischen Antwort mit Katakana auf Deutsch geschrieben hat.
Über Spy x Family:
Tatsuya Endo startete seine Mangareihe „Spy x Family“ im März 2019 auf der „Shonen JUMP+“-Webseite. Dort erscheint die Reihe im zweiwöchigen Rhythmus. Die Geschichte vereint dabei eine Spionage-Story mit jeder Menge Humor. In Japan sind derzeit bereits mehr als 6 Millionen Exemplare des Mangas in Umlauf, obwohl dieser bis dato erst fünf Bände umfasst. Hierzulande startete KAZÉ Manga am 01. Oktober 2020 mit der Veröffentlichung des ersten Bandes in deutscher Sprache. Weitere Bände werden dann zunächst alle zwei Monate erscheinen. Wer sich die Erstauflage der Bände sichert, darf sich zudem auf schicke Schlüsselanhänger mit Motiven der Hauptcharaktere freuen!
Darum geht es:
Sein Name ist Forger. Loid Forger. Deckname: Twilight. Der Auftrag: „Finde eine Familie als Tarnung. Infiltriere die berühmte Eden-Akademie. Verhindere den drohenden Krieg zwischen Ost und West!“ Was er nicht ahnt: Seine Adoptivtochter kann Gedanken lesen und seine frisch gebackene Ehefrau ist eine Auftragskillerin …?! Uff, diese Familie zu organisieren, ist eine andere Hausnummer als Terrorabwehr und Atombombenentschärfung!
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