Mit der Lizenzierung des Animes „Chibi Maruko Chan“ konnte sich Hardball Films einen wahren Klassiker sichern. Mittlerweile hat der Publisher beide Volumes auf Disc veröffentlicht, die alle 52 deutsch synchronisierten Episoden umfassen. Wir haben uns den Spaß nicht entgehen lassen und ob der Anime gut gealtert ist, erfahrt ihr in der Rezension.
Achtung, ab dieser Stelle wie gewohnt: Spoiler voraus!!!
Die Geschichte entführt uns in die Anfänge der 70er Jahre in Japan, wo die Familie Sakura, bestehend aus Hiroshi Sakura (Vater), Sumire Sakura (Mutter), Tomozo Sakura (Großvater), Kotake Sakura (Großmutter), Sakiko Sakura (12-jährige Schwester) und unsere Protagonistin Momoko Sakura, zuhause ist. Momoko, die von allen aufgrund ihrer Größe nur „Chibi Maruko“ (zu Deutsch: kleine Kugel) genannt wird, ist 9 Jahre alt und geht in die dritte Klasse. Die inzwischen verstorbene Autorin der Reihe Momoko Sakura hatte angegeben, dass viele der Geschichten ihre eigenen Kindheitserinnerungen widerspiegeln sollen und das merkt man in jeder Pore. Der Anime erzählt in den insgesamt 52 deutschvertonten Episoden Alltagsgeschichten, in denen man sich hineinversetzen kann oder zumindest im Bekanntenkreis ähnliches gehört hat. Egal ob es das Fahrradfahren lernen ist oder stechende Zahnschmerzen, die einen durch den Tag begleiten inkl. Angst vor dem Zahnarzt. Der Anime baut einen realistischen Bezug auf und gipfelt am Ende meist mit einer Lektion für die Beteiligten, sodass Zuschauer über interessante oder moralische Punkte aufgeklärt werden.
Nicht nur im Haus Sakura geht es drunter und drüber, sondern auch in der Schule, wo Maruko gerne den Klassenclown mimt. Tamae „Tama-chan“ Hanami ist die beste Freundin von Maruko und gemeinsam mit ihr in einer Klasse. Anders als Maruko ist sie jedoch eine gute und fleißige Schülerin. Bei dem bunten Mix ist Chaos quasi vorprogrammiert. Wir haben uns zwei Geschichten näher angeschaut, damit ihr ungefähr ein Gefühl davon bekommt, was die Serie so thematisiert.
Allein in der großen Welt
Frühjahresferien, was für eine schöne Zeit. Für wenige Wochen keine Hausaufgaben, Klassen- und Strafarbeiten mehr. Stattdessen wird den ganzen Tag gefaulenzt, doch mit der Zeit kann das Nichtstun auch sehr anstrengend werden. So ergeht es der kleinen Maruko, die den lieben langen Tag schläft, statt was mit ihren Freunden zu unternehmen. Ihre Mutter ist davon jedoch weniger begeistert und möchte, dass Maruko ihre Freizeit sinnvoller nutzt. Und nein, Geld für Süßigkeiten wird es nicht geben, denn das hält Maruko für etwas Sinnvolles. Leider ist ihre Familie größtenteils beschäftigt, sodass sie sich alleine unterhalten muss. Doch was kann man gegen die Langeweile machen? Die Antwort ist simpel – Ihre andere Oma in einem anderen Stadtteil besuchen! Was wäre die Mama stolz, wenn Maruko die Hürde alleine überwinden würde. Wie eine richtige Erwachsene! Aber leider zeigt sich die Mutter absolut nicht überzeugt von der Idee, denn um zur Oma zu gelangen, muss sie nicht nur mit dem Zug, sondern auch mit dem Bus fahren. Ein viel zu großes Unterfangen für die 9-jährige Maruko. Sie wäre aber nicht sie, wenn sie keinen Plan B hätte. So bittet sie ihren Vater solange an, bis er weich wird und es ihr erlaubt. Klassisches Ausspielen der Elternteile.
Daraufhin ruft Sumire Sakura bei der Oma an und fragt, ob sie denn überhaupt Zeit habe. Sie freut sich immens auf das Wiedersehen mit Maruko, da sie sich schon eine Weile nicht mehr gesehen haben. So packt die 9-jährige Schülerin ihre Siebensachen und macht sich alleine auf in die große Welt. Die ersten Schritte verlaufen genauso, wie es sich Maruko vorgestellt hat. Sie kauft am Schalter eine Fahrkarte für den Zug, schafft es sogar, an der richtigen Station auszusteigen und auch die Busfahrt verläuft relativ ereignislos – denkt sie. Denn plötzlich erschallt aus den Lautsprechern eine Haltestelle, die gar nicht im Fahrplan steht. Ist sie in den falschen Bus gestiegen? Tatsächlich! Schnell steigt sie aus und ist in einer fremden Stadt, wo sie noch nie zuvor war. Völlig beängstigt macht sie sich auf der Suche nach Hilfe und findet ein Münztelefon. Zum Glück kennt sie die Hausnummer auswendig und wählt an der Drehscheibe die Nummer und beichtet ihrer Mutter, dass sie sich verlaufen hat. Doch bevor die Mutter erfahren kann, wo sich ihre Tochter befindet, endet das Telefonat, da Maruko nicht genug Kleingeld mit sich genommen hat. Leider ist sie viel zu ängstlich, um rumirrende Passanten um Hilfe zu bitten, bis sie auf zwei Schülerinnen trifft. Letztendlich begleitet sie „die Hässliche“ (So bezeichnet Maruko sie) zum richtigen Bus und am Zielort empfängt ihre Oma ihre Nichte mit einer kraftvollen Umarmung. Was lernen wir daraus? Wenn ihr vor einer großen Hürde steht, dann fasst euren Mut zusammen und bittet um Hilfe. Egal wie die Person aussehen mag, am Ende trifft man immer und überall auf hilfsbereite Menschen.
Schnipp-Schnapp Haare ab!
Ach ja, Kinder und das Haareschneiden. Wenn es nach denen geht, dann ist es nie notwendig. So denkt auch die kleine liebe Maruko. Dass ihr die Haare jedoch jedes Mal ins Gesicht fallen, wird dabei nicht bedacht. Ihre Mutter ist der Meinung, dass die Haare sie so nur vom Lernen ablenken würden und damit hat sie ohnehin schon Schwierigkeiten. Also wird es Zeit die Haare um paar Zentimeter anzupassen. Jetzt wo sich die Mutter der Familie umguckt, fällt ihr auf, dass sie so einigen Leuten die Haare kürzen sollten. Der Vater und die Schwester können sich erfolgreich drücken, doch Maruko hat nicht soviel Glück. Sumire, so der Name der Mama, will die Haare jedoch selbst schneiden und so Geld sparen, wovon Maruko nur bedingt überzeugt ist. Immerhin hat sie schon einmal die Haare von Hiroshi geschnitten und er sah aus wie ein gerupftes Huhn. Letztendlich hat Maruko keine Wahl und so wappnet sich die Mutter mit der Schere. Sie soll sich keine Sorgen machen, sie will doch nur die Spitzen abschneiden.
Nach nur einigen Sekunden im Prozess fällt der Mutter auf, dass sie doch etwas zu viel abgeschnitten hat. Selbst die ikonischen Dreiecke vorm Stirn sind weg und Maruko Befürchtungen sind tatsächlich eingetroffen – sie hat von vorne eine Topffrisur! Als sie sich im Spiegel erblickt, bricht sie in Tränen und spricht Flüche Richtung der Mutter aus. Wie konnte sie das ihr nur antun? Die Mutter spielt es runter und sagt immer wieder, dass sie doch sehr süß aussieht. Doch auch der Vergleich mit Prinz Eisenherz kann Maruko nicht beruhigen. Mit so einer Frisur kann sie doch niemals zur Schule gehen, damit wird sie zum Gespött der ganzen Schule! Auch Momente nach der neuen Haarpracht ist Maruko nur am weinen und malt sich einige Szenarien aus, wie sie immer und immer wieder von ihren Klassenkameraden geärgert wird. Die Mutter hat ihr ihre Leibspeise gekocht und hofft, sie damit besänftigen zu können. Sie traut sich tatsächlich aus ihrem Zimmer, auch wenn sie sich die Haare bedeckt. Ihre Familie versucht ihre Haare bzw. Marukos Vermummungsversuch gar nicht erst anzusprechen, auch wenn sie es fehlinterpretiert und denkt, dass sich niemand für ihre Gefühle interessiert.
Als Maruko sich beim gemeinsamen Essen Richtung des Salates streckt, entblößt sie ihre neue Frisur und Schweigen bricht am Esstisch aus. Just in diesem Moment kommt der Opa hereinstolziert und kann sich vor Lachen gar nicht mehr einkriegen. Daraufhin rennt Maruko aus dem Zimmer und weint sich in den Schlaf. Am nächsten Tag ist Maruko noch schlechter gelaunt als gestern, denn die Schule ruft. Völlig deprimiert schlendert sie vor sich hin und traut sich nicht einen Fuß auf den Schulhof zu setzen. In der Klasse pflanzt sie sich leise auf ihren Platz und ihre Freundinnen wundern sich, wieso sie denn die ganze Zeit ihre Mütze trägt. Mittlerweile hat sich auch der Klassensprecher Maruo eingemischt und verlangt immer wieder, dass Maruko ihre Mütze abnimmt. Erst als Sekiguchi die Klasse mit einer Cap betritt, wird die Situation etwas aufgelockert. Als die Unterrichtsstunde beginnt, wundert sich auch der Lehrer, wieso die beiden Schüler Mützen tragen. Nun kommt die Situation, wovor sich Maruko, aber anscheinend auch Sekiguchi, am meisten gefürchtet hat. Sie sollen die Mützen abnehmen. Binnen Sekunden brechen die Schüler in Gelächter aus, bis der Lehrer das Zepter übernimmt und von seinen „Haarunfällen“ erzählt. Auch seine Mutter hat ihm damals die Haare geschnitten, aber die neuen Frisuren stehen Maruko und Sekiguchi doch sehr gut. Daraufhin laufen beide rot an und vergessen beinahe, wieso sie in erster Linie überhaupt die Mütze trugen. In der Grundschule respektieren die Schüler ihren Lehrer, sodass sie niemand mehr über die beiden lustig macht. Mittlerweile hat Maruko ein sehr schlechtes Gewissen, weil sie so gemein zu ihrer Mutter war. Bestimmt weint sie den ganzen Tag. Sie muss schnell nach Hause und sich aufrichtig entschuldigen. Sofort nach dem Schulschluss sprintet sie den Heimweg entlang, öffnet die Haustür und… hört ihre Mutter lauthals lachen. Anscheinend plagen sie doch keine schlimmen Gedanken.
Bild und Animation
Wie gewohnt erst einmal die technischen Daten der Blu-ray-Disc. Da es sich bei dem Anime „Chibi Maruko Chan“ um einen wahren Klassiker der 90er Jahre handelt, wird der Anime in einem 4:3-Format, auch Pillarbox genannt, gehalten. Dadurch wird das Bild links und rechts von schwarzen Balken umgeben. Nichtsdestotrotz kriegt man eine Full-HD-Auflösung von 1080p serviert, das optisch durchaus überzeugen kann. Trotz des Alters ist die Bildschärfe sehr hochgehalten und auch die Farben sind sehr kräftig, ohne den Charme der 90er Jahre zu verlieren.
Für die Anime-Adaption war das Produktionsunternehmen Nippon Animation unter der Leitung von Jun Takagi zuständig, die zwischen 1990 und 1992 insgesamt 142 Episoden für den TV-Sender Fuji TV produzierten. Nach weiteren Projekten zum Franchise wurde die TV-Serie im Jahre 1995 fortgesetzt, die bis heute noch im Fernsehen ausgestrahlt wird.
Aufgrund der eher minimalistischen Animation von damals kann man sagen, dass „Chibi Maruko Chan“ sehr gut gealtert ist. Visuell ist der Anime ein perfekter Mix aus niedlich, simpel, bunt und dennoch herzlich einladend. Aufgrund des damaligen wöchentlichen Eröffnungsformats über zwei Jahre hinweg, braucht man hier kein Animationsfeuerwerk erwarten. Es übermittelt genau das, was es ausdrücken wollte, sodass wir der Animation nicht wirklich etwas ankreiden können.
Ton und Synchronisation
Auch hier fangen wir mit den technischen Daten an, die sich wie folgt lesen: Der Anime verfügt auf der ausgelieferten Disc nur über den deutschen Ton im PCM 2.0 Tonformat. Hierbei handelt es sich um einen unkomprimierten Sound, der einer CD-Qualität entspricht. Wirklich wahrnehmen macht man das einfachere Tonformat eher bedingt. Zumindest uns hat es nicht gestört, denn der Ton war insgesamt sehr klar und das Gesprochene setzte sich gekonnt von Hintergrundgeräuschen und der Musik ab. Insgesamt ein sehr angenehmes Hörerlebnis.
Die deutsche Vertonung entstand damals im Tonstudio „Synch! Synch! Kino- & TV-Synchronisation GmbH, die in Hamburg ansässig sind. Die Dialogregie führte Angelika Hiller, während Axel Brehm und Marion von Stengel die Dialogbücher verfassten. Da die Arbeiten an der hiesigen Synchronisationen bereits im Jahr 1990 begannen, kann man heute sagen, dass echte Größen der Branche an der Serie beteiligt waren. Mit Tanja Schumann als Momoko „Maruko“ Sakura oder Rolf Becker als Erzähler ist Qualität quasi vorprogrammiert. Generell haben alle beteiligten Sprecherinnen eine sehr gute Arbeit geleistet. Die Stimmen passen wunderbar zu den jeweiligen Charakteren und sorgen rundherum für ein positives Bild.
Physische Umsetzung
Wie ihr es von uns schon kennt, hat die physische Umsetzung des Produkts keinen Einfluss auf die Gesamtwertung des Reviews. Dieser Abschnitt dient mehr dazu, euch ein Bild von dem zu vermitteln, was euch als Käufer erwartet. Dabei beziehen sich alle Beschreibungen auf die Blu-Ray-Fassung aller zwei Volumes von „Chibi Maruko Chan”.
Alle beiden Volumes des Animes kommen in einem eigenen Pappschuber daher, die jeweils die Blu-ray-Hüllen ummanteln. Die Pappschuber selbst wurden vom FSK-Logo verschont, sodass nur unsere Protagonistin die Frontseite schmückt. Als physisches Extra liegt jedem Volume ein Sticker bei. Außerdem darf man sich über ein Wendecover freuen, sodass man das Artwork des Covers wahlweise ohne FSK-Logo genießen kann.
Als digitales Extra findet man auf dem ersten Volume das japanische Opening sowie die beiden Endings in der Variante ohne Text vor. Das zweite Volume kommt derweil mit dem deutschen Opening daher.
Allgemeine Daten
Veröffentlichung: 15. Dezember 2022 & 12. Januar 2023
Publisher: Hardball Films
Genre: Slice of Life, Comedy
Laufzeit: 10 Stunden und 50 Minuten je Volume
FSK: 6
Ton/Sprache: Deutsch (PCM 2.0)
Untertitel: /
Im Handel entdecken:
Handlung zu Volume 1:
Chibi Maruko-chan ist eine Drittklässlerin, die mit ihren Eltern, ihrer Schwester und ihren Großeltern zusammenlebt. Wenn sie nicht gerade ihre große Schwester in den Wahnsinn treibt, heckt sie Streiche gegen die Jungs in ihrer Schule aus oder stellt mit ihren Freunden Hanawa, Maruo und Tama die Nachbarschaft auf den Kopf. Die Neunjährige ist gerne auch hilfsbereit, verliert sich jedoch schnell wieder in ihren Tagträumen und neuen Abenteuern!
Handlung zu Volume 2:
Und weiter geht es mit den verrückten Geschichten aus dem Alltag von Chibi Maruko-Chan, der Drittklässlerin aus Shimizu City. Die Abenteuer von der 9-jährigen und ihren besten Freunden Hanawa, Maruo und Tama bringen Jung und Alt zum Lachen. Ursprünglich als Manga im Mädchenmagazin “Ribbon” erschienen gehört die Anime-Adaption zu einer der beliebtesten Anime-Serien in Japan, die bis heute noch im Fernsehen ausgestrahlt werden.
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