© 2011 Yumi Unita/ Shodensha/Usagi Drop Committee

Nach mehreren kleinen Verschiebungen veröffentlicht Publisher AniMoon Anfang Januar 2018 das erste Volume der Serie Usagi Drop im Handel. Wie es uns gefallen hat, mit Protagonist Daikichi in eine ungewohnte Vaterrolle zu schlüpfen, das erfahrt ihr natürlich in unserem Review.

Achtung, ab dieser Stelle wie gewohnt: Spoiler voraus!!!

Unverhofft kommt oft!

Stellt euch vor, ihr schlagt auf der Trauerfeier eures Großvaters auf und trefft dort auf ein kleines Kind, das sich als dessen uneheliche Tochter herausstellt und somit quasi eure Tante ist… Klingt verrückt? Stimmt! Doch für den 30-jährigen Junggesellen Daikichi – unseren Protagonisten in Usagi Drop – ist genau das Realität geworden. Und Rin – so heißt das kleine Mädchen – bringt ganz schön durcheinander in die Familie, denn ihre Mutter ist nicht auffindbar und ihr Vater ist schließlich gerade erst aus dem Leben entschwunden.

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So richtig fühlt sich im Grunde niemand für dieses Kind verantwortlich, dessen eigentliche Existenz ja auch irgendwie ein Skandal für die Familie ist. Da ist es kaum verwunderlich, dass sich bei der Diskussion über den Verbleib des Mädchens niemand freiwillig meldet und alle Familienmitglieder irgendwelche Gründe – fadenscheinig oder nicht – finden, sich um die Verantwortung zu drücken. Als die Konversation in Richtung eines Kinderheims abdriftet, fasst sich Daikichi, der von der Rückgratlosigkeit seiner Verwandten genervt ist, jedoch ein Herz und bietet an, die kleine Rin bei sich aufzunehmen – allerdings ohne sich vorher groß Gedanken über die Konsequenzen zu machen…

Eine ungewohnte Situation

Kaum ist Rin Teil seines Lebens, fällt Daikichi auf, dass er eigentlich keine Ahnung von Kindeserziehung hat. Das fängt schon damit an, dass er zunächst vergisst, für die Kleine einen Platz in einer Kindertagesstätte zu beantragen. Mit Glück kann er eine Notfall-Kita aufspüren, doch diese liegt soweit von seinem Arbeitsplatz entfernt, dass er in echte Probleme gerät, was sein Zeitmanagement betrifft. Doch das sind natürlich nicht die einzigen Herausforderungen, mit denen Daikichi in seiner neuen Situation konfrontiert wird. So werden der Kleidungseinkauf mit Rin, Informationsveranstaltungen an der möglichen Grundschule in spe, die Beziehung zwischen Rin und seiner Familie oder auch Feiern mit seinen Kollegen zu einer echten Herausforderung. Seine Situation zwingt ihn sogar zu einer beruflichen Veränderung, die sich deutlich auf seine Karriere auswirkt und das alles, obwohl er sich doch eigentlich nur „vorübergehend“ um die kleine Rin kümmern wollte.

Als dann von seinem Großvater versteckte Informationen zu Rins leiblicher Mutter auftauchen, beschließt Daikichi diese telefonisch zu kontaktieren…

Obwohl es sich bei Usagi Drop per Genredefinition natürlich um einen Slice of Life Anime handelt, ist die Situation, die dem Zuschauer hier geboten wird, sicher alles andere als alltäglich. Doch vielleicht ist es gerade das, was den Anime so interessant macht. Die Macher haben sich bei der Serie komplett auf die zwischenmenschlichen Beziehungen fokussiert, wobei natürlich vor allem die Beziehung zwischen der kleinen Rin und ihrem Ziehvater Daikichi in den Vordergrund gerückt wird. Gleichzeitig wird man schnell dazu verleitet, sich in dessen Situation hineinzuversetzen. Wie würde man wohl selbst reagieren, wenn man von heute auf morgen ein kleines Kind versorgen müsste und dabei zunächst nahezu alleine dasteht? Usagi Drop macht also schon im Verlauf der ersten vier Episoden sehr nachdenklich und lässt den Zuschauer mit einem echten Cliffhanger zurück. Ein Glück, dass die Veröffentlichung des zweiten Volumes nicht mehr lange auf sich warten lässt…

Bild und Animation:

Auch wenn Usagi Drop bereits 2011 entstanden ist und damit doch schon einige Jahre auf dem Buckel hat, so liegt der Anime natürlich im gewohnten 16:9 Format bei einer Auflösung von 1080p vor. Nichtsdestotrotz sieht man der Serie ihr Alter an einigen Stellen durchaus an, was aber keinesfalls störend wirkt. Interessant ist bei Usagi Drop, dass man sich bei Szenen vor dem Opening bei jeder Episode einem ganz speziellen Animationsstil verschrieben hat. Dabei ist die Linienführung bei den Charakteren deutlich dicker und die Bewegungsanimationen laufen insgesamt abgehakter ab, als man es normalerweise gewohnt ist. Gleichzeitig sehen die Hintergründe sehr starr aus und wirken fast wie Ölgemälde. Alles erinnert insgesamt noch sehr stark an eine teilanimierte Zeichnung. Schaut man das erste Mal in die Serie rein, so ist man davon zunächst ein wenig überrascht.

Direkt nach dem Opening wechselt Usagi Drop dann jedoch in einen Animationsstil, der deutlich eher an das erinnert, was man vermutlich als Standard bezeichnen würde. Dabei kommt das Bild an sich scharf daher, bietet in den Hintergründen jedoch nicht die allergrößte Detailtiefe. Das ist jedoch zu verschmerzen und möglicherweise sogar so gewollt, um die Charaktere hervorzuheben, auf deren Beziehung zueinander sich bei dieser Animeserie ja die komplette Handlung stützt. Insgesamt lässt sich festhalten, dass der Zuschauer bei Usagi Drop ein solides Bild mit guten Animationen geboten bekommt, an die dank des Slice of Life Genre jedoch auch kein großer Anspruch gestellt wird, wie es beispielsweise bei Action-Animes der Fall ist.

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Ton und Synchronisation:

Der Ton von Usagi Drop ist qualitativ hochwertig. Dabei liegen sowohl die deutsche, als auch die japanische Tonspur im DTS-HD MA Stereoformat vor. Heimkinoenthusiasten könnten der Serie die fehlende Surround-Tonspur vielleicht als Kritikpunkt ankreiden, dabei sollte man aber immer im Hinterkopf behalten, dass es sich bei Usagi Drop um eine eher ruhige Slice of Life Serie handelt, deren Ton keine großen Effekte herüberbringen muss. Stattdessen liegt der Fokus hier auf der Sprache, was dazu führt, dass die 2.0 Tonspuren problemlos ausreichen, um ein sehr gutes Qualitätsniveau zu liefern.

Kommen wir nun zur Synchronisation: Schon nach dem Schauen der ersten Episode bemerkt man gleich, dass sich hier viel Mühe gegeben wurde. Dabei stechen vor allem die Stimmen der Kinder hervor, denen man anmerkt, dass hier nicht technisch nachgeholfen wurde, sondern natürliche Stimmen zum Einsatz kamen. Das ist äußerst löblich und bei einem Anime, in dem so viele jüngere Kinder in teils doch recht wichtigen Rollen – man denke nur einmal an Rin – vorkommen, auch unerlässlich, um eine angemessene deutsche Umsetzung zu garantieren. Doch auch die Sprecher für die erwachsenen Charaktere wurden sorgfältig ausgewählt. Zwar hat man bei Protagonist Daikichi dank seines eher ruhigen Charakters an der ein oder anderen Stelle das Gefühl, seine Stimme dürfte gerne auch ein wenig tiefer sein, dennoch schlägt sich Patrick Roche in seiner Rolle sehr gut. Das gilt übrigens auch für den Rest des Sprechercasts, der einen insgesamt starken Job macht.

Physische Umsetzung:

Die physische Umsetzung ist natürlich wie gewohnt kein wertungsrelevanter Punkt unseres Reviews, dient euch als potenziellen Käufern jedoch als Information, auf was ihr euch einstellen könnt. Die nachfolgenden Informationen und Bilder beziehen sich auf die limitierte Blu-Ray-Version des ersten Volumes von Usagi Drop.

Käufer der Limited Mediabook Edition von Usagi Drop dürfen sich – wie der Name bereits vermuten lässt – auf ein schickes Mediabook freuen, das in einem Hardcoverschuber daherkommt. Dieser bietet später Platz für alle drei Volumes der Serie, beinhaltet momentan neben dem ersten Volume allerdings noch den niedlichen schwarzen Plüschhasen, der dem Ganzen als physisches Extra beiliegt. Sowohl Schuber als auch Mediabook sind dabei von schlichtem, aber hübschem Design und kommen sehr stabil daher, was ein klarer Pluspunkt ist.

Dabei konnte man beim Schuber auch auf das FSK-Zeichen verzichten, welches stattdessen die Banderole aus Pappe ziert, die den Schuber umschließt und die wichtigsten Infos zur Blu-Ray und der Geschichte wiedergibt. Hervorzuheben ist auch, dass man auch auf dem Mediabook selbst auf das FSK-Kennzeichen verzichten konnte, was nicht unbedingt selbstverständlich ist. Klappt man dieses auf, so kommt nicht nur die Disc zum Vorschein, sondern auch das 16-seitige Booklet, das im Mediabook integriert ist und interessante Zusatzinformationen zum Inhalt der Disc sowie Illustrationen enthält.

Als Bonus auf der Disc selbst findet der Käufer neben dem Textless Opening und Ending auch noch drei Interviewclips mit an der Serie beteiligten Synchronsprechern, wie man sie bereits von früheren Veröffentlichungen von AniMoon Publishing kennt.

Fazit:

Mit dem ersten Volume von Usagi Drop liefert uns AniMoon Publishing den Start einer rührenden Geschichte rund um ein kleines Mädchen, das plötzlich ganz alleine dasteht und ihren neuen Ziehvater, den Junggesellen Daikichi. Dabei erzählt der Anime von den Alltagsproblemen, die sich für Daikichi auftun, der keine Ahnung von der Erziehung eines Kindes hat, aber auch von den schönen Momenten, die dieser dank der kleinen Rin erlebt. Das Ganze wird dem Zuschauer in einer soliden Bildqualität und mit einer sehr gut gelungenen deutschen Umsetzung serviert, die vor allem bei der Synchronisation der Kinder auftrumpfen kann. Auch der Cliffhanger am Ende der vierten Episode sowie das wunderbar hochwertige Mediabook machen Lust auf mehr. Ein Glück, dass Käufer bis zur Veröffentlichung des zweiten Volumes nicht allzu lange warten müssen.

Wer sich nur von Action unterhalten fühlt, der ist bei Usagi Drop zwar logischerweise völlig fehl am Platz, doch wer sich auch gerne einmal eine Serie anschaut, die einfach eine rührende Geschichte erzählt und den Zuschauer dabei an den Bildschirm fesselt, indem sie auch immer wieder zum Nachdenken anregt, der macht mit Usagi Drop sicherlich alles richtig.

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Allgemeine Daten:
Usagi Drop @ AniMoon Publishing © 2011 Yumi Unita/ Shodensha/Usagi Drop Committee

Veröffentlichung: 12. Januar 2018
Publisher:  AniMoon Publishing
Genre: Slice of Life
Laufzeit: ca. 92 Min
FSK: 6
Bild: 1080p
Ton/Sprache:  DTS-HD MA 2.0 Deutsch, DTS-HD MA 2.0 Japanisch
Untertitel: Deutsch

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Handlung von Usagi Drop:

Der 30-jährige Junggeselle Daikichi erfährt nach dem Tod seines Großvaters, dass dieser ein uneheliches Kind mit einer jüngeren Liebhaberin hat. Das stille Mädchen namens Rin wird von ihren anderen Familienmitgliedern ausgeschlossen, denn niemand möchte etwas mit der Kleinen zu tun haben. Einzig Daikichi entscheidet spontan und durch die Wut auf seine anderen Familienmitglieder, die Kleine bei sich aufzunehmen. Für den ruhigen und schüchternen Daikichi ändert sich sein Leben plötzlich von Grund auf: Die Erziehung eines Kindes stellt für ihn eine neuartige und bislang ungekannte Herausforderung dar.

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Steffen
Ich bin Steffen, seit 2016 Teil des AnimeNachrichten-Teams und nur wenig kürzer auch als Chefredakteur tätig. Aus diesem Grund habe ich meine Finger eigentlich in allen Themengebieten im Spiel, kümmere mich jedoch inbesondere um Anime, Manga, Light Novels, Interviews sowie um die Kommunikation mit unseren Partnern aus der Branche.
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