© Jin Kobayashi/KODANSHA • Marvelous Inc. • KING RECORDS • SOTSU AGENCY • TV TOKYO

„Die Liebe ist ein seltsames Spiel“ sang die italienischstämmige US-Amerikanerin Connie Francis schon 1964. Und just diese Erkenntnis ist vermutlich auf alle Altersgruppen und Kulturkreise gleichermaßen anwendbar. Und so dreht sich der turbulente Rom Com-Anime „School Rumble“ ganz um das chaotische Liebesleben einer Gruppe von japanischen Oberschülern. Der zwischen 2004 und 2005 von den Comet Studios produzierte Anime beruht dabei auf der gleichnamigen Manga-Reihe von Jin Kobayashi. Angesichts des Umstandes, dass die vor rund zehn Jahren über das TokyoPop-Label erschienenen DVD-Auswertungen nicht mehr erhältlich sind, ist es eine denkbar gute Sache, dass Nipponart jüngst (Release: 24.11.2017) das erste der zwei neuaufgelegten Volumes als schickes 3-DVD starkes Digipack in die hiesigen Ladenlokale gebracht hat. Grund genug, uns den Anime-Klassiker noch einmal genauer anzuschauen.

(An dieser Stelle natürlich auch das obligatorische Dankeschön an Nipponart für das Bereitstellen des Besprechungsexemplars)

STORY // “The moment of one’s confession, is the moment of another’s dumping.”//

“Boy meets Girl” – Es könnte doch so einfach sein. Doch den Protagonisten von „School Rumble“ bleibt die einfache und unkomplizierte Romanze stets vergönnt. Stattdessen haben wir eine schräge Ménage à Trois als Ausgangslage vorliegen, die sich emotional für alle Beteiligten als urkomische Tour de Farce entpuppt: Hauptfigur ist die 16-jährige, ungemein tollpatschige Tenma Tsukamoto, die hoffnungslos in ihren Schwarm Ohji Karasuma verschossen ist, es aber partout nicht hinbekommen will, dem (unnahbaren und nicht minder „speziellen“) Objekt der Begierde ihre Liebe zu gestehen. Auf der anderen Seite haben wir den halbstarken Schulrowdy Kenji Harima, unter dessen harter Schale sich natürlich ein weicher Kern verbirgt und der wiederum vergeblich um die Gunst der Angebeteten Tenma buhlt. In den 13 Folgen des ersten Volumes, die darüber hinaus auch die erste von zwei OVAs, School Rumble Extra Class, enthält, gesellen sich zu den beiden Liebesvögeln auf Abwegen noch ein ganzer Reigen an skurrilen Mitstreitern – Da wären etwa Tenmas Schwester, Yakumo, die deutlich graziöser und feinsinniger ist als das grobmotorische Geschwisterlein – tierlieb, kochbegabt und introvertiert, wenn sie nur bloß keine Narkoleptikerin mit telepathischen Fähigkeiten wäre, die immer wieder in denkbar unpassenden Momenten einschläft und die ihre Gabe eher als Fluch denn als Chance wahrnimmt. Ob nun die eitle, im Kern aber recht unsichere, Eri (die ihrerseits in eine seltsame Beziehung mit Harima gerät), die athletische Mikoto oder die eher resolute Akira – School Rumble zeichnet sich primär durch das stereotype, aber ungemein heterogene und sympathische Figuren-Ensemble aus, das gefühlt beständig erweitert wird und zunehmend unübersichtlicher wird. Jede Episode ist in drei mehr oder minder lose Handlungsstränge aufgeteilt, die jeweils andere Figurenkonstellationen in den Blick nehmen. Diese Vorgehensweise sorgt einerseits für willkommene Abwechslung und zugleich wird tatsächlich etwas intensivere  Charakterzeichnung betrieben. Zwar gibt es einen losen Handlungsfaden, der sich durch die Episoden zieht, dennoch ist der Plot mehr oder minder ein wunderbar anarchisches Tableau, auf dem sich die Wege und (romantischen) Absichten wirklich vieler Figuren überschneiden und alles in einem turbulenten, irrwitzigen Chaos kulminiert.

Aus diesem Umstand schöpft School Rumble dann auch vorrangig seinen Charme. Die Auseinandersetzungen zwischen den Figuren, vornehmlich natürlich zwischen Tenma und Harima, sind einfach herrlich goofy – In School Rumble haben alle Beteiligten einen leicht an der Klatsche oder sind alternativ nicht besonders helle und gerade deshalb macht die Serie, mit all ihrem Irrsinn, all ihrer Idiotie und all den Peinlichkeiten, auch einfach ziemlich Spaß. Ich musste mich erstmal ein bisschen reinfuchsen, weil ich während der ersten paar Episoden noch eine kitschig-schwülstige 08/15-Rom Com erwartet habe. Glücklicherweise ist School Rumble aber viel mehr Comedy als Love Story und setzt damit auf einen angenehm eigenständigen Erzählton im Genre. Das Tempo ist rasant, die Gag Dichte hoch, wenngleich nicht immer konstant treffsicher. Zudem verschwendet die Serie nicht allzu viel Screen-Time für emotional überbordendes, zwischenmenschliches Drama, sondern zielt durchgehend auf die Lachmuskeln. Zwischen einem amüsierten Schmunzler und herzhaftem Lachen bleibt nur selten ein Auge trocken. Auch dass die Serie sich nicht allzu sehr auf realistische Darstellungen oder physikalische Gesetzmäßigkeiten versteift, passt gut zur knuffig-anarchischen Feel Good-Tonalität.

Der erste Part der zweiteiligen OVA „School Rumble Extra Class # 1” greift einige der Handlungsstränge aus der ersten Season auf und erzählt sie aus der Sicht der Nebencharakter-Riege. Problematisch ist hier eventuell nur, dass im letzten Part augenscheinlich einige Handlungsstränge aus dem zweiten, noch nicht erschienenen Volume, vorweg gegriffen wurden.

UPDATE: Nachdem wir darauf aufmerksam gemacht worden sind, dass eventuell zwei Episoden vertauscht worden seien, können wir bestätigen: Auf DVD 2 und 3 entsprechen die Folgen 8 und 10 ihren jeweiligen Counterparts. Offenbar handelt es sich nicht um Einzelfälle, sondern betrifft die gesamte Auflage.

BILD UND TON

Die Animationen in School Rumble dürften bereits bei Erscheinen vor rund 10 Jahren nicht ganz state-of-the-art gewesen sein. Gerade in den etwas dynamischeren Actionsequenzen wird häufig auf eine Abfolge von stilisierten Standbildern gesetzt. Die Bewegungen wirken zum Teil ein wenig abgehackt und/oder ruckartig und partiell auch anatomisch ein bisschen bizarr. Auch die Farben sind leicht verwaschen und lassen den Anime zusammen mit dem klassischen 4:3 Bildformat in entsprechender Pillarbox betagter erscheinen, als er tatsächlich ist. Die Kritikpunkte wiegen allerdings nicht ganz so schwer: Denn das Design im Ganzen ist stimmig. Die Charakterdesigns wirken weitestgehend „shojoesk“ knuffig mit vielen Chibi-Momenten; Szenen mit Harima als Handlungsträger hingegen haben immer einen leicht grotesken, überzeichnet kantigen Stil. Grundsätzlich vermittelt der Art Style eine wohlig unbeschwerte, beinahe nostalgische Wärme.

TON UND SYNCHRONISATION

Das deutsche Voice Acting indes empfinde ich als zweckmäßig, aber nicht besonders gut. Die Stimmen empfinde ich grundsätzlich als passend. Speziell Fabian Harloff, der Kenji Harima spricht, halte/hielt ich für eine gute Besetzung. Allerdings wirken die jeweiligen Synchronleistungen bei allen Charakteren recht durchwachsen – teils überenthusiastisch und teils mit zu wenig Variation in der Intonation und nicht immer ganz konform mit der Animation. Die japanischen SprecherInnen hingegen überzeugen vollends mit einer angemessenen Verbalisierung der emotionalen Ausbrüche.  Abgesehen davon gibt es tontechnisch an der DVD-Ausgabe von School Rumble allerdings nicht viel zu bemängeln. Der Ton ist im Dolby Digital 2.0-Format abgemischt, aussetzerfrei und gut verständlich.

 

PHYSISCHE UMSETZUNG

Nipponart-typisch kommt die 3-DVDs umfassende Vol. 1 von School Rumble als schicke Collector’s Edition im aufklappbaren Digipack mit Pappschuber daher. Und natürlich gehört es auch hier zum guten Ton, dass das FSK-Siegel nicht den in leichten Pastellfarben gehaltenen Schuber verunstaltet. Mit liebevollen Artworks im Innenbereich des Digipacks und natürlich mit der obligatorischen Sticker- und Poster-Beigabe ausgestattet, kann sich das erste Volume der neuaufgelegten Serie definitiv sehen lassen.

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Fazit:

School Rumble ist eine rasante Highschool-Rom Com mit einem brachial sympathischen Figurenensemble. Die irrwitzigen amourösen Situationen von Tenma, Harima, Karasuma und co. sind angenehm kurzweilig und herrlich überdreht. Das Screwball-Comedy-artig angelegte Handlungstableau wird dabei mit immer mehr skurrilen Mitstreitern gefüllt, die sich gegenseitig in die Quere kommen. Der Name ist hier eben Programm. Der Humor ist dabei sehr klamaukig, tatsächlich zünden die Gags nach einer Eingewöhnungsphase aber weitestgehend. Die relativ antiquierte Präsentation könnte man kritisieren, für mich vermittelt sie aber ein ungemein warmes, fast nostalgisches Feel Good-Gefühl. Nipponart hat mit der Veröffentlichung von Vol. 1 ein sehr wertiges Boxset der ersten 13 Episoden auf den Markt gebracht und ich freue mich bereits auf den Release des zweiten Volumes. Und noch schöner wäre es, wenn Nipponart sich erbarmt, die bislang in Deutschland unveröffentlichte zweite Season ebenfalls in derart hochwertiger Aufmachung auf den Markt zu bringen.

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ALLGEMEINE DATEN

© Jin Kobayashi/KODANSHA • Marvelous Inc. • KING RECORDS • SOTSU AGENCY • TV TOKYO

Veröffentlichung: 24. November 2017

Publisher:  Nipponart

Genre: Rom-Com

Laufzeit: 350 Minuten

FSK: 12

Bild: 576p

Ton/Sprache:  Dolby Digital 2.0 Deutsch, Dolby Digital 2.0 Japanisch

Untertitel: Deutsch

 

 

 

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School Rumble – Vol. 1 – Collector’s Edition [DVD]

Handlung:

Die 16-jährige Tenma ist über beide Ohren in ihren Schwarm Ohji verliebt. Um seine Aufmerksamkeit zu erregen, lässt sich die Schülerin allerhand einfallen – von einer dicken Liebesbrief-Rolle bis hin zur rasanten Verfolgungsjagd auf dem Fahrrad. Doch Ohji will partout nichts von ihr wissen. Klassenrowdy Kenji hingegen hat eindeutig Interesse an dem jungen Mädchen, welches wiederum von ihm nichts wissen will. Quirlige Dialoge und jede Menge Spaß sind vorprogrammiert.

Quellen: www.animeaufdvd.info, Amazon.de, © Jin Kobayashi/KODANSHA • Marvelous Inc. • KING RECORDS • SOTSU AGENCY • TV TOKYO

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