Mit seinem neuen Manga-Programm ist der Verlag dani books momentan in aller Munde. Wir hatten die Möglichkeit, trotz des ohne Zweifel vollen Terminkalenders den Geschäftsführer Jano Rohleder mit unseren Fragen zu löchern. Wir wollten unter anderem wissen, wie es zur Gründung von dani books kam, wie das kommende Manga-Programm aussieht und wie der Verlag mit schlechtlaufenden Titeln umgehen wird.
Wir danken Jano an dieser Stelle recht herzlich für seine Zeit und für das ausführliche Beantworten all unserer Fragen!
Anmerkung: Nachfolgend werden wir der Einfachheit halber AnimeNachrichten mit AN abkürzen, während Jano Rohleder einfach mit Jano betitelt wird.
AN: Hey Jano! Vielen lieben Dank, dass du dir in dieser stressigen Phase Zeit für unser Interview nimmst! 🙂
Jano: Bitte, bitte.
AN: Würdest du dich unseren Lesern vielleicht erstmal kurz vorstellen und uns ein bisschen von dir und deinem Werdegang erzählen?
Jano: Ich bin 36 Jahre alt und arbeite seit inzwischen knapp zwanzig Jahren mit Comics. Angefangen habe ich mit siebzehn, noch in der Oberstufe, als Übersetzer für die Disney-Comics von Egmont, u. a. im Micky-Maus-Heft und Donald-Duck-Sonderheft. Im Laufe der Jahre hat sich das dann mehr in den Buchhandelsbereich verschoben und seit ca. 2009 bin ich fast ausschließlich an den Buchhandelstiteln tätig. Dort übersetze ich zwar immer noch, mache aber oft auch Redaktionelles, wie die Zusammenstellung von Geschichten, Autoreninterviews, Vorwortschreiben und so was in der Art. Für die aktuelle Don-Rosa-Library habe ich zudem die komplette Bearbeitung einschließlich Layout etc. übernommen, das ist also quasi ein „Egmont by dani books“-Titel, weil ich die Bände dort exakt so bearbeite, wie ich sie bei mir selbst bearbeiten würde.
Neben dem Übersetzen und Textbearbeiten für andere Verlage (u. a. auch Cross Cult und Splitter) habe ich zudem seit 2012 meinen eigenen Verlag dani books, wo bislang primär westliche Comics erschienen sind, beispielsweise „Monster Allergy“, „Garfield“, „Akte X“, „Ghostbusters“, „Danger Girl“, „The Crow“ und diverse andere.
AN: Wie kam es zur Gründung deines Verlags dani books und was war dir bei der Entstehung eines neuen Verlags damals besonders wichtig? Wie kam der Name dani books zustande?
Jano: Bei der Arbeit an der damaligen Don-Rosa-Collection für Egmont (das war vor rund zehn Jahren der Vorläufer der aktuellen DR-Library) kam die Idee auf, für die Fans auch mal Dons Vor-Disney-Werke zu veröffentlichen, nämlich Sammelbände seiner beiden Reihen „The Pertwillaby Papers“ und „Captain Kentucky“. Weder Don noch ich konnten und wollten das aber vorfinanzieren, weshalb ich damals eine Crowdfundingkampagne eingerichtet habe, die dann auch sehr erfolgreich war und das doppelte angepeilte Ergebnis eingebracht hat. (Das waren allerdings englische Bände, weil die für Fans aus aller Welt gedacht waren.)
Im Rahmen der Kampagne hab ich dann ein Gewerbe als Verlag angemeldet, weil man in Deutschland ohne Gewerbe nicht einfach was verkaufen und veröffentlichen darf. Und weil das mit den Büchern Spaß gemacht hat (und ich noch 98 ISBNs übrig hatte, die waren nämlich auf Vorrat billiger :D), hab ich dann einfach weitergemacht. Der erste deutsche Titel war dann Danger Girl: Revolver Anfang 2013.
Am wichtigsten war mir immer, dass die Bände bei mir exakt so erscheinen, wie ich als Leser sie kaufen wollen würde. Ich lese ganz ehrlich nur noch recht wenig auf Deutsch, weil ich zu schnell genervt bin, wenn das Lettering hässlich ist oder Übersetzungen fehlerhaft oder schlecht formuliert sind und so was. Das will ich dann immer in die Ecke werfen. Bei meinen Titeln lege ich also immer extrem großen Wert darauf, dass das Lettering gut ist und sich vor allem auch die Übersetzungen stimmig lesen. Daher bearbeite ich selbst bei Bänden, die ich nicht selbst gelettert oder übersetzt habe, alles noch mal persönlich nach, damit es exakt meinen Vorstellungen entspricht. (Bei den westlichen Comics gleiche ich die Übersetzungen auch immer noch mal komplett Panel für Panel mit dem Original ab, denn selbst dem besten Übersetzer kann mal was durchrutschen oder ein Fehler passieren.) Schließlich steht ja mein Name als Verleger drin, daher muss ich persönlich für die Qualität meiner Bände stehen können. Das ist die dani-books-Garantie.
Generell habe ich mich auch nie daran orientiert, was andere Verlage machen, sondern daran, was ich als Fan, Sammler und Leser selbst haben wollen würde. Deshalb hab ich auch von Anfang an zu allen Titeln, bei denen das möglich war, Digital Copys angeboten. Heißt, wenn man von einem Band die Druckausgabe kauft, kann man mir seinen Kaufbeleg mailen und bekommt kostenlos auch noch die digitale Ausgabe. (Ist ein bisschen umständlich, aber so was wie bei DVDs und Blu-rays mit beigelegtem Code und automatischem Download wäre aufgrund der Kosten nicht realisierbar gewesen.)
Mit ganz wenigen Ausnahmen haben alle westlichen Comics bei dani books Digital Copys, nur die nicht, zu denen gar keine Digitalrechte verfügbar waren.
Bei den Manga wird das leider nicht gehen, weil in Japan Digital und Druck immer als zwei komplett eigenständige Lizenzen behandelt werden, also im Gegensatz zu den westlichen Comics nicht bei der Drucklizenz kostenlos mit dabei sind. Daher kann ich für die Manga leider keine kostenlosen Digital Copys anbieten und werde bis auf Weiteres auch generell nur von ein paar wenigen Reihen digitale Ausgaben veröffentlichen können. Denn die Digitalabsätze sind so gering, dass sich die zusätzliche Lizenzvorauszahlung für die in der Regel schlicht nicht lohnen würde.
Zum letzten Teil der Frage: dani books ist dadurch entstanden, dass ich nach einem Namen gesucht habe, der gut zu meinem Programm passt. Ich hatte erst was mit meinem Namen überlegt, Rohleder oder auf Englisch Rawhide oder so, aber das würde nur zu alten Westerncomics passen und nicht zu den knuffigen All-Ages-Titeln mit Zeichentrickoptik, die ich am liebsten mag. Dadurch ist dann dani books entstanden, das klingt durch das I im Auslaut lustig, niedlich, ein bisschen wie ein Soundword, und spiegelt sowohl vom Klang als auch vom Logo her das, was den Hauptteil meines Programms ausmacht.
Das dani-books-Logo ist übrigens bei Comicraft in den USA entstanden, die u. a. auch das Angry-Birds-Logo oder für Marvel das Black-Panther-Logo gestaltet haben. (Da war mir auch besonders wichtig, dass das gut aussieht, weshalb Comicraft meine erste Anlaufstelle war.)
AN: Du startest nun in diesem Jahr auch mit einem eigenen Manga-Segment. Wie oder anhand welcher Kriterien wählst du die Titel für das Programm aus?
Jano: Wichtigster Punkt ist tatsächlich immer, dass es etwas ist, was mich selbst interessiert und mir selbst gefällt. Diese Aussage scheint manchen Twitterreaktionen nach für einige Leute wohl befremdlich zu sein, aber für mich ist das ganz natürlich. Ich bin kein großer Konzern und bezahl alles von meinem eigenen Geld selbst. Und ich hab mit den Büchern ewig viel Aufwand und Arbeit. Dementsprechend muss das immer was sein, worauf ich selbst richtig Lust habe und was ich selbst auf Deutsch lesen möchte. Ich suche nie was anhand seiner Verkäuflichkeit aus und würde auch eine potenzielle Cash-Cow nicht bringen, wenn mir der Titel nicht selbst gefallen würde. Denn wenn ich selbst keinen Spaß dran habe, bringt mir das alles nichts und das viele Geld, die viele Arbeit und das hohe Risiko sind es dann nicht wert.
Manche Leute scheinen auch zu denken, dass ich bei den Manga bewusst auf Trendthemen oder Hypes setze oder so. Das stimmt aber nicht. Dass ich jetzt zwei, drei Titel habe, die international bekannter sind bzw. auch recht beliebte Animes haben (Nagatoro-san, Dragon Maid und Kuma Kuma Kuma Bär) ist reiner Zufall. Die hab ich also nicht danach ausgesucht, ob die jetzt ein aktueller Trend sind oder so.
Nagatoro-san ist meine eigene absolute Mangalieblingsreihe, die ich selbst schon von Anfang an lese und verfolge. Natürlich ist es für mich super, dass Manga und Anime da gerade international gehypet werden, aber das war jetzt nichts, was ich mir als „aktuelles Trendthema“ ausgesucht habe oder so. Konkret war es sogar so, dass der komplette Aufbau des Mangaprogramms immer mit dem Hintergedanken stattgefunden hat, vielleicht irgendwann dann auch mal Nagatoro-san machen zu können. Dass das jetzt doch schon so schnell klappt (noch im Sommer sah es gar nicht danach aus), ist für mich natürlich umso überraschender und erfreulicher gewesen. Ich mag alle meine Titel sehr gern, aber Nagatoro-san veröffentlichen zu können wird definitiv auf viele Jahre mein Megahighlight bleiben.
Den Kuma-Bär hab ich nur zufällig im Backlistkatalog meiner japanischen Lizenzagentur gesehen und fand die Idee lustig und das Artwork cool. Und Dragon Maid war ein Leserwunsch im Comicforum, da hab ich mir die Reihe angeschaut und für gut und ins Programm passend befunden, und daher entsprechend eingekauft. Von den wohl recht beliebten Animes zu beiden Reihen wusste ich zu der Zeit gar nichts. Die wären aber für meine Entscheidung auch nicht ausschlaggebend gewesen, weil man von Anime-Beliebtheit nicht automatisch auf potenzielle Manga-Beliebtheit schließen kann. Das waren also immer ausschließlich „Sieht gut aus und passt ins Programm“-Entscheidungen und kein „aktuellen Trends folgen“ oder so was.
Neben dem Aspekt „Gefällt mir das?“ ist natürlich, wie ich gerade schon angedeutet habe, auch die Frage, ob was ins Programm passt, ein Auswahlkriterium. Primär werden bei dani-books-Comedytitel erscheinen, Romcom, Highschool-Comedy und so was in der Richtung, weil das auch das ist, was ich selbst gern am liebsten lese … und zudem das, wo ich zum Glück auch die größte Auswahl an freien Titeln habe, weil die anderen Verlage alle die Devise „Comedy läuft in Deutschland nicht“ zu haben scheinen. (Nagatoro war z. B. vom Lizenzgeber laut eigener Aussage sehr oft aktiv empfohlen worden, wollte aber absolut niemand haben.) Das ist für mich natürlich gut, weil ich Titel, an denen auch noch Kollegen Interesse hätten, gar nicht kriegen würde. Denn jeder andere Verlag ist größer, kann größere Auflagen machen und entsprechend höhere Vorauszahlungen leisten. Es wird zwar auch immer mal Titel aus anderen Genres geben, vorwiegend dann in Richtung Spannung/Abenteuer (wie aktuell Holmes of Kyoto und The Cradle of the Sea), aber die sind erst mal die Ausnahme, die die Regel bestätigen. 😉
AN: Kannst du uns schildern, wie bei dir der Prozess von der Titelauswahl bis zu dem Zeitpunkt aussieht, an dem ein Manga bei uns daheim im Regal steht? Welche Hauptaufgaben übernimmst du selbst dabei, welche Schritte gibst du ab?
Jano: Wenn ich einen potenziellen Titel ausgesucht habe, muss ich mich an den Lizenzgeber wenden. Das läuft entweder über diesen direkt oder über eine externe Agentur. Man schickt dort ein Angebot hin, in dem Auflage, Preis, prozentuale Tantiemen und Tantiemenvorauszahlung genannt werden. Dann bekommt man irgendwann Rückmeldung, ob das so okay geht oder was angepasst werden soll oder ein Titel vielleicht gar nicht verfügbar ist. Dieser komplette Teil bis hin zum unterschriebenen Vertrag kann von zwei Tagen (war z. B. bei Dragon Maid so) bis hin zu sechs oder mehr Monaten dauern. Besonders wenn das nicht über einen Ansprechpartner beim Verlag selbst, sondern über eine Agentur läuft, dauert das in der Regel recht lang, weil dann alles erst von der Agentur an den Lizenzgeber weitergeleitet werden muss und Rückmeldungen von dort auch wieder zu mir weitergeleitet werden müssen.
Hinzu kommt, dass viele japanische Lizenzgeber immer noch auf Papierverträgen bestehen. Heißt, selbst wenn schon alles klar ist, kann es noch mal viele Wochen dauern, bis dann wirklich alles unterschrieben ist: Agentur schickt ausgedruckten Vertrag an den Lizenzgeber, der unterschreibt den irgendwann, dann geht er an die Agentur zurück, die schickt den an mich weiter, dann hängt der Brief vielleicht noch mal einen Monat im Zoll in Frankfurt fest, dann unterschreibe ich den Vertrag auch und schick ihn wieder zurück … und wenn der dann mal in Japan angekommen ist und die Rechnungen bezahlt sind, bekommt man irgendwann sein Material und kann loslegen.
Wenn mir das Material nach ein paar Tagen, Wochen, Monaten … vorliegt, geht’s zum Übersetzen. Dafür bekommt der jeweilige Übersetzer ein nummeriertes japanisches PDF und macht sich an die Arbeit. Parallel mach ich schon mal das Buchlayout, denn in der Regel bekommt man keine fertigen InDesign-Dateien, sondern nur die textlosen TIFs der Seiten und muss die dann in sein eigenes Buchlayout setzen. Wenn die Übersetzung fertig ist, wird sie noch lektoriert und nachbearbeitet, danach wird gelettert, also der Text in die Sprechblasen gesetzt. Die Hintergrundtexte (Soundeffekte, Schilder und so was) werden separat von Hand reingezeichnet, da parallel dazu gleich die japanischen Zeichen rausretuschiert werden (die Seiten enthalten zwar in der Regel keinen Text, aber die von Hand gezeichneten Soundeffekte und so was sind als Teil des Artworks natürlich in den Dateien drin, die man bekommt).
Wenn dann das Lettering fertig ist, wird noch mal alles nachbearbeitet, korrigiert etc. und dann kann eigentlich die fertige Druckdatei als PDF aus InDesign ausgegeben und an die Druckerei geschickt werden. Ab dann dauert es in normalen Zeiten ca. drei bis vier Wochen, bis die Bücher bei meinem Vertrieb angeliefert werden (aktuell wegen der Papierknappheit manchmal etwas länger, aber hält sich noch im Rahmen) und vom Vertrieb werden die Bücher danach meistens in der Folgewoche schon an den Handel ausgeliefert.
Direktkundenbestellungen verschicke ich selbst, dafür bekomme ich parallel zum Vertrieb auch Exemplare angeliefert.
Generell mache ich bei dani books alles Administrative selbst, also u. a.: Kommunikation mit den Lizenzgebern, Buchhaltung, Betreuung von Website und Onlineshop samt Versand, Kommunikation mit den Übersetzern, dem Handel, den Medien etc. Inhaltlich mache ich bei den Manga das Layout der Bände, das finale Anpassen der Textstände und die finale Bearbeitung und Korrektur der Übersetzungen. Das Dialoglettering mache ich teilweise auch selbst, gebe ich aber üblicherweise ab. Generell extern werden bei den Manga die Übersetzungen gemacht (bei den westlichen Comics übernehme ich die großteils ebenfalls selbst, was aber bei den Manga mangels Japanischkenntnissen schlecht geht ;)), die deutschen Reihenlogos und ich lasse auch immer schon mal jemand vorab die Texte lektorieren und korrigieren, bevor ich dann selbst die Endbearbeitung und Endkontrolle mache.
AN: Was würdest du sagen unterscheidet dich vielleicht von anderen, schon bereits am Manga-Markt etablierten Verlagen?
Jano: Generell, wie schon gesagt, übertriebene Detailversessenheit. 😉 Ich gebe nichts aus der Hand, was ich nicht persönlich komplett durchgegangen bin und bei dem ich nicht zu einhundert Prozent mit Lettering und Übersetzung zufrieden bin. Das muss immer haargenau so aussehen, wie ich es mir vorstelle, sonst geht’s nicht in Druck. (Allein beim Lettering sitz ich z. B. am Ende immer noch mal ein, zwei Tage nur daran, die Textstände so anzupassen, dass die auch auf den Millimeter genau passen, die Texte der Blasenform folgen, nicht zu hoch oder zu tief oder zu weit seitlich sind etc.) So was ist bei den größeren Verlagen aufgrund der monatlichen Menge an Titeln natürlich gar nicht möglich, das kann eigentlich nur ein bekloppter Fanverleger, der sich selbst nichts bezahlt, machen. 😉
Aber unabhängig davon würde ich Flexibilität sagen. Durch meine kleinen Auflagen kann ich natürlich viel eher Reihen bringen, die sich für die größeren Verlage (die mindestens Auflagen zwischen 2000 und 3000 Stück brauchen, allein um kostendeckend zu werden) nicht lohnen würden. Und ich kann auch einfach spontan was einplanen, was bei den anderen Verlagen, die größtenteils Programmvorläufe von anderthalb Jahren haben, ebenfalls in der Regel nicht geht. So was wie „Dragon Maid im Comicforum vorgeschlagen bekommen und ein paar Tage später schon den Vertrag haben und offiziell als kommenden Titel ankündigen“ ist bei den großen Verlagen quasi komplett ausgeschlossen, weil die so viel Vorlauf haben und an solchen Entscheidungen so viele Leute beteiligt sind. Da gibt es erst Programmkonferenzen, alle möglichen Leute müssen zustimmen etc. Bei mir bin ich selbst derjenige, der alles entscheidet und alles selbst bezahlt, und hab daher bei der Planung völlige Freiheit, ohne mich mit jemandem abstimmen zu müssen.
AN: Wie sieht das bei dani books mit den Auflagen aus? Du gehst ja zunächst einmal mit eher kleinen Erstauflagen von etwas mehr als 1000 Exemplaren je Volume ins Rennen. Was sind die Hintergründe für diese Entscheidung? Und wie handhabst du das Thema Nachdruck, sofern ein Titel im Handel vergriffen sein sollte?
Jano: Die 1200er-Startauflagen habe ich aufgrund meiner Erfahrungen mit den westlichen Comics so geplant. Das ist so ein Wert, bei dem man die für Kostendeckung nötige Zahl an verkauften Exemplaren (bei den Manga so 700-800 Stück) selbst bei eher schlecht laufenden Reihen erreichen sollte und gleichzeitig nicht zu viel verliert, falls man sie doch mal nicht erreicht. Klar, wenn ich z. B. 2500 Stück drucken lasse, wird zwar der Produktionspreis pro Exemplar deutlich niedriger, aber ich verlier auch viel mehr und guck in die Röhre, falls dann doch nur 300 oder 400 Stück oder so weggehen. Von daher plane ich das lieber alles mit möglichst geringem Risiko, weil das ja alles mein Geld ist und ich nicht Teil von großen internationalen Konzernen bin, die viel finanziellen Puffer haben.
Falls die Reihen überraschend gut laufen sollten und die 1200 Stück schnell weg sind, wird natürlich zeitnah nachgedruckt. Alle dani-books-Titel sind immer dauerhaft lieferbar. Im Idealfall laufen die Reihen so gut, dass sich irgendwann auch direkt höhere Startauflagen realisieren lassen. Das wäre wünschenswert, denn bei 1200 Stück ist (selbst bei den 9,99 EUR Ladenpreis) so wenig dran verdient, dass der Gewinn bei vollständig verkaufter Auflage noch nicht mal ganz dafür reicht, den Nachdruck komplett zu finanzieren. Entsprechend ist es natürlich besser, gleich höhere Auflagen machen zu können und den Gewinn nicht gleich wieder in einen Nachdruck investieren zu müssen.
Aber da ich bei den Manga bislang noch komplett gar nicht einschätzen kann, wie da die Verkaufszahlen aussehen werden, bleibe ich für den Anfang lieber erst mal bei dieser risikoarmen Kalkulation.
AN: Alle deine Titel werden je Volume zu einem Preis von 9,99 Euro ins Rennen gehen (Von den Nagatoro Special Editions einmal abgesehen). Kannst du unseren Leser:innen vielleicht kurz erklären, wie du dabei kalkulierst und warum du diesen Preis verlangen musst?
Jano: Ich hab es ja gerade schon kurz angedeutet. Bei kleinen Auflagen sind die Produktionskosten pro Exemplar sehr hoch und man verdient so wenig dran, dass ich selbst, wenn die Auflage komplett abverkauft wird, noch nicht mal die Kosten für einen Nachdruck komplett wieder drin habe.
Generell muss man sich dabei zunächst bewusst sein, dass beim Verlag bei Handelsverkäufen weniger als die Hälfte des Ladenpreises ankommt: Wenn man einen Titel für 9,99 EUR anbietet, gehen da erst mal sieben Prozent Umsatzsteuer ab. Bleiben 9,34 EUR. Davon gehen 55 % als Handels- und Vertriebsrabatt ab. Bleiben 4,20 EUR. Tantieme für den Lizenzgeber sind so acht bis zehn Prozent des Netto-Ladenpreises, also noch mal mindestens 0,75 EUR. Bleiben 3,45 EUR.
Die Druckkosten liegen bei 1200 Exemplaren je nach Größe und Umfang bei etwa 1,60 EUR bis 2,20 EUR pro Stück (ich nehme immer gutes dickes Papier und hab zum Teil auch noch Klappenbroschuren und so was). Bleiben im Idealfall noch 1,85 EUR (oder im weniger idealen Fall 1,25 EUR).
Von diesen 1,85 EUR pro Exemplar (bei einer 1200er-Auflage also insgesamt 2220 Euro) muss ich als Verlag nun alle anfallenden Kosten tragen. Das sind Übersetzung, Lettering, Lektorat etc. und der Lizenzgeber kassiert üblicherweise auch noch ein paar Hundert Euro als Dateigebühren.
Ich bin mit den 9,99 EUR Ladenpreis also schon sehr eng an der Grenze des Machbaren und kann das auch nur machen, weil ich mir selbst für meine Arbeit nichts bezahle. Generell sind Manga in Deutschland (und auch Bücher insgesamt) in Relation zu den Kosten eigentlich auch zu günstig. Realistischer müssten die preislich eher in Richtung von US-Manga gehen. Ich müsste wirtschaftlich sinnvoll bei den Bänden mit 1200er-Auflage eigentlich auch eher 12 EUR nehmen, aber dann würde die natürlich keiner mehr kaufen, weil die Leser ja die günstigen Preise gewohnt sind. Wenn man einen Band heute für 6,99 EUR oder 7,99 EUR kauft, muss man sich dabei immer bewusst sein, dass so was nur aufgrund von seeeehr hohen Auflagen geht.
Aber jedenfalls ist das auch der Grund, warum ich, wie gesagt, hoffe, dass ich künftig möglichst direkt mit etwas höheren Auflagen starten kann. Und natürlich auch der Grund, warum ich immer sehr froh bin, wenn Leute versandkostenfrei direkt bei mir auf www.danibooks.de bestellen. Denn ohne die Verkäufe im Handel geht’s natürlich nicht, aber jede Direktbestellung ist (dadurch, dass mir da nicht noch die 55 % abgehen) für mich so viel Wert wie zwei Handelsexemplare. Das ist bei den geringen Einnahmen natürlich schon ein ziemlicher Unterschied.
AN: Ein Verlag muss am Ende ohne Frage natürlich immer wirtschaftlich bleiben, daher Hand auf’s Herz: Sollte sich ein Titel nicht so verkaufen wie erhofft, kann das bei dir dazu führen, dass du eine Reihe gegebenenfalls unvollendet abbrechen musst?
Jano: Die Verträge haben heute fast immer eine Klausel, mit der man sich verpflichtet, Reihen unabhängig vom Erfolg komplett zu veröffentlichen. Und selbst wenn das mal nicht der Fall ist, wird einem vom Lizenzgeber nahegelegt, dass das erwartet wird. Genau das ist auch wieder einer der Gründe dafür, dass ich erst mal nur mit 1200er-Auflagen kalkuliere, denn da verliere ich nicht viel, selbst falls mal ein Titel sehr schlecht laufen sollte.
Ich plane bis auf ganz wenige Ausnahmen auch erst mal nur Reihen, die maximal zehn Bände haben (einige haben sogar nur zwei oder drei). Das liegt zum einen erst mal an den Produktionskapazitäten, zum anderen aber primär auch daran, dass sich Reihen von Band zu Band immer weniger verkaufen und es natürlich fatal wäre, eine Reihe mit 25 oder 30 Bänden zu haben, die schon ab dem fünften oder zehnten Band oder so nicht mehr kostendeckend ist. Bei so langen Sachen lässt sich einfach superschwer einschätzen, ob das Leserinteresse über so viele Bände hoch genug bleibt. Daher wird man solche Titel bei mir in den nächsten Jahren erst mal nicht finden.
Aber jedenfalls nein, alle gestarteten Reihen werden immer vollständig erscheinen.
AN: Kommen wir zum Thema Extras: Bei „Neck mich nicht, Nagatoro-san” bietest du bestimmte Bände, die in Japan als Special Edition verfügbar waren, ja auch hierzulande in einer solchen an. Dabei liegen beispielsweise auch kleine Bonusbüchlein als Extras bei. Sind derzeit auch zu weiteren deiner Titel besondere Extras oder vielleicht sogar spezielle Editionen (Limited Editions, Special Editions, …) geplant?
Jano: Dazu kann ich offiziell nichts sagen, solange ich die jeweiligen Verträge noch nicht habe, aber üblicherweise kann man davon ausgehen, dass ich japanische SEs übernehme. Bei „Die Yakuza-Nanny“ gab es z.B. beim letzten Band auch eine Beilage, die sich für Deutschland problemlos übernehmen lassen sollte.
Bei den anderen bislang geplanten Reihen sind mir jetzt so spontan aus dem Kopf heraus keine japanischen SEs bekannt, aber wie gesagt, wenn es welche gibt, werde ich üblicherweise schauen, dass ich diese auch für Deutschland übernehmen kann.
AN: Kannst du uns vielleicht auch schon ein paar weitere Details über das kommende Programm verraten, beispielsweise geplante Veröffentlichungstermine oder andere spannende Dinge?
Jano: Die konkreten Termine sind derzeit tatsächlich am schwierigsten zu planen, weil die u. a. auch durch die Produktionszeit bei den Druckereien beeinflusst wird. Daher habe ich jetzt erst mal nur die nächsten paar Monate konkret verplant und noch nicht für alle bekannten Reihen einen finalen Termin angesetzt. Die Termine für die ersten Verröffentlichungen wurden jetzt bekanntgegeben, da nun die neue Version der dani-books-Website online ist. Ab sofort kann man auch offiziell im Handel vorbestellen, wenn man lieber dort kauft, da ich die Einlistung beim Vertrieb parallel zu den Katalogeinträgen auf der Verlagswebsite vornehme.
Grundsätzlich geht es mit den Reihen immer dann los, wenn bereits zwei Bände auf Vorrat bearbeitet sind. Das war mir wichtig, damit genug Puffer da ist, um den angekündigten Veröffentlichungsintervall problemlos einhalten zu können. Der wird üblicherweise bei dreimonatlich liegen, Ausnahmen davon sind derzeit nur Nagatoro-san mit monatlich und „Mysterious Girlfriend X“ mit zweimonatlich. Dragon Maid könnte ggf. auch auf zweimonatlich angehoben werden, falls sich das gut verkauft, da es davon auch noch diverse Spin-offs gibt, die dann ggf. noch gebracht werden könnten. Aber das wird sicherlich nicht vor frühestens der zweiten Jahreshälfte der Fall sein.
AN: Können sich die Leser bei dani books zukünftig primär auf ein bestimmtes Genre einstellen oder wirst du da verschiedenste Geschmäcker bedienen?
Jano: Ja, das hatte ich ja weiter vorn schon erwähnt. Das dani-books-Programm wird seinen Schwerpunkt auf Comedy in den verschiedensten Varianten haben. Mal Romcom, mal Highschool-Comedy, mal mit Slice-of-Life-Einschlag, mal mit ein bisschen Fantasy dabei. Titel ohne Humorschwerpunkt werden auf absehbare Zeit erst mal die Ausnahme von der Regel bleiben.
AN: Für ein Startprogramm hast du bereits ordentlich viele Lizenzen angekündigt. Natürlich interessiert uns dennoch: Gibt es schon weitere neue Lizenzen auf die sich die Fans freuen können oder sind diese bereits in Planung? Oder möchtest du nun erst einmal den Start des Programms und die ersten Verkäufe abwarten?
Jano: Alles, was ich eingekauft habe, und damit auch alles, wozu ich offiziell was sagen kann, habe ich bereits angekündigt. Weitere Verträge liegen derzeit nicht vor und es müssen natürlich auch erst mal die schon eingekauften Sachen übers Jahr verteilt (und danach fortgesetzt) werden. 😉 Ich hab natürlich eine Liste von Titeln, die ich von jedem Lizenzgeber am dringendsten machen möchte, und es sind ein paar davon auch bereits angefragt, aber konkret steht außer den schon bekannten Reihen aktuell nichts fest. Was ich grob sagen kann: Wer Titel wie Nagatoro-san mag, also dieses Teasing-Comedy-Genre, wird sicherlich auch künftig bei mir fündig, und vielleicht taucht sogar gelegentlich der eine oder andere (mal mehr, mal weniger lustige) Vampir oder Dämon auf … 😉
AN: Der Vorverkauf der Leipziger Buchmesse hat vor gar nicht allzu langer Zeit begonnen? Wird man dich dort oder auf anderen Conventions in Zukunft auch antreffen? Hat dani books für diese besonderen Fanmomente Überraschungen für die Leser geplant? (Anmerkung der Redaktion: Zum Zeitpunkt des Interviews war die Absage der Leipziger Buchmesse noch nicht bekannt!)
Jano: In Leipzig werde ich frühestens dann mit Stand sein, wenn das irgendwann mal wieder unter normalen Bedingungen möglich ist. Die Stände dort sind extremst teuer und ich müsste allein schon 400 oder 500 Bücher vor Ort verkaufen, um überhaupt nur kostendeckend zu sein. Das ist mir aktuell einfach zu riskant, weil sich auch bislang gar nicht abschätzen lässt, ob und mit welchen Auflagen die Veranstaltung am Ende überhaupt möglich sein wird. Ich hatte für letztes Jahr sehr viele Signier- und Messe-/Festivaltermine geplant, die aus bekannten Gründen alle ausgefallen sind, und den ganzen Kram mit Stornierungen, Rückbuchungen etc. erledigen zu müssen (es waren viele Anreisen von internationalen Zeichnern angedacht und schon gebucht), war furchtbar nervig und anstrengend. Daher bin ich mit allen Veranstaltungsplanungen sehr vorsichtig geworden.
Konkret ist für dieses Jahr (sofern er stattfindet) ein Stand beim Comic-Salon in Erlangen geplant, außerdem werde ich voraussichtlich im Comicpark in Erfurt sein und ein- oder zweimal bei der Vienna Comix in Wien.
Separate Messespecials sind nicht angedacht, oder zumindest nichts Messe-Exklusives. Wenn es mal was speziell für Messen gibt, werden die Restbestände davon danach immer auch auf der dani-books-Website angeboten. Das habe ich bisher immer so gemacht und werde ich auch künftig so beibehalten.
Was einen Besuch am dani-books-Stand zu etwas Besonderem macht, ist die Begegnung mit den Zeichnern, ich hab eigentlich immer mindestens ein bis zwei Zeichner der Titel aus meinem Programm zum Signieren und Zeichnen vor Ort. Natürlich ist das im Moment nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich (was auch die Planung für die Veranstaltungen so schwierig macht, man weiß schlicht nicht, was wann überhaupt geht), aber prinzipiell finde ich das an den Veranstaltungen immer am spannendsten. Inwieweit das künftig auch für japanische Künstler möglich sein wird, bleibt abzuwarten. Dazu kann ich aktuell noch komplett gar nichts sagen.
AN: Vielen Dank für die Antworten auf all unsere Fragen! Wir hoffen, wir haben dich damit nicht allzu sehr von der Arbeit abgelenkt. Wir freuen uns auf den Start deines Manga-Programms und sind gleichzeitig bereits gespannt auf weitere Projekte in diesem Bereich, die uns dani books in Zukunft präsentieren wird!
Über die ersten Manga-Titel von dani books:
Neck mich nicht Nagatoro-san (Start im April)
- Band 1 (dani books/Amazon/Thalia)
- Band 2 (dani books/Amazon/Thalia)
- Band 2 – Special Edition mit Artbook (dani books)
- Band 3 (dani books/Amazon/Thalia)
- Band 3 – Special Edition mit Comicanthologie (dani books)
Handlung:
Was passiert, wenn ein introvertiertes Mitglied des Kunstclubs auf eine freche Sportskanone trifft?
Nagatoro ist gerade im ersten Jahr der Oberschule, als sie eines Nachmittags einem schüchternen Schüler aus der Jahrgangsstufe über ihr begegnet. „Senpai“ liebt Zeichnen und sieht sich gern als Held seiner eigenen Manga. Ein gefundenes Fressen für Nagatoro und ihre Clique. Während sich die Mädchen zunächst hemmungslos über Senpai lustig machen und er denkt, dass es nur das übliche Mobbing von Leuten sei, mit denen er sowieso nie mehr etwas zu tun haben wird, taucht Nagatoro tags darauf plötzlich bei ihm im Clubraum auf. Doch was steckt dahinter? Was will sie von ihm? Und warum scheint es irgendwie so, als wäre er der Einzige, den sie gerne nervt, und als würde es sie extrem stören, wenn noch jemand anders ihren Senpai ärgert?
Miss Kobayashi’s Dragon Maid (Start im Mai)
- Band 1 (dani books/Amazon)
- Band 2 (dani books/Amazon)
Handlung:
Miss Kobayashi ist eine gewöhnliche Büroangestellte, die ein langweiliges Leben allein in ihrer kleinen Wohnung führt – bis sie dem Drachen Tohru das Leben rettet. Tohru hat die Fähigkeit, sich in ein knuffiges Menschenmädchen zu verwandeln (wenn auch mit Hörnern und einem langen Schwanz!), und stellt sich fortan als Haushälterin in den Dienst ihrer Retterin … ob es Miss Kobayashi gefällt oder nicht. Denn wenn man einen hartnäckigen Drachen, der einen noch dazu anhimmelt (aber Menschen ansonsten hasst), als Haushälterin und Mitbewohnerin hat, ist alles etwas chaotisch.
Eine unmenschlich lustige Komödie über den Alltag einer hart arbeitenden Bürodame und ihrer unbeholfenen Drachenhaushälterin!
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