Am 25. Mai 2018 startet die hiesige Veröffentlichung der Animeserie „The Eccentric Family“. Dank Publisher Universum Anime konnten wir bereits vorab das erste Volume der Serie unter die Lupe nehmen. Wie uns die Tage mit Tanuki, Tengu und Co in der mystischen Stadt Kyoto gefallen haben, erfahrt ihr natürlich in unserer Review.
Achtung, ab dieser Stelle wie gewohnt: Spoiler voraus!!!
Alltag in Kyoto
Kyoto gehört zu den traditionsreichsten Städten Japans. Es ist daher wenig verwunderlich, dass sich an diesem Ort nicht nur Menschen, sondern auch weitere Rassen wie Tanuki oder die Tengu tummeln. Diese mischen sich unentdeckt unter die Leute und verbringen auf diese Weise ihren ganz eigenen Alltag in den Straßen der ehemaligen japanischen Hauptstadt. Einer der Tanuki ist Yasaburo, dritter Sohn von Soichiro Shimogamo, dem ehemaligen Anführer der Tanuki-Gemeinde. Da sein Vater jedoch als Delikatesse in einem Tanuki-Eintopf gelandet ist, lebt Yasaburo nun nur noch gemeinsam mit dem Rest seiner Familie, die aus seiner Mutter Tousen sowie seinen drei Brüdern Yaichiro, Yajiro (Mittlerweile dauerhaft in der Gestalt eines Froschs gefangen) und Yashiro besteht.
Ersterer Bruder ist der Älteste unter den Geschwistern und versucht krampfhaft den Platz seines Vaters auszufüllen, der bei allen Tanuki der Stadt überaus großen Respekt genossen hat. Dazu gehört auch, dass Yaichiro um den Posten des Tanuki-Anführers kandidiert und sich dabei mit Souun, dem Familienoberhaupt der Ebisugawas auseinandersetzen muss, der ebenfalls scharf auf diese Position ist.
Die Ebisugawas
Generell sind die Shimogamos auf vielfältige Weise mit den Ebisugawas verbunden, sehr zum Leidwesen der beiden Parteien. Neben der Kandidatur der beiden männlichen Familienoberhäupter, arbeitet der jüngste Sohn Yashiro nämlich in der Brandy-Fabrik der Ebisugawas und steht dort unter der Aufsicht der etwas trotteligen Brüder Ginkaku und Kinkaku Ebisugawa, die dem tollpatschigen Jungen die Arbeit zur Hölle machen. Gleichzeitig war unser Protagonist Yasaburo mit Kaisai, der Tochter der Familie Ebisugawa verlobt, die das einzige Clanmitglied ist, das bei allen Shimogamos auf Akzeptanz stößt. Die Verlobung wurde allerdings von Souun Ebisugawa gelöst, nachdem Soichiro als Fleischeinlage sein Leben lassen musste.
So kommt es, dass ständig Spannungen und Reibungspunkte zwischen den beiden ehrbaren Tanuki-Familien bestehen, die in den ersten sechs Episoden der Serie zum Zeitpunkt des Obon-Festes ihren Höhepunkt finden und sich in einem Luftkrieg mit Feuerwerkskörpern entladen.
Verwandlungskünstler
Wie zu Beginn bereits erwähnt, haben die Tanuki in Kyoto die Fähigkeit sich zu verwandeln. Nur dieser Umstand erlaubt es ihnen, sich unter die Menschen zu mischen. Neben Soichiro, der sich zu Lebzeiten gar in einen ganzen Berg verwandelt hat, ist vor allem sein Sohn Yasaburo ein talentierter Verwandlungskünstler. Diesen Umstand nutzt der Junge geschickt aus und ist mal als junger Mann, aber dann auch wieder als Schulmädchen auf den Straßen Kyotos anzutreffen.
Generell spielt der Anime an einigen Stellen mit den Geschlechterrollen. So verwandelt sich Yasaburos Mutter Tousen meist in eine eher männlich wirkende Frau im Aufzug eines Prinzen. Durch diese Angewohnheit hat sie sich bereits einen Namen als schwarzer Prinz gemacht, der im Billard-Café stehts die Aufmerksamkeit auf sich zieht und selbst bei der örtlichen Presse bereits Interesse geweckt hat.
Die Tengu
Sieht man einmal von den Tanuki und ihren Streitigkeiten ab, dreht sich die Serie zudem um den schrulligen Tengu Professor Akadama, der seinen Titel seiner Position als Lehrmeister verdankt. Allerdings sind bei ihm nicht nur Tengu in die Lehre gegangen, sondern auch Yasaburo gehört zu seinen Schülern. Die vielleicht talentierteste seiner Schülerinnen ist jedoch das Menschenmädchen Benten, das die Grenzen des Menschseins überwunden hat und in der Lage ist, wie ein Tengu durch die Lüfte zu schweben. Nicht nur aufgrund ihres Talents ist sie der Liebling des alten Professors, der ganz vernarrt in seine Schülerin ist. Im Verlauf der Geschichte wird jedoch klar, dass sich auch Yasaburo dem Charme der schönen Menschenfrau nicht so einfach entziehen kann.
Dabei hat sich Benten seit ihrer Zeit als Schülerin extrem verändert. Mittlerweile besucht sie den Professor kaum, obwohl dieser nach einem Unfall und einer daraus resultierenden Rückenverletzung Hilfe bitter nötig hätte. Das würde er freilich niemals freiwillig zugeben! Das Schlimmste: Benten und Yasaburo zeigen sich gemeinsam für diesen Unfall verantwortlich. Dennoch bleibt die junge Frau dem Domizil ihres Lehrers fern.
Benten
Grundsätzlich ist Benten eine äußerst mysteriöse Person, die mittlerweile zum erlauchten Kreis des Freitagsklubs gehört. Dieser Klub besteht aus sieben einflussreichen Mitgliedern und trifft sich – ganz seinem Namen entsprechend – immer freitags zum gemeinsamen Essen und zu geselliger Abendunterhaltung. Wie es der Brauch verlangt, wird jedoch jedes Jahr zu Neujahr ein Tanuki-Eintopf serviert, was dazu führt, dass Benten auch zu denen gehört hat, die Yasaburos Vater auf dem Gewissen und verspeist haben.
Gleichzeitig ist sie die Meisterin mächtiger Artefakte, die ihr Professor Akadama aus Gefühlsduselei überlassen hat. Dazu zählt neben dem Fächer des Donnergottes auch der innere Salon, ein Teezimmer, das mit Alkohol angetrieben durch die Lüfte fliegen kann. Als Yasaburo diesen geliehenen Raum zerstört, blüht ihm zur Strafe ein Abend im Freitagsklub, wo er als Entertainer auftritt…
Ganz schön exzentrisch
Möchte man „The Eccentric Family“ beschreiben, so tut man sich dabei vermutlich recht schwer. Der Anime macht seinem Namen auf jeden Fall alle Ehre, denn exzentrisch ist das wohl treffendste Adjektiv im Kontext der Serie. Als Zuschauer fällt es einem schwer einzuordnen, in welche Richtung sich der Anime weiterentwickelt. Gleichzeitig ist auch kein klares Handlungsziel zu erkennen. Zwei Leitmotive, die sich jedoch als roter Faden durch die Serie ziehen, sind die Streitigkeiten der Shimogamos mit den Ebisugawas sowie die Ergründung der Motive der mysteriösen Benten. Es bleibt spannend zu sehen, ob sich die Serie auch in ihrer zweiten Hälfte auf diese Thematiken stürzen wird oder ob gar gänzlich neue Schwerpunkte Einzug halten.
Bild und Animationen:
Wie sollte es anders sein? Das Bild wird uns natürlich im Standard-Format von 16:9 und einer Auflösung von 1080p präsentiert. Gleichzeitig zeichnet sich der Anime durch seinen ganz besonderen Animationsstil aus. Das fängt mit den Nasen vieler Bewohner Kyotos (natürlich nicht die der Tengu 😉 ) an, die nur aus zwei Punkten bestehen, was an und für sich genommen bereits eine Art Alleinstellungsmerkmal der Serie darstellt.
Doch auch die spezielle Art, wie sich die Charaktere durch eine klare und scharfe Linienführung meist deutlich vom eher „schwammigen“ Hintergrund abheben, ist bemerkenswert und anfangs vielleicht ein wenig ungewohnt. Hat man sich jedoch nach einigen Minuten an diesen Umstand gewöhnt, lernt man ihn zu schätzen und als interessante Besonderheit der Serie zu verstehen. Im Grunde kann man sich die Situation ein wenig so vorstellen, als würde man einen klaren Anime-Charakter auf ein fein detailliertes Ölgemälde zeichnen. Eine Ausnahme bilden übrigens manchmal Plakate an der Wand oder andere Gegenstände, die vom Stil her den Charakteren entsprechen und so automatisch hervorgehoben werden und ins Auge stechen. Gesamthaft lässt sich dieser ganz eigene Stil des Anime eigentlich nur als positive Besonderheit festhalten.
Ton und Synchronisation:
Der Ton der Blu-Ray kommt in wunderbarer Qualität im DTS HD MA Format daher, während die DVD-Variante mit dem Dolby Digital Format ausgestattet ist. Je nach Tonspur kann das DTS-Format, das uns bei den meisten anderen modernen Anime-Veröffentlichungen ebenfalls geboten wird, zwar theoretisch Klangvorteile gegenüber Dolby Digital mit sich bringen, in der Praxis sind diese allerdings selten merklich und im Falle einer eher ruhigen Serie, wie „The Eccentric Family“, die meist mehr von ihren Dialogen als von tongewaltiger Action lebt, ist eine Diskussion über eventuelle Klangunterschiede der Formate sowieso gänzlich obsolet.
Was nicht unbedingt dem Standard entspricht, ist, dass man den deutschen Ton gar über eine 5.1 Surroundspur zur Verfügung stellt. Hier gilt allerdings ähnliches wie für die Formatdiskussion. Die klanglichen Vorteile der 5.1 Spur sind im Kontext einer dialoglastigen Serie im Grunde nicht existent. Dennoch: Nice to have!
Was die Synchronisation angeht, so bekommt man bei „The Eccentric Family“ eine von Universum Anime gewohnt starke Qualität geliefert. Nicht nur, dass alle Sprecher für ihre jeweilige Rolle sehr gut ausgewählt wurden, nein, durch die Bank weg macht der ganze Cast auch einen hervorragenden Job in Sachen Performance. Das gilt für Intonation genauso wie für Emotionen. Gepaart mit dem gelungenen Dialogbuch, gibt es an der Synchronisation somit im Grunde nichts auszusetzen.
Physische Umsetzung:
Da uns im Falle des ersten Volumes von „The Eccentric Family“ statt der normalen Kaufversion eine Pressedisc vorlag, entfallen die Beschreibung der physischen Umsetzung des Produkts sowie entsprechende Detailbilder gänzlich. Eine Information haben wir dennoch für euch: Als digitale Extras findet ihr auf der Disc neben dem Textless Opening und Textless Ending auch die japanischen Original TV-Spots.
Fazit:
Alles in allem ist The Eccentric Family ein Anime, der seinem Namen wahrlich alle Ehre macht. Dabei definiert sich die Serie vor allem über die speziellen Charaktere, deren verrückte Eigenheiten den Anime erst sehenswert gestalten. Auch die teils fast schon philosophischen Dialoge über meist eher banale Themen geben dem Anime einen ganz eigenen Reiz. Gepaart mit dem speziellen Animationsstil der Serie und einer über jeden Zweifel erhabenen deutschen Synchronisation, schafft es der Anime durchaus gut zu unterhalten, auch wenn man später als Zuschauer kaum an einem bestimmten Detail festmachen könnte, warum dies so ist.
Spannend wird es zu sehen, ob die Serie ihrem eher lockeren Stil ohne klar definiertes Handlungsziel bis zum Schluss treu bleibt, oder ob sich die zweite Hälfte gänzlich anders präsentiert. Fakt ist jedenfalls, dass sich Fans von Slice-of-Life Serien durchaus unterhalten fühlen sollten, zumindest wenn ihnen die Fantasy-Elemente kein Dorn im Auge sind. Wer bei der Serie seiner Wahl nur auf Action aus ist, der sollte sich jedoch weiter umsehen.
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ALLGEMEINE DATEN
Veröffentlichung: 25. Mai 2018
Publisher: Universum Anime
Genre: Slice-of-Life, Comedy, Drama, Fantasy
Laufzeit: ca. 136 Minuten
FSK: 12
Bild: 1080p
Ton/Sprache: DTS HD MA 5.1 Deutsch und DTS HD MA 2.0 Japanisch
Untertitel: Deutsch
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Handlung:
In Kyoto leben, getarnt unter den Menschen, Tanuki und Tengu in einem fragilen Gleichgewicht. Die Domäne der Menschen ist die Stadt, die der Tengu ist der Himmel und die Tanuki bevölkern den Boden. Tanuki Yasaburo Shimogamo ist der dritte Sohn der Shimogamo-Tanuki-Familie. Sein Vater, Soichiro, war das Oberhaupt der Tanuki-Gemeinde, hochverehrt auch bei den Tengu. Als dieser eines Tages von Menschen, genauer gesagt von den Mitgliedern des Friday-Clubs, als Tanuki-Hotpot aufgegessen wurde, gerät das fragile Gleichgewicht aus den Fugen. Wer aber könnte in seine Fußstapfen treten?
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