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Persona 5 ist der neueste Ableger der Spin-Off-Reihe von Shin Megami Tensei. Hat es seine Vorschusslorbeeren verdient?

Rundenbasierte Kämpfe sind anachronistisch, Titel in englischer Sprache, die manchen nicht erlauben, die ganze Geschichte eines Videospiels zu verstehen und zu schätzen: dies sind die beiden gefährlichsten und befürchtersten Klischees, die in der letzten Zeit über Rollenspiele gesagt werden und diese begraben oftmals die Hoffnung, etwas Neues auf dem Markt zu sehen. Doch heute haben wir etwas gefunden, was vielleicht das beste JRPG dieser Generation sein könnte. Wir sprechen von Persona 5, eine einzigartiges Erlebnis, voll von japanischen Aspekten und Erfahrungen und dem wohl umfangreichsten Kampfsystem seit Langem.

Phantom Thieves
Person 5 hat eine starke Geschichte zu erzählen. Alles beginnt in einem japanischen Casino, klar im amerikanischen Stil: ein Erzähler bringt uns die Geschichte eines Jungen, Joker, nahe, der einer Reihe von Verbrechen beschuldigt wurde und zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt wurde und geflohen ist.

Doch seine Flucht war vergeblich, da die Polizei ihn in ihren Kampfausrüstungen gestoppt haben. Die anschließende Befragung durch die örtliche Polizei gleicht eher einer Folter und besteht aus Tritten und quälenden Schmerzen. Es gibt kein Gesetz, dass den Jungen rettet. Er soll erklären, was in diesem Casino wirklich passiert ist und wie er in der Lage war, ein Herz zu stehlen. Hier startet die riesige Rückblende von Persona 5, die uns zu der Entdeckung der transzendentalen Kraft auf den Straßen von Shibuya mit nimmt und unseren Protagonisten und die Phantom Diebe begleitet. Die Phantom Diebe sind eine Gruppe von Jugendlichen, die versuchen das Schicksal der japanischen Gesellschaft zu verändern, die immer zerrissener ist und an Borderline-Persönlichkeiten leidet, mehr Kriminelle, als ehrliche Bürger. Die Story, die Atlus’ neues JRPG erzählt, ist intensiv und begibt sich oft auf Messers Schneide, die den Spieler dazu zwingt, die Zweifel bis zum Ende bei zu behalten. Die ersten 30 Stunden Gameplay sind dann auch einem Erzählstrang über den Volleyball-Lehrer Kamoshida gewidmet, welche den Spieler dazu bringt, darüber nachzudenken, was in Wirklichkeit ein Verbrechen ist. Das alles wird in einer großartigen Art und Weise erzählt, noch in englisch (vielleicht gibt es bald aber eine deutsche Übersetzung), mit einem starken japanischen Einschlag eines visuellen Romans. Dies ist ein Aspekt, der vielleicht nicht von allen geschätzt werden könnte, vor allem von denjenigen, die die diametrale Beziehung mit der Geschichte und den trockenen Gesprächen, die direkt auf den Punkt kommen, nicht verstehen können. Persona 5 ist aber so: ewig unbehaglich und mit der Außenwelt beschäftigt, eine Welt der Fragen, mit freundlicher Genehmigung von einer Forschungsfirma lebend, die die Wichtigtuerei damit rechtfertigen, dass das Kind aus einer anderen Kultur ist. Leider wird man doch ab und an mit Dialogen konfrontiert, die ich immer notwendig sind, aber die Spieler erfreuen, die sich in der Vorstellung verlieren, ein digitales Buch zu lesen. Die verschiedenen Segmente der Erzählung individualisieren Persona 5 und sind notwendig, die verschiedenen Fälle zu lösen, die Neigungen der Verbrecher zu untergraben und ihre Vorgehensweise zu verändern. Dies wird auch durch die Aufteilung in die zwei Hauptabteilungen intensiviert: das wirkliche Leben und das Leben im Kerker.

Auf den Straßen von Shibuya
Was uns die Persona-Saga über die Jahre in all seinen Iterationen gelehrt hat (man denke daran, dass sie ein Spin-Off von Shin Megami Tensei ist) ist, dass es wichtig in einem Videospiel ist, mit all seinen Komponenten und sozialen Beziehungen in Wechselwirkung zu treten um das Ziel zu erreichen. Das ist genau das, was Joker erlebt: die Stadt zu erkunden, nach der Schule, jedes Stadtteil von Shibuya. Man kann unzähligen Aktivitäten nachgehen, die dazu gedacht sind, Zeit zu verschwenden, aber auch die Statistiken der Fähigkeiten zu verbessern. Man stelle sich vor: man verwaltet seinen Charakter so, wie man es im Alltag machen würde – man geht ins Kino, um einen Film zu sehen, kauft Kleidung und Gegenstände herauszufinden, wie man stärker wird; das eigene Zimmer ist eine Art Operationsbasis, die man auch beliebig dekorieren und ausstatten kann. Sobald man sich einen Fernseher geleistet hat, kann man durch die Programme zappen, bis man den Shopping-Kanal gefunden hat. Wenn man etwas erstehen möchte, zahlt man über das Handy von Joker. Man kann aber auch versuchen, beim Baseball einen Homerun zu schlagen um sich so den Respekt der gegnerischen Mannschaft zu verdienen, oder sogar eine Teilzeitjob annehmen, der dazu führt, dass man eine neugierige Krankenschwester kennen lernt, die auf der Suche nach Zutaten für eine nicht ganz sicheren Medizin ist. Man lebt in Persona 5 ein Leben, welches Auswirkungen auf das ganze Spiel hat. Der Titel ist ein JRPG, so wie man es kennt, mit Kämpfen gegen Feinde, aber es ist auch eher untypisch: man ist in Tokyo, dem echten Tokyo, und die Streifzüge durch die Straßen von Shibuya geben einen Eindruck in das berühmteste Viertel der japanischen Hauptstadt.

Im Reich des Schattens
Wenn man sich nicht gerade in der Schule befindet, oder sich mit außerschulischen Aktivitäten aufhält, wird der Spieler zu seiner Hauptaufgabe gerufen und die ist recht einfach: die Welt retten. Zusammen mit der Katze Morgana, die einen mit Informationen füttert und alle Aktionen leitet, damit man der beste Krieger im Spiel wird, begibt man sich in die Unterwelt. Jetzt, wird es Zeit sich das Kampfsystem näher anzusehen. Jeder der Mitglieder der Party, insgesamt zuerst einmal vier, hat eine Persona, auf die er sich verlässt. Personas sind nichts anderes, als die Darstellung der eigenen Psyche, die Stimmung, und man kämpft mit den einzigartigen Fähigkeiten dieser Manifestation. Joker hat einen – man glaubt es kaum – Joker als Alter Ego im Reich der Schatten. Sogenannte SP verbrauchen sich bei Anwendung von Feuerwaffen, die man gegen Gegner anwenden kann, die in der Luft schweben. Nahkampfangriffen sind auch nicht immer wirkungsvoll. JRPG-typisch hat jeder Gegner seine Schwäche. Trifft man einen Feind mit einem Element, gegen das er schwach ist, bekommt man eine Bonusrunde, in der man eine weiteren Angriff gewinnen kann, oder, wenn das nicht passiert, ein anderer Gegner angegriffen wird. Es gibt auch eine Art Krisenmodus, d. h. wenn man in der Lage war, den Status zu schwächen sind die Feinde erschreckt und entsetzt gibt einem das Spiel die Möglichkeit, über den Sieg zu diskutieren und zu verhandeln. Hier hat der Spieler zwei grundlegende Optionen: die erste ist, zu sprechen und zu verhandeln, die zweite ist mit dem ganzen Team einen kombinierten Angriff auszulösen. Wenn man sich für ein Gespräch entscheidet, kann man seine Kraft oder sein Persona übernehmen, welches dann an der eigenen Seite kämpft. Man kann auch ein Objekt oder Geld zurück bekommen. Mit Multiple-Choice Antworten muss man versuchen die Fragen der Gegner angemessen zu beantworten und den ihn zu überzeugen, dass der Spieler der Meister ist, der gebraucht wird. Falsche Antworten führen dazu, dass der Gegner flieht, oder ein neuer Kampf beginnt.

Kurz gesagt hat Persona 5 ein hochkomplexes Kampfsystem, welches einem erlaubt, sich auch aus völlig ungünstigen Situationen heraus zu winden: mehrmals schafft man es mit sehr wenigen SP, obwohl von Gegnern umzingelt, durch Ausnutzung der Schwächen doch noch heil aus dem Kampf heraus zu kommen.

In den Dungeons schleicht man sich im Stealth-Modus an die Feinde heran, nutzt Deckungen um mit dem First-Mover-Vorteil angreifen zu können, doch wenn man nicht aufpasst, kann sich das auch umkehren und man befindet sich in der Zwangssituation, den ersten Angriff der Gegner zu überstehen.

Zeigen Sie mir Ihre wahre Form.” Dieser, doch recht dummer Ruf der Protagonisten, startet den Kampf, der hinsichtlich der Interaktionen mit den Landschaften schon mal kritisch werden kann. Schatztruhen können geöffnet werden usw. Das ist dann doch wieder schöne einfache Rollenspielkost.

Neben der Haupt-Story findet man in den Dungeons auch Nebenquests, die teilweise auch die Handlungen der Menschen außerhalb des Kerkers beeinflussen. Man läuft zu seinem Tutor Igor und seinen zwei Assistenten z. B. in einen Raum, in dem man mehrere gefange Menschen zusammen mischen kann (!!!!), um einen neuen zu erstellen. Igor wird immer wieder nach Personen fragen, um mit ihnen zu experimentieren, neue zu erstellen und von ihnen zu lernen.

Auf der einen Seite hört sich das sehr komplex an, macht aber auf der anderen einen wichtigen Aspekt für das Fortkommen im Spiel aus, denn jeder Mensch hat ein eigenes Niveau, Fähigkeiten und Kräfte, die gegen die Bosse helfen können. Dieser Kombinations-Aspekt sollte sorgfältig verwaltet werden, denn je nach Level kann man einen mehr oder wenig gutes Mash-Up erreichen sowie die Statistiken mit einem Bonus aufzuwerten, der sich durch die Fusion ergibt.

Die Stimme der Herzen
Person 5 hat einen sehr erzählerisch/japanischen Stil, der einen starken Einblick in die Welt der japanischen Unterhaltungsmedien gibt. Alle Cutscenes sind in reinstem Anime-Style gehalten, der dem Spieler die Illusion gibt, ein interaktives OAV zu betrachten. Die englische Lokalisierung könnte vielleicht für den einen oder anderen Spieler etwas schwierig werden, da der Titel sehr textlastig ist. Auch ist man versucht, einige Dialoge einfach zu überspringen, was aber nicht empfehlenswert ist. Denn jedes Wort der Protagonisten hat eine Facette der Notwendigkeit, um das Spiel zu verstehen und zu lösen. Auch wenn das manchmal ziemlich unnötig erscheint – das gehört zum Teil der japanischen Seele des Spiels. Man kann es mögen, oder nicht: Persona 5 bleibt ein unvergesslicher Anblick. Wie schon erwähnt, sind die Straßen von Shibuya eine vollkommen offene Welt, einschließlich Geschäfte, die Lebensmittel und ähnliches verkaufen. Die Dungeons sind mannigfaltig, von der Burg, zum Museum, bis hin zu Pyramiden, sind sie in labyrinthischer Leistung immer gut gestaltet. Was aber einen speziellen Reiz bei Persona 5 macht, ist, dass es viele Möglichkeiten gibt, sich das Leben einfacher zu machen: man kann in den Geschäften Objekte kaufen und wird sofort gefragt, ob, wenn möglich, man ihn sofort ausstatten möchte und wird auch darüber informiert, ob man den zu laufenden Artikel schon besitzt oder besessen hat.

Natürlich gefällt nicht jedem diese Art der erzählerischen JRPG’s, aber auch denjenigen ist ein Teil der Dialoge gewidmet. Persona 5 ist bestimmt kein Titel für die Massen, wird aber mehr als nur eine Nische für sich finden.

Mit einer Spielzeit von geschätzten 100 Stunden im Hauptquest und einer tollen Darstellung der Grafik hat es in der heutigen Zeit schon einen speziellen Platz errungen. Mit der Wahl der Cel-Shading-Darstellung können viele Fehler des Realismus vermieden werden und er bietet ein hohes Maß an Breite und Tiefe an Details.

Auch der Soundtrack, wie vor kurzem in Nier: Automata auch schon geschehen, ist eine Mixtur von Rock’n’Roll bis hin zum Jazz. Alle Melodien spendieren eine unglaublich starke Stimmung im Spiel.
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