Ihr kennt das Gefühl sicher: Manchmal vergisst man Charaktere eines Animes, oder man vergisst sogar die komplette Handlung. Und doch gibt es manchmal auch Anime-Episoden, die man niemals vergessen wird, aus dem einen oder anderen Grund. Unser Redakteur Noé hat sich in diesem Artikel die Aufgabe gestellt, fünf solcher Episoden, die er niemals mehr vergessen wird, aufzuzeigen und euch etwas über sie zu erzählen:
Bevor ich mit der Liste beginne möchte ich einmal anmerken: Es handelt sich bei den nachfolgenden Folgen nicht um die einzigen fünf Episoden, die ich niemals vergessen werde, und wenn euch das Format gefällt, würde ich mich freuen, euch weitere Episoden vorzustellen. Auch ist die nachfolgende Auflistung in willkürlicher Reihenfolge. Doch kommen wir zur Liste.
Achtung: Die Liste beinhaltet Spoiler zu den jeweiligen Episoden. Ihr wurdet gewarnt!!!
Konohana Kitan, Episode 4: Pontonbrücke der Träume
Die Liste startet mit einem Anime, den vermutlich nicht viele von euch gesehen haben: Konohana Kitan, aus der Herbst-Season 2017. Konohana Kitan an und für sich ist ein zuckersüßer Anime über Fuchsmädchen, die ein japanisches Ryoukan-Hotel betreiben und um ihre Interaktionen untereinander und mit den Gästen. Folge 4 stach für mich persönlich besonders hervor. In dieser Episode finden die Mädchen ein Baby ohne Eltern und beginnen, sich um es zu kümmern. Gleichzeitig hat das Ryoukan eine alte Dame als Gast, welche scheinbar Kimonos für ihr Enkelkind schneidert. Auf einmal taucht ein kleines Mädchen auf, welches dem Baby sehr ähnlich sieht und den geschneiderten Kimono der alten Dame trägt, weshalb schnell klar wird, dass es sich um Shino, die Enkelin der alten Dame handeln muss. Kurz darauf erfahren wir, dass Shino tatsächlich immer zur alten Dame geht, die ihr einen neuen Kimono schneidert, um den nächsten Lebensabschnitt zu symbolisieren, in welchen Shino dann auch schnurstracks hineinwächst. Später erfahren wir, dass Shino gar nicht ihr Enkelkind, sondern ihre Tochter war, die sie tragischerweise früh verloren hat, und sie nun, wie in der japanischen Tradition üblich, eine Puppe in Hochzeitskleider hüllt, in der Hoffnung, dass ihre Tochter im Leben nach dem Tod heiraten kann. Und so sehen wir Shino, nach all ihren Lebensabschnitten, in einem weißen Brautkimono zu ihrer Mutter schreiten, von welcher sie sich letztendlich doch verabschieden darf, obwohl dieser Abschied wohl nicht lange andauert, da die Mutter letztendlich auch ins Jenseits schreitet und somit für immer mit ihrer Tochter vereint wird.
Diese Folge kam für mich sehr überraschend. Bis zu diesem Zeitpunkt war Konohana Kitan eine niedliche Serie mit niedlichen Fuchsmädchen und leichten Yuri-Anspielungen. Diese Folge jedoch änderte alles. Von diesem Punkt an war jede Folge Konohana Kitan gefüllt mit emotionalen Kurzgeschichten, die zu Tränen rühren könenn. Diese Episode bleibt mir jedoch immer besonders im Kopf.
Soul Eater Episode 20: Resonanzkampf mit schwarzem Blut
Ich vermute, dass fast jeder, der Soul Eater gesehen hat, diese legendäre Folge kennt. Die Folge dreht sich komplett um den Kampf zwischen Crona und Maka. Dass ein Kampf in einem Shōnen etwas Besonderes sein kann, ist ja nichts Neues. Aber dieser Kampf sticht deutlich aus der Masse heraus. Bereits seit längerem hat die Gruppe rund um Maka nach Crona gesucht, sodass sich dieser Kampf lange angebahnt hatte. Jedoch nimmt der Kampf viele unerwartete Wendungen. Maka und Soul nutzen ihre bisher stärksten Attacken gegen Crona, doch müssen schnell feststellen, dass sie ihm und seinem Dämonenschwert Ragnarok absolut unterlegen sind.
Daraufhin erfahren wir Cronas Hintergrundgeschichte und wie er von seiner Mutter Medusa misshandelt und vernachlässigt wurde, bis zu dem Punkt, dass er gar seinen Verstand verlor und sich dem Wahnsinn hingab. Am Rande des Todes debattieren Soul und Maka mit der Stimme in Souls Kopf, die den beiden im Austausch für ihren Verstand die Kraft anbietet, Crona zu besiegen. Von einem Moment auf den anderen ändert sich unsere Protagonistin komplett. Die scharfsinnige und logische Maka gibt ihren Platz auf und an ihre Stelle tritt eine verrückte, aber sehr viel stärkere Maka.
Besonders die verschiedenen Seiten, die diese Folge betrachtet hat, haben mich damals, wie auch heute, beeindruckt. Zu Beginn zeichnet sich ein normaler Kampf ab. Dann erfahren wir von Cronas wirklich düsterer Vergangenheit, die ihn so gefährlich macht und dafür gesorgt hat, dass er den Verstand verloren hat, und dann tut Maka es ihm gleich und wir sehen sie zum ersten Mal absolut verrückt. Diese Folge ist der Build-Up für eine fantastische Folge 21, die in dieser Liste leider keinen Platz gefunden hat.
Fate/Stay Night: Unlimited Blade Works, Episode 20: Unlimited Blade Works
Wer meine Top-Liste gelesen hat, wird vielleicht schon erwartet haben, dass sich hier eine Fate-Episode einmischen wird. Episode 20 von Fate/Stay Night sticht jedoch aus der großen Menge an fantastischen Episoden heraus – und das in allen Aspekten, angefangen beim Plot. In Episode 19 erfahren wir, was sich über einige Episoden bereits anbahnte: Archer, der ehemalige Servant von Rin Tohsaka, ist in Wahrheit Emiya Shirous Ich aus der Zukunft, in welcher er trotz seiner Heldentaten umgebracht wurde, und als „Counter Guardian“ der Welt in den „Holy Grail War“ beschworen wurde. Und sein Ziel ist ebenfalls klar: Er möchte Shirou, also sein Vergangenheits-Ich, töten, um sich selbst auszulöschen, und Shirous Ideal eines Helden ein für alle Mal zu begraben. Er attackiert Shirou mit allem, was er hat und schafft es auch, ihn schwer zu verletzen. Seinen Willen kann er im Duell der Schwertkopien jedoch nicht brechen. Deshalb aktiviert Archer seine Reality-Marble Unlimited Blade Works, eine Art geschlossenen Raum, in den niemand von außen eindringen kann, und aus dem niemand flüchten kann.
Shirou, mit seinen limitierten Kräften, hält den Attacken von Archer irgendwie stand. Ideal kämpft gegen Verzweiflung, so lange bis Shirou in die Knie gezwungen wurde und kurz davor steht, den letzten Schlag versetzt zu bekommen. Nun wechselt die Szenerie, vom Schlachtfeld zu Shirous Erinnerungen. Er spricht mit einer Version Archers in seinem Kopf, der ihn warnt, dass er in Richtung Hölle marschiert. Dieser entgegnet ihm, dass er falsch läge und er sein Ideal nicht einfach von seinem Vater Kiritsugu kopiert habe, sondern sein Ideal aus dem gescheiterten Wunsch Kiritsugus entstanden sei. Shirou schließt mit seiner Vergangenheit ab, indem er sie akzeptiert, und kämpft sich zurück in die Schlacht der Ideale.
Diese Folge ist nicht nur wegen ihrer Story beeindruckend, sondern auch für die Animation und den Soundtrack. Dank Ufotable, die unter anderem auch für „Demon Slayer“ verantwortlich waren, sehen das Unlimited Bladeworks, jeder fliegende Funke, jeder Aufprall der Kämpfenden und selbst Aschewolken so gut wie noch nie aus. Im Soundtrack stechen zwei Songs besonders hervor: „Emiya UBW“ komponiert von Yuki Kajiura und „Last Stardust“ gesungen von der begnadeten Interpretin „Aimer“, die schon das zweite Opening „Brave Shine“ eingesungen hat. Dies sorgt für einen Mix, den man gut und gerne als eine „fast perfekte Folge“ bezeichnen kann.
Violet Evergarden Episode 10
Violet Evergarden hat, wenn man es genau nehmen möchte, 13 Episoden, die man niemals vergessen wird, denn so emotional kann der Anime teilweise werden. Aber auch hier musste ich mich für eine Episode entscheiden. Auch wenn es mir schwergefallen ist, so sticht am Ende des Tages Episode 10 als die erinnerungswürdigste Episode heraus.
In dieser Folge besucht Violet eine Villa auf dem Land. Sie wurde von einer Dame beauftragt, die einen sehr wichtigen Brief verfassen möchte. Da diese Dame jedoch sehr kränklich ist, braucht das Verfassen des Briefs ganze sieben Tage. Die Folge fokussiert sich jedoch weder auf Violet noch auf die kränkelnde Dame. Stattdessen liegt der Fokus der Episode auf der Tochter der Dame, Ann. Da Ann Besucher nicht mag, ist sie Violet gegenüber sehr negativ eingestellt. Sie mag Besucher deshalb nicht, weil diese ihr kostbare Zeit mit ihrer Mutter nehmen. Da dies häufig passiert, vertreibt Ann sich ihre Zeit mit einer Puppe. Zu Beginn denkt sie, dass Violet ebenfalls eine Puppe sei, ist ihr aber wegen der Zeit, die sie mit ihrer Mutter verbringt, trotzdem böse. Eines Tages bittet Ann Violet mit dem Briefe schreiben aufzuhören und ihr die Zeit mit ihrer Mutter zu überlassen. Dies lehnt Violet jedoch ab. Ann beobachtet die Schreibeinheiten ihrer Mutter mit Violet von einem Fenster aus. Jedoch kann sie nicht hören, was gesprochen wird, sodass auch wir nicht wissen, was genau geschieht. Nur zwischen jenen Einheiten spricht Ann hin und wieder mit Violet oder ihrer Mutter. In den Gesprächen mit Violet fragt sie sie gerne über ihr Leben als „Doll“ oder Puppe aus. Als Violet merkt, dass Ann ihre Berufsbezeichnung etwas zu wörtlich genommen hat, entscheidet sie trotzdem, das Spiel mitzuspielen, um die Fantasie der kleinen Ann nicht zu zerstören.
Eines Nachmittags beobachtet Ann einen sehr heftigen Zusammenbruch ihrer kranken Mutter. Daraufhin stürmt sie in Sorge aus dem Haus und fleht ihre Mutter an, mit dem Briefeschreiben aufzuhören. Sie gesteht ihr, dass sie weiß, dass ihre Mutter bald sterben wird, und dass sie dann für immer allein sein wird, und bittet sie eingehend darum, ihr diese Zeit zu schenken. Als Ann keine Antwort bekommt, rennt sie fort, wird aber kurz darauf von Violet gefunden und konfrontiert. Ann gibt sich selbst die Schuld am baldigen Sterben ihrer Mutter, doch Violet erklärt ihr, dass es nichts gibt, das sie tun könnte, und dass die Dinge manchmal einfach sind, wie sie eben sind. Ann akzeptiert das schlussendlich und Violet kann, nach vollendeter Arbeit, die Familie verlassen.
Das Ende ist jedoch das, was einen als Zuschauer komplett fertig macht und diese Folge so unvergesslich werden lässt. Die Zeit vergeht und Anns Mutter ist tatsächlich verstorben. Doch eines Tages erreicht Ann ein Brief – ein Brief ihrer Mutter, in dem sie ihrer Tochter Hoffnung geben will und ihr einige weise Worte auf den Weg geben möchte. Jedes Jahr bekommt Ann einen solchen Brief, zu ihrem Geburtstag. Dieser Zusammenschnitt von Momenten aus Anns Leben ist so bewegend und berührend, dass es fast unmöglich ist, nicht den Tränen freien Lauf zu lassen.
Die Melancholie der Haruhi Suzumiya: Folge 12: Live Alive
Zum Abschluss kommt meine vielleicht liebste Anime-Episode aller Zeiten. Heutzutage kennen gar nicht mehr so viele Anime-Fans den Klassiker „Die Melancholie der Haruhi Suzumiya“ aus dem Jahr 2006. Für mich ist er jedoch nicht nur mein erster auf DVD gekaufter Anime, sondern auch einer meiner absoluten Lieblingsanime schlechthin. Die Geschichte rund um das sehr ungewöhnliche Schulmädchen Haruhi Suzumiya, den Protagonisten Kyon und ihre Freunde Itsuki Koisumi, Yuki Nagato und Mikuru Asahina war zu ihrer Zeit revolutionär und sehr einzigartig. Die Serie handelt von Außerirdischen, Zeitreisenden und Espern, die Haruhi anzulocken scheint, und den Konsequenzen, um die sich Kyon kümmern muss, ohne, dass Haruhi etwas davon erfährt.
Live Alive ist jedoch besonders unter den Episoden von „Die Melancholie der Haruhi Suzumiya“. Denn diese Folge beinhaltet quasi keines der vorher angesprochenen Themen. Esper, Zeitreisende und Außerirdische tauchen in der Episode zwar auf, aber die Folge zeigt den Ablauf eines ziemlich gewöhnlichen Tags der offenen Tür an Kyons Schule. Er besucht, unter anderem, die Stände seiner Freunde. So hat Asahina mit ihrer Klasse ein Maid-Café eröffnet, in dem es nur Yakisoba gibt. Kyon isst dort mit zwei Klassenkameraden und zieht dann weiter zu Koizumis „Theateraufführung“, in welcher eben jener Koizumi viel zu sehr vom Skript abweicht und vor sich hin philosophiert. Yuki Nagatos Klasse hat einen Wahrsager-Stand aufgebaut. Da Nagato jedoch eine Außerirdische ist, prognostiziert sie den Menschen ihre Zukunft viel zu detailliert.
Was bis zu diesem Zeitpunkt der Folge auffällt: Haruhi ist in dieser Episode quasi nicht präsent. Und doch ist sie allgegenwärtig, rennt sie doch immer wieder im Hintergrund der Szenen herum. Dabei spielt sich in eben jenem Hintergrund quasi eine zweite Geschichte ab. Die Sängerin und Gitarristin der Schulband ENOZ können leider nicht auf dem Schulfestival auftreten, sodass Haruhi sich und Nagato als Ersatz anbietet.
So kommt es, dass Kyon aus purer Langeweile zum Konzertsaal geht und dort aus Versehen einschläft. Als er wieder aufwacht ist der Saal komplett voll und ENOZ betritt die Bühne, angeführt von Haruhi. Diese performt daraufhin den Song „God Knows“ in einer Sequenz, die heute, 14 Jahre nach Ausstrahlung dieser Episode, immer noch beeindruckend ist und in einem modernen Anime niemandem auffallen würde. Die Folge endet mit der Sängerin von Enoz, die sich bei Haruhi bedankt.
Warum ist diese Episode so besonders. „Live Alive“ klingt eher wie eine stinknormale Kulturfest-Folge. Das ist absolut richtig, und genau der Grund, warum ich diese Folge so sehr liebe. Denn diese „normale“ Folge kam im Setting des Anime absolut unerwartet. Es gibt keine übernatürlichen Konstrukte, die alles Leben auf der Welt bedrohen, keine sprechenden Katzen, nichts – eben eine stinknormale Episode. Jedoch in ihrer Form, und endend mit dem Lied „God Knows“, welches perfekt die Situation beschreibt, in der sich Haruhi zum Zeitpunkt dieser Episode befindet, ist diese Folge in ihrer Normalität absolut einzigartig, was an und für sich auch einzigartig ist.
So, das waren insgesamt fünf Anime Episoden, die ich niemals mehr vergessen werde. Ein gemischtes Potpourri aus Tränen, Kämpfen und Normalität. Meine Frage an euch: Was ist eine Anime-Episode, die ihr niemals vergessen werden, und warum gerade diese Episode? Kommentiert doch gerne unter diesem Artikel. Achtet dabei aber bitte auf Spoiler, bzw. warnt vor Spoilern, aus Respekt den anderen Lesern gegenüber.
*Bei den Kauf-Angeboten in diesem Beitrag handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Wenn ihr ein Produkt über einen solchen Link erwerbt, habt ihr dadurch keinerlei Nachteile. Wir erhalten vom Anbieter jedoch eine kleine Provision, wodurch ihr AnimeNachrichten unterstützt.